Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, das Risikomanagement vorzustellen und zu systematisieren. Zu diesem Zwecke werden im zweiten Kapitel zunächst Grundlagen vermittelt, um ein theoretisches Fundament zu bilden, indem besonders das Kreditrisiko und das Kreditrisikomanagement näher beleuchtet werden. Im folgenden Kapitel wird der Risikomanagementprozess erläutert und in seine einzelnen Prozesse Risikoidentifikation, Risikomessung sowie Risikosteuerung zerlegt. Diese Arbeit fokussiert als ausgewähltes Instrument der Risikosteuerung die Berechnung des Erwarteten Verlustes als Umsetzung bei der Deutschen Bank. Zum Abschluss erfolgen eine Zusammenfassung und ein Fazit aus den Ergebnissen.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Vorgehensweise
2. Die Ausgestaltung des Kreditrisikomanagements bei der Deutschen Bank
2.1 Begriffserklärungen
2.1.1 Bankbetriebliche Risiken
2.1.2 Kreditrisiko
2.1.3 Risikomanagement
2.2 Möglichkeiten und Grenzen der Ausgestaltung des Kreditrisikomanagementsystems
2.2.1 Prinzipien und Prozesse
2.2.2 Risikoidentifikation
2.2.3 Risikomessung
2.2.4 Risikosteuerung- und Vermeidung
3. Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Quellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Erwarteter und Unerwarteter Verlust
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
Nach wie vor besitzt das traditionelle Kreditgeschäft einen hohen Stellenwert im Leistungsangebot deutscher Investmentbanken. Trotzdem kommt es immer wieder zu Insolvenzen, deren Hauptursache meist auf leichtfertige Kreditvergaben, mangelhaftes Kreditportfoliomanagement oder auf die nachlässige Überwachung von Bonitätsveränderungen der Kontrahenten zurückzuführen sind1. Die Anzahl an Insolvenzen ist seit den 90er Jahren stark angestiegen und erreichte 2003 ihren Höhepunkt mit 39000 Insolvenzen deutscher Unternehmen2. „Große Verluste, Beinahe-Zusammenbrüche oder Bankenpleiten sind meist das Ergebnis von unzureichenden Kontrollmechanismen oder Schwachstellen im Risikomanagement der Banken.“3
Letztendlich hat die Finanzkrise den entscheidenden Punkt dazu beigetragen, Finanzinstitute auf die Notwendigkeit eines effizienteren Risikomanagementsystems aufmerksam zu machen. Die Übernahme und das Management von Risiken gehört auch für Deutschland's größte Bank der Deutschen Bank zur Hauptaufgabe. Die Deutsche Bank gibt z. B. im Geschäftsbericht 2013 an, insgesamt 27,171 Mio. Euro Ökonomisches Kapital vorzuhalten. Dieses Gesamt- Risikokapital setzt sich aus verschiedenen Risikopositionen zusammen. Für Risiken aus dem Kreditgeschäft werden beispielsweise ca. 44% Eigenkapital vorenthalten4. Nicht nur der hohe Anteil der Eigenkapitalunterlegung für das Kreditgeschäft, auch innerbetriebliche komplexe Strukturen und Vernetzungen rechtfertigen die Einrichtung eines Kreditrisikomanagementsystems, insbesondere wenn es um Transaktionen bei der Kreditvergabe geht.
1.2 Vorgehensweise
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, das Risikomanagement vorzustellen und zu systematisieren. Zu diesem Zwecke werden im zweiten Kapitel zunächst Grundlagen vermittelt, um ein theoretisches Fundament zu bilden, indem besonders das Kreditrisiko und das Kreditrisikomanagement näher beleuchtet werden. Im folgenden Kapitel wird der Risikomanagementprozess erläutert und in seine einzelnen Prozesse Risikoidentifikation, Risikomessung sowie Risikosteuerung zerlegt. Diese Arbeit fokussiert als ausgewähltes Instrument der Risikosteuerung die Berechnung des Erwarteten Verlustes als Umsetzung bei der Deutschen Bank. Zum Abschluss erfolgen eine Zusammenfassung und ein Fazit aus den Ergebnissen.
