Seit 1948 wurden bei der Welthandelsorganisation (WTO) 524 regionale Handelsabkommen notifiziert. Ziel solcher Abkommen ist die Liberalisierung des Warenverkehrs durch den Abbau von Zöllen sowie der nicht-tarifären Handelshemmnissen zwischen einer bestimmten Anzahl an Staaten (mindestens zwei an der Anzahl). Mit regional ist ein abgegrenzter geographischer Raum gemeint, so dass die Mitgliedsstaaten in unmittelbarer Nähe zu einander liegen, jedoch nicht unbedingt Nachbarsstaaten sein müssen.
Ein solches Abkommen ist ambivalent und geht mit der Diskriminierung der Drittstaaten ein, also derjenigen Staaten, die sich nicht am Handelsabkommen beteiligen. Die Mitgliedstaaten eines solchen Handelsblocks erlegen einen neuen Zoll für die Außenwelt oder behalten ihren ursprünglichen Zollsatz. Aufgrund dieser Ambivalenz ergibt sich die Frage nach den Auswirkungen der regionalen Handelsabkommen auf die Wohlfahrt.
Welche Wohlfahrtseffekte resultieren aus einer Zollunion für die Mitgliedsstaaten und die gesamte Welt? Oft wurde diese Fragestellung in der einschlägigen Literatur diskutiert. Die Meinungen der Autoren hinsichtlich dieses Themas sind divergent, so dass keine einheitliche Antwort auf diese Frage gegeben werden kann.
In dieser Arbeit werden zwei Modelle vorgestellt, die die Wohlfahrtseffekte einer Zollunion auf unterschiedliche Betrachtungsweise analysieren. Zum einen wird die neoklassische Theorie der Zollunion von Viner (1950), die zwei ambivalente Wohlfahrtseffekte - Handelsschaffung und Handelsumlenkung - darstellt, detailliert erklärt. Anschließend wird die Europäische Union seit ihrer Gründung auf diese Wohlfahrtseffekte analysiert. Zum anderen wird die neue Theorie von regionalen Handelsabkommen nach Marrewijk (2002), die auf dem Modell von Krugman (1991) aufbaut, vorgestellt. In diesem Modell werden Wohlfahrtseffekte hinsichtlich der Anzahl der Handelblöcke in der Welt untersucht. Abschließend wird ein Fazit gezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konzeptionelle Grundlagen
- Neoklassische Theorie der Zollunion
- Handelsschaffung
- Handelsumlenkung
- Europäische Integration
- Neue Theorie von regionalen Handelsabkommen
- Das Modell von Krugman
- Das Modell von Marrewijk
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Auswirkungen von regionalen Handelsabkommen auf die Wohlfahrt. Sie untersucht, welche Effekte die Bildung einer Zollunion für die Mitgliedsstaaten und die Weltwirtschaft hat. Die Arbeit beleuchtet sowohl die neoklassische Theorie der Zollunion als auch die neue Theorie von regionalen Handelsabkommen, die auf dem Modell von Krugman aufbaut.
- Wohlfahrtseffekte von regionalen Handelsabkommen
- Neoklassische Theorie der Zollunion (Handelsschaffung und Handelsumlenkung)
- Europäische Integration und ihre Auswirkungen auf die Wohlfahrt
- Die neue Theorie von regionalen Handelsabkommen und die Rolle der Handelsblöcke
- Globale Wohlfahrt und die Auswirkungen von Handelsabkommen auf die Weltwirtschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Thematik der regionalen Handelsabkommen vor und skizziert die Ambivalenz ihrer Auswirkungen auf die Wohlfahrt.
- Kapitel 2 definiert die konzeptionellen Grundlagen von Zollunionen als einer Form der regionalen Wirtschaftsintegration. Es wird der Grundsatz der Nichtdiskriminierung sowie die Rechtmäßigkeit regionaler Abkommen im Kontext des GATT/WTO erläutert.
- Kapitel 3 erläutert die neoklassische Theorie der Zollunion nach Viner, die die beiden gegensätzlichen Effekte von Handelsschaffung und Handelsumlenkung hervorhebt. Die Analyse verwendet ein partiales Gleichgewichtsmodell mit drei Ländern und untersucht die Auswirkungen der Zollunion auf den Handel und die Wohlfahrt.
- Kapitel 4 untersucht die Europäische Union als Beispiel für eine Zollunion und analysiert die Auswirkungen der Integration auf die Wohlfahrt. Es werden sowohl handelsschaffende als auch handelsumlenkende Effekte in der EU beleuchtet.
- Kapitel 5 stellt die neue Theorie von regionalen Handelsabkommen nach Marrewijk vor, die auf dem Modell von Krugman aufbaut. Dieses Modell untersucht die Wohlfahrtseffekte von regionalen Handelsabkommen in Abhängigkeit von der Anzahl der Handelsblöcke in der Welt. Die Analyse berücksichtigt die Rolle der Substitutionselastizität und die Auswirkungen von Zöllen auf die globale Wohlfahrt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Aspekten der regionalen Wirtschaftsintegration und deren Auswirkungen auf die Wohlfahrt. Schlüsselbegriffe sind regionale Handelsabkommen, Zollunion, Handelsschaffung, Handelsumlenkung, neoklassische Theorie, neue Theorie von regionalen Handelsabkommen, Krugman-Modell, Marrewijk-Modell, globale Wohlfahrt, Substitutionselastizität, Handelsblöcke und GATT/WTO.
- Arbeit zitieren
- Vera Riesenweber (Autor:in), 2014, Vor- und Nachteile von regionalen Handelsabkommen, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/295105