Hochwasser ist die häufigste natürliche Katastrophenform in (Zentral-)Thailand. Die Ursachen sind nicht nur in natürlichen Phänomenen wie dem jährlichen Monsun zu suchen, sondern auch bei anthropogenen Einflüssen, welche die Auswirkungen der Hochwasser begünstigen. Hinsichtlich der regionalen Entwicklung in Thailand werden durch ein nicht befriedigendes Hochwassermanagement Zusammenhänge vermutet, die
den Fortschritt der lokalen Bevölkerung zu hemmen scheinen.
Des Weiteren befasst sich die Arbeit mit den politisch-administrativen Gegebenheiten Thailands, die in puncto Organisation und Dezentralisierung untersucht werden. Die Beteiligung der von Hochwasser betroffenen Bevölkerung an der Organisation und Koordination auf lokaler Ebene soll zu mehr Entwicklung und Selbstbestimmung beitragen. Hierfür wird die Funktion des Hochwassermanagements in Thailand beleuchtet und anhand anderer Projekte und Empfehlungen versucht eine Übertragbarkeit für die Untersuchungsregion in Zentral-Thailand herzustellen.
Ziel der Arbeit ist es, eine wissenschaftliche Basis in Form des derzeitigen Kenntnisstands genannter Problem- und Fragestellungen zu erarbeiten, welche im Rahmen eines Feldforschungsaufenthalts zur Bearbeitung der Masterthesis führen soll. Die Literaturrecherche gestaltete sich aufgrund der Vielzahl an Material in der Auswahl schwierig, jedoch kann als ein hervorzuhebendes Ergebnis die noch vorhandene Vorreiterrolle von strukturellen Maßnahmen im Hochwasserschutz ausgemacht werden (Baumaßnahmen wie bspw. Dämme). Die Beteiligung der Betroffenen wird zwar in allen Bereichen hervorgehoben und als wichtiges Element
erachtet, in der praktischen Umsetzung hingegen bleiben die damit verbundenen Dezentralisierungsreformen wegen organisatorischen Schwächen der zuständigen Administrationen meist auf der Strecke. Die Umnutzung der landwirtschaftlichen Flächen, die als natürliche Retentionsflächen für den Reisanbau genutzt werden in Areale für Industrieansiedlungen sind die ausgemachten anthropogenen Einflüsse für die erhöhte Hochwassergefahr in Zentral-Thailand. Einerseits haben die Reisbauern durch die dort geschaffenen Arbeitsplätze eine bessere finanzielle Perspektive, andererseits müssen sie mit der ständigen Gefahr leben, ihre Wohnstätten und Grundstücke durch Überschwemmungen zu verlieren. Eine bessere Planung und Einflussnahme der betroffenen Bevölkerung und deren
vorhandenem lokalen Wissen ließe auf dem Gebiet des Hochwassermanagement Verbesserungen erzielen.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Zusammenfassung
1 Hochwasser und regionale Entwicklung - eine Hinführung zum Thema
2 Problemstellung und Methodik
2.1 Problemstellung
2.2 Methodik
3 Der Untersuchungsraum
3.1 Zentral-Thailand
3.2 Phra Nakhon Si Ayutthaya
4 Dezentralisierung und regionale Entwicklung in Thailand
4.1 Politisches System und administrative Gliederung Thailands
4.2 Dezentralisierung als Entwicklungsschub auf Regionalebene
4.3 Der „National Economic and Social Development Plan“ (NESDP)
4.4 Die gegenwärtige Entwicklung in der Untersuchungsregion (Provinz Ayutthaya)
4.5 Schlussfolgerungen
5 Anthropogene Ursachen für Hochwasserkatastrophen und Akteure im thailändischen Hochwassermanagement
5.1 Anthropogene Ursachen für Hochwasserereignisse
5.2 Organisation(en) und Akteure des Hochwassermanagements in Thailand
5.3 Das „Department of Disaster Prevention and Mitigation“ (DDPM) als Leitinstitution der thailändischen Katastrophenbewältigung
5.4 Schlussfolgerungen
6 Probleme des Hochwassermanagements und Partizipation der lokalen Bevölkerung
6.1 Das Hochwassermanagement Thailands und seine Probleme in der Praxis
6.2 Partizipation der lokalen Bevölkerung am Hochwassermanagement
6.3 Lösungsansätze und Übertragbarkeit anderer Projekterfahrungen im Hochwassermanagement auf die Chao Phraya-Region