2. Kreditrisikomanagement bei der Deutschen Bank
2.1 Begriffserklärungen
2.1.1. Bankbetriebliche Risiken
Für den Begriff des Risikos gibt es in der „wirtschaftswissenschaftlichen Literatur keine einheitliche oder allgemein anerkannte Definition“5. Allgemein formuliert sind Risiken zunächst aber die Gefahr, dass ein realisiertes Ergebnis vom erwarteten Ergebnis negativ abweicht6. In dieser Hausarbeit wird vor allem auf die Risiken des finanziellen Bereichs eingegangen, die immer aus Bankleistungen resultieren.
Zum Zwecke der Vollständigkeit werden nun neben der Hauptrisikoart, dem Kreditrisiko, weitere wichtige bankbetriebliche Risiken aufgezeigt, da Investoren und Kreditinstitute verschiedenen Typen von Risiko ausgesetzt sind.
Die Deutsche Bank unterteilt ihre finanziellen Risiken in fünf verschiedene im Folgenden aufgezählte Risikokategorien.
Reputationsrisiken stellen z.B. die Gefahr dar, dass ein Kreditinstitut durch seine Geschäftstätigkeiten dessen Ruf schaden kann und dadurch das Vertrauen der Marktteilnehmer verliert. Der aktuelle Fall des Kirch- Prozesses zeigt, dass selbst ausgearbeitete Programme zum Management von Reputationsrisiken die Bank nicht immer vor einem Imageschaden bewahren können. Fast eine Milliarde Euro musste die Bank 2014 an die Erben zahlen. Sie stritt zwölf Jahre lang mit den Erben des Medienunternehmens Leo Kirch wegen eines folgenschweren Interviews ihres damaligen Chefs Rolf Breuer7.
Marktrisiken entstehen aus der „unvorhersehbaren Volatilität der Marktwerte von Handels- und Anlagepositionen“ und können negative Effekte auf die Erfolgssituation der Bank verursachen8. Hierbei kann vor allem das Risiko aus internationalen Geschäftsaktivitäten und Fremdwährungen genannt werden, ebenso wie Risiken aus Änderungen bei Zinssätzen und Aktienkursen.
Des Weiteren ist die Aufzählung des Operationellen Risikos von Bedeutung. Es beschreibt die Gefahr von Verlusten, die infolge von Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren und Systemen, Menschen oder infolge externer Ereignisse eintreten. Bevor näher auf die Bedeutung des Kreditrisikos, insbesondere beim Risikomanagement der Deutschen Bank eingegangen wird, soll zuletzt kurz das Liquiditätsrisiko erläutert werden. Laut Definition der Deutschen Bank umfasst es das „Risiko, das aus dem potenziellen Unvermögen entsteht, alle Zahlungsverpflichtungen bei Fälligkeit zu erfüllen“8.
2.1.2 Kreditrisiko
Wie bereits erwähnt, stellt das Kreditrisiko neben den anderen Risikoarten für die Deutsche Bank die bedeutendste Risikokategorie seiner Hauptgeschäftsaktivitäten dar. Unter einem Kredit versteht man zunächst die Hingabe von Zahlungsmitteln oder anderen Gütern durch ein Wirtschaftssubjekt (Kreditgeber) an ein anderes Wirtschaftssubjekt (Kreditnehmer) zu dessen sofortiger Verfügung gegen das Versprechen einer oder mehrerer Gegenleistungen binnen einer bestimmten Frist (Kreditlaufzeit).
Um eine allgemeine und für diese Arbeit passende Definition bereitzustellen, bezeichnet man das Kreditrisiko einer Bank nun als die Gefahr, dass eine Verringerung der Werthaltigkeit einer Forderung aufgrund einer Verschlechterung der Bonität eines Geschäftspartners mit einer negativen Erfolgswirkung für das Kreditinstitut einhergeht9. Mit anderen Worten kann man festhalten, dass der Bank ein Verlust bzw. eine Gewinnminderung durch die verminderte Leistungsfähigkeit des Geschäftspartners zu Teil wird, indem der „Kontrahent seinen vertraglich vereinbarten Verpflichtungen aus einem Darlehensgeschäft (Zinsen und Tilgung) nicht nachkommt10 “.
