Dem Geschlecht, als eine unseren gesamten Lebensweg prägende Instanz, bedarf ein essenzielles Interesse an dessen Darstellung und Konstruktion in der heutigen Gesellschaft. Vorwiegend lassen sich derartige Geschlechterkonstruktionen in der beruflichen Dimension einer von der Zweigeschlechtlichkeit geprägten Gesellschaft verorten. Denn trotz der im Grundgesetz geforderten Gleichstellung von Frau und Mann (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung 2012) sind berufliche Ungleichheiten der Geschlechter in Form von Lohndiskriminierungen, geschlechterspezifisch getrennter Arbeitsmarkt sowie weibliche Unterrepräsentation in Führungspositionen weiterhin vorherrschend (vgl. Tanzberger/Schneider 2007: 7; Statistisches Bundesamt 2005: 67-75). Gründe für diese geschlechterabhängige Zuteilung sind u. a. Geschlechterbarrieren wie:
- „Geschlechterstereotype im Denken und Handeln,
- geschlechtsspezifische Zuordnung und das Sozialprestige von Berufen,
- mangelnde Motivation, Ermutigung, Beratung und Unterstützung,
- mangelndes Angebot von Ausbildungsstellen,
- Personalrekrutierungspraktiken von Betrieben,
- [sowie eine männlich] dominierte Kultur in Unternehmen“ (Schemme 2006: 19).
Vorstellungen jener konstruierten Wirklichkeit von Geschlecht haben u. a. angesichts elterlicher und schulischer Erziehung, real und medial vorgelebter Rollenzuschreibungen und allgegenwärtiger Werbeindustrie bereits im Kindesalter eine wesentliche Rolle inne. Neben diesen Einfluss nehmenden Faktoren ist auch das auf den jeweiligen Richtlinien eines Bundeslandes basierende Schulbuch zu verorten, welches grundlegende Veränderungen seit den 70er Jahren erfahren hat (vgl. Weinbrenner 1995: 33, 42).
Allen genannten Objekten ist eine Aufrechterhaltung stereotypischer Geschlechterbilder durch die auf Mustern von Männlichkeit und Weiblichkeit beruhende Präsentation der gesellschaftlichen Konstruktionen gemeinsam. Diese teilweise subtilen Darbietungen haben Auswirkungen auf die jeweilige Ausbildungs- und Berufswahl, den Werdegang, das Privatleben sowie auf das eigene Denken und Handeln (vgl. Tanzberger/Schneider 2007: 7, 20). In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass derartige „Zuordnung der Berufe zu den Geschlechtern und auch ihr Status in der Gesellschaft […] keineswegs statisch, sondern veränderbar“ sind (Markom/Weinhäupl 2007: 222).
Die bedeutsame Wirkung des Geschlechts für die gesellschaftlichen Verhältnisse begründet die Auswahl der Thematik der vorliegenden Bachelorarbeit. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Das Geschlecht und seine Sozialisation
- 2.1 Zur Konstruktion des Geschlechts
- 2.2 Die besondere Bedeutung der Sprache
- 2.3 Berufliche Geschlechterpositionen im Wandel
- 3 Theoretische Grundlagen der Arbeit
- 3.1 Zur Relevanz der Schulbücher
- 3.2 Schulbuchforschung und Geschlechterthematik
- 4 Zum methodischen Aufbau der Studie
- 4.1 Erkenntnisinteresse der Untersuchung
- 4.2 Begründete Auswahl der Schulbücher
- 4.3 Die Vergleichsmethode aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
- 4.4 Das Vorgehen der Untersuchung auf Grundlage der qualitativen Inhaltsanalyse
- 4.5 Begründete Auswahl und Entwicklung von Kategorien
- 5 Analyse
- 6 Interpretationen
- 6.1 Interpretationen zum Sachbuch für den Sachunterricht der Grundschule
- 6.2 Interpretationen zu Mobile 1/2
- 6.3 Der kategorienorientierte Vergleich
- 6.3.1 Konstruktion von Gender
- 6.3.2 Sprache
- 6.3.3 Gender und Berufspositionen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit der Darstellung von Geschlechterkonstruktionen im Wandel, am Beispiel von Berufsbildern in Schulbüchern. Ziel ist es, die Entwicklungen und Defizite in der beruflichen Darbietung von Geschlechterrollen im Laufe der Zeit zu analysieren und zu bewerten.
- Konstruktion des Geschlechts und dessen Bedeutung für die Sozialisation
- Die Rolle von Schulbüchern bei der Vermittlung von Geschlechterrollen
- Analyse von geschlechtsspezifischen Darstellungen von Berufsbildern in Schulbüchern
- Vergleich verschiedener Schulbücher im Hinblick auf die Darstellung von Geschlechterrollen
- Bewertung der Ergebnisse im Kontext der Gleichstellung von Frau und Mann
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz des Themas Geschlechterkonstruktionen im Hinblick auf die berufliche Dimension der heutigen Gesellschaft hervorhebt. Im zweiten Kapitel wird die Konstruktion von Geschlecht unter Berücksichtigung des historischen Ursprungs des Gender-Begriffes erläutert. Die besondere Bedeutung der Sprache und der Wandel der beruflichen Geschlechterpositionen werden ebenfalls behandelt. Kapitel 3 widmet sich den theoretischen Grundlagen der Arbeit und beleuchtet die Rolle von Schulbüchern in der Bildung und die Bedeutung der Schulbuchforschung im Kontext der Geschlechterthematik.
Kapitel 4 stellt die methodischen Grundlagen der Studie dar, inklusive des Erkenntnisinteresses, der Auswahl der Schulbücher, der Vergleichsmethode und des Vorgehens der qualitativen Inhaltsanalyse. Kapitel 5 analysiert die ausgewählten Schulbücher anhand von drei Kategorien: Konstruktion von Gender, Sprache und Gender und Berufspositionen. Im sechsten Kapitel werden die Ergebnisse der Analyse interpretiert, zunächst für jedes Schulbuch separat und anschließend im Vergleich.
Schlüsselwörter
Geschlechterkonstruktionen, Berufsbilder, Schulbücher, qualitative Inhaltsanalyse, Gender, Geschlechterrollen, Sozialisation, Gleichstellung, Schulbuchforschung, Stereotypen, Klichees, berufliche Ungleichheit.
- Arbeit zitieren
- Katharina Sonnenschein (Autor:in), 2013, Geschlechterkonstruktionen im Wandel. Darstellung von Berufsbildern in Schulbüchern, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/287569