6.4 Schlussfolgerungen
7 Fazit und Ausblick auf die Feldforschung
8 Literatur- und Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Hochwasser in Ayutthaya, 2010. Warten auf Hilfeleistungen. (Quelle: URL:http://farm2.static.flickr.com/1345/5104922047 _321da0cefd_o.jpg)
Abbildung 2: Hochwasser in Thailand - Betroffene Provinzen in der Zentral-Region (Eigene Graphik, Quelle: Department of Disaster Prevention and Mitigation (13.12.2010); Datengrundlage Karte: URL: http://www.diva-gis.org/gData)
Abbildung 3: Einzugsgebiet des Chao Phraya. (Eigene Graphik, verändert nach Molle, 2007; Datengrundlage Karte: URL: http://www.diva-gis.org/gData)
Abbildung 4: Maßstabsebenen räumlicher Disparitäten (Quelle: in Anlehnung an Diercke Spezial Südostasien, 2010, S. 48)
Abbildung 5: Organisationsstruktur im thailändischen Katastrophenmanagement (Quelle: Amornthip, 2010, übersetzt und ergänzt)
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Veränderung der Anzahl von Industriebetrieben und dort Beschäftigter (Quelle: National Statistical Office of Thailand, 2004, 2007)
Zusammenfassung
Hochwasser sind die häufigste natürliche Katastrophenform in (Zentral)Thailand. Die Ursachen sind nicht nur in natürlichen Phänomenen, wie dem jährlichen Monsun zu suchen, sondern auch bei anthropogenen Einflüssen, welche die Auswirkungen der Hochwasser begünstigen. Diese werden in dieser Arbeit für die Untersuchungsregion dargelegt. Hinsichtlich der regionalen Entwicklung in Thailand werden durch ein nicht befriedigendes Hochwassermanagement Zusammenhänge vermutet, die den Fortschritt der lokalen Bevölkerung zu hemmen scheinen. Des Weiteren befasst sich die Arbeit mit den politisch-administrativen Gegebenheiten des Königreichs Thailand, die in puncto Organisation und Dezentralisierung untersucht werden. Dabei spielt auch die Partizipation eine große Rolle. Die Beteiligung der von Hochwasser betroffenen Bevölkerung an der Organisation und Koordination auf lokaler Ebene soll zu mehr Entwicklung und Selbstbestimmung beitragen. Hierfür wird die Funktion des Hochwassermanagements in Thailand beleuchtet und anhand anderer Projekte und Empfehlungen versucht eine Übertragbarkeit für die Untersuchungsregion in Zentral-Thailand herzustellen. Ziel der Arbeit ist es, eine wissenschaftliche Basis in Form des derzeitigen Kenntnisstands genannter Problem- und Fragestellungen zu erarbeiten, welche im Rahmen eines Feldforschungsaufenthalts zur Bearbeitung der Masterthesis führen soll.
Die Literaturrecherche gestaltete sich aufgrund der Vielzahl an Material in der Auswahl schwierig, jedoch kann als ein hervorzuhebendes Ergebnis die noch vorhandene Vorreiterrolle von strukturellen Maßnahmen im Hochwasserschutz ausgemacht werden (Baumaßnahmen wie bspw. Dämme). Die Beteiligung der Betroffenen wird zwar in allen Bereichen hervorgehoben und als wichtiges Element erachtet, in der praktischen Umsetzung hingegen bleiben die damit verbundenen Dezentralisierungsreformen wegen organisatorischen Schwächen der zuständigen Administrationen meist auf der Strecke. Die Umnutzung der landwirtschaftlichen Flächen, die als natürliche Retentionsflächen für den Reisanbau genutzt werden in Areale für Industrieansiedlungen sind die ausgemachten anthropogenen Einflüsse für die erhöhte Hochwassergefahr in Zentral-Thailand. Einerseits haben die Reisbauern durch die dort geschaffenen Arbeitsplätze eine bessere finanzielle Perspektive, andererseits müssen sie mit der ständigen Gefahr leben, ihre Wohnstätten und Grundstücke durch Überschwemmungen zu verlieren. Eine bessere Planung mit der Einflussnahme der betroffenen Bevölkerung und deren vorhandenem lokalen Wissen ließe auf dem Gebiet des Hochwassermanagement Verbesserungen erzielen.