2.1.3 Risikomanagement
Der Begriff des Risikomanagements meint die Messung und Steuerung aller betriebswirtschaftlichen Risiken11, mit Bezug auf Kreditinstitute vor allem den planvollen Umgang mit finanziellen Risiken. Um Defizite im Risikomanagement zu beseitigen und die Existenz der Banken zu sichern, wurde in den letzten Jahren eine Fülle von Gesetzen und Vorschriften verabschiedet. Darunter vor allem das seit Mai 1998 geltende Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG). Es verpflichtet den Vorstand einer AG oder GmbH, „geeignete Maßnahmen zu treffen, insbesondere ein Überwachungssystem einzurichten, damit den Fortbestand der Gesellschaft gefährdende Entwicklungen frühzeitig erkannt werden.“ Auch soll die Baseler Eigenkapital- Verordnung von 1988 (Basel II) das internationale Bankensystem stabilisieren, indem Banken bei der Kreditvergabe verpflichtet werden, einen definierten Anteil der Kreditsumme durch Eigenkapital zu hinterlegen12. Die wesentlichen Änderungen von Basel II zu Basel III umfassen insbesondere höhere Mindestkapitalanforderungen, sowie eine höhere Qualität des Eigenkapitals. Dies ist vor allem eine Reaktion auf die Finanzkrise, da die Eigenkapitaldecke vieler Banken damals nicht ausreichend war, um die unerwartet hohen Verluste abzudecken13. Diese regulatorischen Voraussetzungen werden in die Prinzipien des Risikomanagements der Deutschen Bank miteinbezogen und bei allen Transaktionen angewandt.
2.2 Möglichkeiten und Grenzen der Ausgestaltung des Kreditrisikomanagementsystems
2.2.1 Prinzipien und Prozesse
Die durch das bankeigene Risikomanagement induzierte Risikovorsorge durch Vorhaltung von Risikokapital steht eng in Verbindung mit aufsichtsrechtlichen Regelungen14. Die Wichtigkeit der Risikovorsorge im Kreditgeschäft zeigt sich auch im Geschäftsbericht der Deutschen Bank 2013: sie erhöhte sich 2013 um 344 Mio. Euro (oder 20 %) auf 2,1 Mrd. Euro15. Während Banken versuchen, den Unternehmenswert zu maximieren und deshalb eine geringe Eigenkapitalunterlegung anstreben, stehen aus aufsichtsrechtlicher Sicht der Schutz und die Stabilität des gesamten Finanzsystems im Vordergrund, also eine hohe Eigenkapitalunterlegung. Diese unterschiedlichen Zielsetzungen resultieren in einem grundsätzlichen Zielkonflikt und unterstreichen die zentrale Anforderung eines erfolgreichen Kreditrisikomanagements an die Unternehmensführung der Banken16. Um den Konflikt zu lösen legt die Deutsche Bank in ihrem Risikobericht einheitliche Richtlinien fest. Risiken und Kapital werden mithilfe eines Rahmenwerks an Grundsätzen, Organisationsstrukturen sowie Mess- und Überwachungsprozessen gesteuert, die eng an den Tätigkeiten der Unternehmens- und Geschäftsbereiche ausgerichtet sind.
