Seit dem Kriegsende 1945 sind immer wieder Vermutungen und
Verdächtigungen über eine unrühmliche Rolle der Katholischen Kirche im
Nationalsozialismus und eine Beteiligung des Vatikans bei der Fluchthilfe von
Naziverbrechern aufgekommen.
Ernst Klee schreibt in seinem Buch „Was sie taten - was sie wurden“1, dass
sich die Flucht der NS- Verbrecher ins Ausland nach 1945 oft unter der
schützenden Hand höchster Kirchenvertreter abspielte.
In der Fachliteratur zu dem Thema Fluchthilfe für Nazikriegsverbrecher stößt
man derweil auf unterschiedliche Begriffe, die das Thema zumeist über den
Fluchtwegbegriff erschließen. Darunter sind zu finden: “ratline“,
“Klosterroute“, “römischer Weg“ und “Vatikanische Hilfslinie“.
Generell kann man sagen, dass sie alle einen Fluchtweg der Nazis bezeichnen,
sich jedoch insofern unterscheiden, als sie im Begriff selber schon darstellen,
wer an der Fluchthilfe beteiligt war.
Für die vom Vatikan organisierte Fluchthilfe werden demzufolge synonym die
Begriffe “Vatikanische Hilfslinie“, “Klosterroute“, sowie“ römischer Weg“
benutzt2, während hingegen der Begriff “ratline“ im Zusammenhang mit der
Fluchthilfe des amerikanischen Geheimdienstes verwendet wird.
Die für diese Arbeit relevante so genannte “Vatikanische Hilfslinie3“ soll
angeblich 1949 stillgelegt worden sein, obwohl Klaus Barbie noch 1951 mit
dieser nach Bolivien entkommen sein soll. Eine ähnliche Organisation, wie die
„Vatikanische Fluchthilfe“, die „Stille Hilfe“ ,widmete sich auch unter der
Leitung einer Prinzessin Helene von Isenburg, die sich selbst als „Mutter
Elisabeth“ bezeichnete, der Rehabilitierung und Unterstützung verurteilter NSTäter,
von denen etliche mit Todesurteil in der Festung Landsberg am Lech
einsaßen. Noch bis 1950 sollen diese beiden “Organisationen“ Klees zufolge
eng miteinander verwoben gewesen sein.
Diesen Verbindungen sowie den Fragen, wie genau die vatikanische
Fluchthilfe organisiert war, wer daran beteiligt war und vor allem, wie es zu
diesen schrecklichen Verstrickungen kommen konnte, sollen im Folgenden
nachgegangen werden.
1 Klee, Ernst: Was sie taten - was sie wurden. Ärzte, Juristen u. a. Beteiligte am Kranken- oder
Judenmord. Frankfurt am Main 1987.
2 In der vorliegenden Arbeit soll folgend im Zusammenhang mit der katholischen Kirche und
der Fluchthilfe dieser Begriff benutzt werden.
3 Die “Vatikanische Hilfslinie“ wurde durch den Verfassungsschutz ausgemacht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Fluchthelfer der Naziverbrecher
- Verstrickung katholischer Würdenträger in die Fluchthilfe von Naziverbrechern
- Bischof Alois Hudal und die katholische Kirche
- Pius XII. – kritisch beleuchtet
- Die „Vatikanische Hilfslinie“
- Aufbau und Struktur der \"Vatikanischen Hilfslinie“
- Nutznießer der Fluchthilfe
- Warum half der Vatikan Naziverbrechern?
- Selbstwahrnehmung und Stellungsnahme des Vatikans
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert die Rolle der Katholischen Kirche bei der Fluchthilfe von Naziverbrechern nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere die „Vatikanische Hilfslinie“. Ziel ist es, die Organisationsstruktur, die beteiligten Personen und die Motivationen hinter dieser Unterstützung zu untersuchen.
- Verstrickung der katholischen Kirche in die Fluchthilfe von Naziverbrechern
- Die „Vatikanische Hilfslinie“ als Fluchtroute für NS-Täter
- Die Rolle von Bischof Alois Hudal und Papst Pius XII.
- Die Beweggründe des Vatikans zur Unterstützung von NS-Verbrechern
- Die Selbstwahrnehmung und Stellungnahme des Vatikans zur Fluchthilfe
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Thematik der Fluchthilfe von Naziverbrechern und die Rolle der Katholischen Kirche vor. Sie beleuchtet die verschiedenen Bezeichnungen für die Fluchtrouten, wie „ratline“, „Klosterroute“ und „Vatikanische Hilfslinie“, und verdeutlicht die Bedeutung der „Vatikanischen Hilfslinie“ für die vorliegende Arbeit.
- Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem Phänomen der Fluchthilfe für Naziverbrecher im Allgemeinen. Es betont die Schwierigkeit, die tatsächlichen Zusammenhänge zu beleuchten und die Bedeutung individueller Handlungen im historischen Kontext.
- Das dritte Kapitel konzentriert sich auf die Verstrickung katholischer Würdenträger in die Fluchthilfe, wobei der Schwerpunkt auf Bischof Alois Hudal liegt. Es beleuchtet seine Karriere und seine Verbindungen zur Katholischen Kirche sowie seine Rolle als Hauptdrahtzieher der „Vatikanischen Hilfslinie“.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der Fluchthilfe für Naziverbrecher nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere mit der Rolle der Katholischen Kirche und der „Vatikanischen Hilfslinie“. Schlüsselbegriffe sind: Naziverbrechen, Fluchthilfe, „Vatikanische Hilfslinie“, Bischof Alois Hudal, Pius XII., Katholische Kirche, Antijudaismus, Philosemitismus, Geschichte des 20. Jahrhunderts.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2003, Die Fluchthilfe des Vatikans und die 'stille Hilfe' für die von den Alliierten verurteilten Naziverbrecher, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/28814