Schlüsselwörter: Thailand, Hochwasser, Hochwassermanagement, Dezentralisierung, Partizipation, Organisationen, regionale Entwicklung
1 Hochwasser und regionale Entwicklung - eine Hinführung zum Thema
Das Königreich Thailand ist geprägt vom Reisanbau. DONNER (1989a, S.64) beschreibt dies prosaisch: „(…) wer in der rechten Jahreszeit die Zentralebene Thailands aus der Luft oder dem Wagen sieht, muss angesichts der endlosen grünen Reisfelder den Eindruck bekommen, dass dieses Land ein überquellender, von wohlhabenden Bauern ständig neu gefüllter Nahrungskorb ist.“ Mit Hinblick auf solche Darstellungen stellt sich die Frage, wie ein zwangsläufig dem Kreislauf des Wassers ausgesetztes Land mit der Klimaveränderung, Landnutzungsänderungen sowie erhöhtem Siedlungsruck und den damit verbundenen Hochwasserereignissen zurechtkommt. CORNWEL-SMITH (2010, S. 36) schreibt: „Die Wasserkultur hat in Thailand schon immer die Landkultur beeinflusst, weil Regen und Überflutungen die Architektur, die Ernte, die Rituale, den Krieg, das Reisen und vieles mehr dominiert haben.“ Dies hat sich über die Jahrhunderte erhalten und ist trotz der zunehmenden Überprägung durch Aufschüttung und Verbauung der landschaftstypischen Kanäle (Khlongs), insbesondere in Zentral-Thailand rund um Bangkok, noch deutlich sichtbar. Mit Flutereignissen hat sich die thailändische Bevölkerung schon von jeher auseinandersetzen müssen, jedoch ist die Hochwasserintensität, die, auch bedingt durch Zunahme der Siedlungsdichte und globalen Klimawandel, sehr fortgeschritten. Überschwemmungen durch saisonale Monsunstürme haben in Thailand alleine im Herbst 2010 Schäden in Höhe von über 100 Milliarden Thai ฿ (ca. 2,5 Milliarden €)1 verursacht (BANGKOK POST, 2010), so eine Annahme des National Economic and Social Development Board (NESDB). Die Anzahl der Todesopfer betrug 257, wobei die Zahl betroffener Haushalte durch Auswirkungen der Überschwemmungen 700.000 überstieg (ADRC, 2010). Abb. 1 und 2 zeigen die auf Hilfsleistungen wartende Bevölkerung in der Provinz Ayutthaya bzw. die Mitte Dezember 2010 von Hochwasser betroffenen Provinzen in Zentral-Thailand. Die Anzahl der Haushalte bezieht sich dabei auf die Flächengröße der jeweiligen Provinz. Man erkennt zudem, dass das als Provinz mit Sonderstatus geführte Bangkok im Zusammenhang mit den Überschwemmungen keine Opfer zu beklagen hat, was auf den besonderen
Schutzstatus der thailändischen Hauptstadt zurückzuführen ist. So führen strukturelle Maßnahmen im Hochwasserschutz (z.B. Umleitungen von Fließgewässern und Kanälen) mehrheitlich zur Überflutung der umliegenden Provinzen, so dass die Metropole Bangkok von Überschwemmungen verschont bleibt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Hochwasser in Ayutthaya, 2010. Warten auf Hilfeleistungen. (Quelle: URL:http://farm2.static.flickr.com/1345/5104922047 _321da0cefd_o.jpg)
„Nock-ten“, ebenfalls wieder als sehr kritisch einzustufen (37 Tote bis zum 22.08.2011; BANGKOK POST, 2011). Weltweit nimmt die heutige Gesellschaft durch Unterstützung und den Einsatz des Internets Katastrophenereignisse bewusster wahr. Beispiele hierfür sind die beiden Seebeben mit Tsunami und daraus resultierenden Überschwemmungen in Japan (März 2011) bzw. im Indischen Ozean (Dezember 2004). Der Tsunami von 2004 hat Thailands Katastrophenmanagement zum ersten Mal der Allgemeinheit offenbart (AMORNTHIP, 2010). Die Hochwasserproblematik hat nicht nur Ursachen, welche in der Natur zu suchen sind, denn auf die jährlichen Regenfälle ist die Bevölkerung konditioniert. Vielmehr gilt für hydrometeorologische Risiken (PARKER, 1999), und dazu sind in Thailand Hochwasser zu zählen, dass die Flächeninanspruchnahme im Umfeld der Fließgewässer durch dort siedelnde und arbeitende Menschen ein zusätzliches Risiko darstellen. Die Vorbeugung (Prävention) vor Überschwemmungen und die Hilfs- und Wiederaufbaumaßnahmen nach solchen Katastrophen stellen eine große Herausforderung dar; hierbei spricht man vom Oberbegriff des Hochwassermanagements. Im Gegensatz zur Prävention ist jedoch auch die Notwendigkeit von (natürlichen) Überflutungen im Zusammenhang mit der Bewässerung für den Reisanbau zu betrachten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Hochwasser in Thailand - Betroffene Provinzen in der Zentral-Region (Eigene Graphik, Quelle: Department of Disaster Prevention and Mitigation (13.12.2010); Datengrundlage Karte: URL: http://www.diva-gis.org/gData)
In dieser Arbeit soll das Hochwassermanagement für (Zentral)Thailand beleuchtet werden, d.h. die beteiligten Akteure und die Möglichkeiten und Methoden, wie vor Ort Hochwasserschutz und Hilfe bei Flutereignissen organisiert ist. Weiterer Bestandteil der vorliegenden Arbeit ist die Wirkung bzw. Abhängigkeit regionaler Entwicklung unter Betrachtung oben erwähnter Hochwasserereignisse. Die Untersuchungsregion (auch für die angestrebte Feldforschung) liegt in der zentral-thailändischen Provinz Phra Nakhon Si Ayutthaya, kurz Ayutthaya, deren gleichnamige Hauptstadt bis ins 18. Jh. auch Hauptstadt des damaligen Siam war.