Zunächst gelten die Prinzipien des Risikomanagements für alle Mitarbeiter der Deutschen Bank Group, sie finden global Anwendung17. Eine Schwäche dieser Anforderung besteht vor allem bei der Kontrolle der Umsetzung dieser Prinzipien durch jeden einzelnen Mitarbeiter. Das Risiko liegt hier vor allem in fehlenden Informationen. Der Aufsichtsrat überwacht zwar regelmäßig die Risiko- und Kapitalprofile, er kann aber keine genauen Aussagen über die Anwendung der Prinzipien seitens der Mitarbeiter treffen. Die Kernaufgaben des Risikomanagements obliegen dem Vorstand, der deren Ausführung und Kontrolle an Senior-Risk-Management-Komitees delegiert18. Eine Handlungsmöglichkeit, die für die Deutsche Bank auszubauen gilt, ist folglich ein System, dass die Ausführung allgemeiner Risikomanagement- Prinzipen durch die Mitarbeiter regelmäßig kontrolliert. Allgemein gehört die Stabilität des Profils zu einer der wichtigsten Intentionen des Kreditinstituts, da die Deutsche Bank nicht auf Eingriffe des Staates angewiesen sein möchte. Um detaillierter auf das Kreditrisikomanagement als solches einzugehen, ist es notwendig festzuhalten, dass es vom Risikomanagement- Bereich unabhängig und in Anlehnung an die Geschäftsbereiche organisiert ist. Dadurch möchte die Bank vor allem das Kapital der Anteilseigner schützen, um deren Rendite zu optimieren. Jeder Kreditnehmer wird über das Kreditrating abgeleitet, Kreditlimite werden für ein bestimmtes Portfolio festgesetzt. Kreditlimite zeigen das maximale Kreditengagement, das die Deutsche Bank über mehrere Perioden, spezielle Kunden, Länder und Industrien bereit wäre, einzugehen. Ein häufiger Fehler, der Kreditinstituten dabei unterläuft, ist nicht, dass ein Kreditnehmer nicht anhand des jeweiligen Ratings bewertet wird, sondern vielmehr, dass keine regelmäßigen Aktualisierungen vorgenommen werden. Dabei ist zusätzlich darauf zu achten, dass man Kreditlimiten nur innerhalb der Kreditberechtigung zustimmen darf. Die Deutsche Bank hat dafür folgende Lösung eingeführt: Kern Kreditservices sind zuständig für das unabhängige Aufzeigen, Berichten und Mitteilen von Kreditlimiten. Sie werden täglich aufgezeigt, hauptsächlich durch das sogenannte „Paragon Risiko Desktop System“19. Eine starke Risikokultur ist die Basis aller Transaktionen im Kreditgeschäft und unterstützt die Ausfallsicherheit der Deutschen Bank.
2.2.2 Risikoidentifizierung
Die Zeitspanne zwischen Erkennen und Eintritt des Risikos sollte im Allgemeinen möglichst groß sein. Für Kreditinstitute folgt daraus die Konsequenz, dass Risiken nicht nur früh wahrgenommen werden sollten, sondern auch rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden müssen.
Das entscheidende Problem bei der Risikoidentifikation liegt meist im Zielkonflikt zwischen einer vollständigen und wirtschaftlich sinnvollen Kreditrisikoidentifikation20.
Zunächst wird zur Identifikation eines Kreditrisikos der Einsatz eines Portfoliomodells notwendig.
[...]
1 Vgl. Basel Committee on Banking Supervision Principles (1999), S. 23
2 Vgl. Statistisches Bundesamt (2014)
3 Schneider, Andreas; Bauer, Helmut (2007), S. 9
4 Deutsche Bank (2013)
5 Zepp, Markus (2007), S. 21
6 Vgl. Günter, Jan Roland (2009), S. 61
7 Vgl. Stern (2014)
8 Poitras (2002), S.129
8 Deutsche Bank (2014)
9 Vgl. Zepp, Marcus (2007), S. 36
10 Prof. Dr. Fred Wagner (2014)
11 Anna Werner (Controllingportal) (2014)
12 Vgl. Schneck, Ottmar (2010), S. 20
13 Vgl. Johanning, Lutz (2010), S. 12
14 Vgl. Runge, M. (2004), S. 2
15 Vgl. Deutsche Bank (2013)
16 Vgl. Johanning, Lutz (2010), S. 13
17 Vgl. Deutsche Bank Risk Analytics & Living Wills (2014), S. 4
18 Vgl. Deutsche Bank (2013)
19 Vgl. Deutsche Bank Risk Analytics & Living Wills (2014), S. 108
20 Vgl. Zepp, Marcus (2007), S. 55-56