Zu Beginn wird auf die Problemstellung eingegangen und inwiefern sich Thailand für eine solche Untersuchung eignet. Anschließend folgt eine Beschreibung der Untersuchungsregion in seiner naturräumlichen Gliederung und regionalem Kontext (Zentral-Thailand). In den Kapiteln 4 (Was sind die Zielsetzungen für die regionale Entwicklung im Zusammenhang mit dem Dezentralisierungsprozess in Thailand?), 5 (Welche Ursachen sind neben Monsunregen noch für Hochwasser verantwortlich und welche Akteure sind am Hochwassermanagement beteiligt?) und 6 (Wie funktioniert das Hochwassermanagement und wie sieht die Partizipation der Bevölkerung in diesem Zusammenhang aus?) werden relevante Fragestellungen behandelt und soweit möglich anhand konkreter Beispiele verdeutlicht. Den Abschluss dieser Arbeit (Kapitel 7) bildet ein Fazit, welches die Arbeit nochmals reflektiert und einen Ausblick auf die Feldforschung geben soll.
2 Problemstellung und Methodik
2.1 Problemstellung
Das Klima Südostasiens ist vom Monsun geprägt (VORLAUFER, 2011). Die jährlichen Starkregenereignisse durch den Südwest-Monsun (in den Sommermonaten der nördlichen Hemisphäre) resp. Nordost-Monsun (Wintermonate auf der Nordhalbkugel) verursachen starke Überschwemmungen. Hinzu kommen mehr und mehr tropische Wirbelstürme (Zyklone und Taifune), (bspw. Zyklon „Nargis“ im April/Mai 2008 in Myanmar). HERGET (2008) erwähnt neben der unmittelbaren Einwirkung eines Hochwassers zudem auch die Bedeutung von Folgeschäden, deren finanzielles Gewicht die Schadenswirkung des Wassers übersteigen kann. Hochwasser sind in Thailand trotz negativer Folgen aber notwendig, da ein Großteil der Landbevölkerung vom Nassreisanbau abhängig ist. Steigt jedoch der Wasserspiegel aufgrund sehr hoher Niederschläge über das Normalniveau, so wird vielen Reisbauern die Lebensgrundlage entzogen, da die Wassermassen nicht entsprechend abfließen können und somit die Ernte zerstören. Insbesondere in der Zentralebene, dem Kernland des Königreichs, welches vom ca. 160.000 km² großen Einzugsgebiet (etwa 30 % der Gesamtfläche Thailands) des Chao Phraya geprägt ist (MOLLE, 2007), verursachen die Überflutungen v.a. nördlich der Metropole Bangkok enorme Probleme. Bangkok selbst ist zudem vom Tidenhub des Golfs von Thailand abhängig. Kommen beide Ereignisse in ungünstigem Moment zusammen, so lässt sich das Ausmaß der Katastrophe für die thailändische Millionenmetropole erahnen. Abb. 3 (Kapitel 3.1) verdeutlicht die Lage und Größe des Einzugsbereichs des Chao Phraya. Nach MOLLE (2007) ist dieses Gebiet zusätzlich in SubEinzugsgebiete unterteilt, die in dieser Arbeit eine untergeordnete Rolle spielen. Durch die zahlreichen Zuflüsse zum Delta des Chao Phraya, welches etwa ab dem Chao-Phraya-Damm beginnt (siehe auch Abb. 3), ist die Hochwassergefahr v.a. in den tief liegenden Regionen nördlich von Bangkok sehr hoch.
Die Koordination der jährlichen Hochwasserereignisse ist für die verantwortlichen Institutionen schwierig und erfordert für diese Arbeit einen Blick auf die administrative Organisation dieser Instanzen und Entscheidungsträger, ausgehend von der nationalen bis hin zur lokalen Ebene. Im Zuge der Dezentralisierungsreform muss auch das politische System Thailands beleuchtet werden. Dabei liegt das Augenmerk auf der regionalen Entwicklung, d.h. inwieweit der Prozess der Dezentralisierung voranschreitet und welche Instrumentarien hierfür eingesetzt werden. Weitere Klärungspunkte sind die Wirkung jährlicher Überflutungen auf die Entwicklung im regionalen Kontext und insbesondere die Partizipation der von Hochwasser betroffenen Bevölkerung. Thailand stellt sich insofern als gutes Beispiel zur Untersuchung dieser Fragen dar, da es geographisch, politisch und gesellschaftlich zur Problemstellung passt und die in der Arbeit aufgegriffenen Themen zum Alltag dieses Landes gehören.
2.2 Methodik
Die Erarbeitung des Themas vollzieht sich anhand der Ermittlung des derzeitigen Forschungs- bzw. Kenntnisstands hierzu. Dabei soll ein allgemeiner theoretischer Zugang zu den Fragestellungen und damit verbundenen Begrifflichkeiten hilfreich sein. Dies betrifft in Kapitel 4 den Begriff der Dezentralisierung bzw. die Verdeutlichung regionaler Disparitäten. Für die Fragestellung hinsichtlich der Organisationsstruktur von Hochwassermanagement (Abschnitt 5) wird auf die allgemeine Praxis und Funktion von Organisationen hingewiesen. Ebenso Gegenstand der Betrachtung ist in Kapitel 6 eine allgemeine Erläuterung und Hinführung zum Begriff der Partizipation. Zur Unterstützung der Methodik und Herangehensweise wird auch auf Kartenmaterial zurückgegriffen, welches in dieser Arbeit vom Autor selbst erstellt wurde. Des Weiteren werden Daten der amtlichen Statistik herangezogen.
3 Der Untersuchungsraum
3.1 Zentral-Thailand
Thailand liegt in seiner gesamten Ausdehnung in den Tropen und wies 2009 auf einer Fläche von 513.115 km² eine Gesamtbevölkerung von 67,8 Millionen Einwohnern auf (BLECHSCHMIDT et al., 2010). Die amtliche Statistik, Karten und Literatur offenbaren bisweilen eine uneinheitliche Zuordnung der zentral-thailändischen Provinzen (Changwats). In dieser Arbeit wird grundsätzlich die Einteilung des Department of Disaster Prevention and Mitigation (DDPM) verwendet. Diese findet in den Veröffentlichungen zu aktuellen Hochwasserlagen Anwendung (siehe dazu auch Abb. 2). Im Hinblick auf das thailändische Hochwassermanagement kommt dem Fluss Chao Phraya eine zentrale Bedeutung zu. Der Reisanbau innerhalb des Einzugsgebiets des Chao Phraya stellt für einen beachtlichen Teil der dortigen Bevölkerung die essentielle Lebensgrundlage dar. Geprägt von morphologischen Aufschüttungen, welche aus einer Sedimentschichten mit einer Mächtigkeit von ca. 300 m bestehen, die sich wechselweise aus Schlicken, Sanden und Tonen zusammensetzen (DONNER, 1989b), ist der Boden für den Nassreisanbau ideal. Bangkok, das politische und wirtschaftliche Zentrum Thailands, bildet im Mündungsbereich des Chao Phraya zum Golf von Thailand bzw. dem Südchinesischen Meer die natürliche Grenze im Süden der Zentralregion. Im Norden ist die Grenze grob in der Mitte des Flusseinzugsgebiets des Chao Phraya zu ziehen. Zur Verdeutlichung der Lage der Zentralregion und des Chao Phraya-Beckens siehe auch Abb.3 auf der nächsten Seite.
[...]
1 Wechselkurs des thailändischen Baht (Thai ฿), Stand: 22.08.2011: 1€ = 43,00 Thai ฿ (Quelle: URL: http://www.xe.com/ucc/convert/?Amount=1&From=EUR&To=THB)