In Deutschland wurde im Rahmen des am 15.12.2004 verabschiedeten Bilanzkontrollgesetzes (BilKoG) ein zweistufiges Enforcement-Verfahren eingeführt. Dieses nahm 2005 seine Arbeit auf und besteht aus der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) auf der ersten Stufe sowie der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) auf der zweiten Stufe.
Durch die Veröffentlichung gefundener Fehler soll dieses Verfahren im Sinne eines ‚name and shame‘-Mechanismus börsennotierte Kapitalgesellschaften für fehlerhafte Rechnungslegungen bestrafen bzw. andere Unternehmen davon abschrecken, gleichartige Fehler zu machen.
Seit Aufnahme ihrer Arbeit im Jahr 2005 ist der DPR aufgefallen, dass zahlreiche deutsche Kapitalgesellschaften Schwierigkeiten mit der Aufstellung der Kapitalflussrechnung haben, welche als „(…) zahlungsstromorientierte Rechnung (…) wertvolle Informationen zur Darstellung und Beurteilung der Finanzlage des Unternehmens enthält.“ Daher legt die DPR ihr Augenmerk mittlerweile intensiv auf diesen nach § 297 Abs. 1 Satz 1 HGB zwingenden Bestandteil des Konzernabschlusses börsennotierter Kapitalgesellschaften.
Aktuell besteht Klärungsbedarf bezüglich der Frage, wie Veränderungen des Planvermögens in der Kapitalflussrechnung abzubilden sind. Laut Zimmermann et al. gibt es hinsichtlich dieses Aspektes einen Dissens zwischen dem Berufsstand der Wirtschaftsprüfer und dem deutschen Enforcement. Während das IDW (Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V.) ein Wahlrecht für die Klassifizierung dieser Cashflows empfiehlt, wolle die DPR lediglich eine Zuordnung zu den Cashflows aus betrieblichen Tätigkeiten zulassen. Da ein solches Vorgehen über die Legitimation der DPR hinausginge, relativiert Axel Berger die Aussagen von Zimmermann et al. und sagt, dass „(…) die DPR ihrem Rollenverständnis als Enforcer entsprechend - und eben nicht als Standardsetzer - (…)“ bezüglich des Ausweises von Veränderungen des Planvermögens keine Fehler feststellen würde.
Es soll nun herausgearbeitet werden, inwieweit die DPR tatsächlich im Rahmen der Prüfung von Kapitalflussrechnungen über ihre Legitimation hinausgeht. Dafür werden empirische Untersuchungen durchgeführt, in denen die Fehlermitteilungen der DPR zur Kapitalflussrechnung zu analysieren sind.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Problemstellung
- 2. Enforcement von Rechnungslegungsvorschriften
- 2.1. Regulatorisches Umfeld des Enforcements
- 2.1.1. Regulatorisches Umfeld des Enforcements auf europäischer Ebene
- 2.1.2. Regulatorisches Umfeld des Enforcements auf deutscher Ebene
- 2.2. Das zweistufige Enforcement-System in Deutschland
- 2.2.1. Grundlagen des zweistufigen Enforcement-Systems
- 2.2.2. Aufgaben und Ziele des Enforcement-Systems
- 2.2.3. Prüfungsdurchführung
- 2.2.4. Fehleraufdeckung, -mitteilung und -korrektur
- 2.2.5. Vergleich der Enforcement-Prüfung mit der Abschlussprüfung
- 2.1. Regulatorisches Umfeld des Enforcements
- 3. Die Kapitalflussrechnung nach IAS 7
- 3.1. Hintergrund und Zweck der Kapitalflussrechnung
- 3.2. Aufbau und Erstellung der Kapitalflussrechnung
- 4. Beanstandungen der DPR zur Kapitalflussrechnung
- 4.1. Hauptfehlerquellen der Kapitalflussrechnung
- 4.2. Veränderungen des Planvermögens in der Kapitalflussrechnung
- 5. Analyse und kritische Würdigung der Enforcement-Entscheidungen zur Kapitalflussrechnung
- 5.1. Bisherige Studien
- 5.2. Analyse und kritische Würdigung der DPR-Fehlermitteilungen zur Kapitalflussrechnung
- 5.2.1. Beschreibung der Stichprobe und Methodik (Fehlermitteilungen)
- 5.2.2. Darstellung der Ergebnisse (Fehlermitteilungen)
- 5.2.3. Kritische Würdigung der Ergebnisse (Fehlermitteilungen)
- 5.3. Analyse und kritische Würdigung der EECS-Extracts
- 5.3.1. Beschreibung der Stichprobe und Methodik (EECS-Extracts)
- 5.3.2. Darstellung der Ergebnisse (EECS-Extracts)
- 5.3.3. Kritische Würdigung der Ergebnisse (EECS-Extracts)
- 6. Thesenförmige Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert kritisch die Fehlermitteilungen der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) im Kontext der Kapitalflussrechnung. Ziel ist es, die Hauptfehlerquellen aufzudecken und die Effektivität des Enforcement-Systems zu bewerten. Die Analyse stützt sich auf empirische Daten und bestehende Literatur.
- Fehlerquellen in der Kapitalflussrechnung
- Effektivität des Enforcement-Systems der DPR
- Analyse der regulatorischen Rahmenbedingungen
- Vergleich der Enforcement- und Abschlussprüfung
- Kritische Würdigung der DPR-Entscheidungen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Problemstellung: Die Arbeit leitet die Fragestellung ein und beschreibt den Kontext der Untersuchung. Es wird die Relevanz der Kapitalflussrechnung und die Bedeutung der DPR-Prüfungen hervorgehoben. Der Fokus liegt auf der Analyse von Fehlern in der Kapitalflussrechnung und der Bewertung der Wirksamkeit der darauf folgenden Maßnahmen.
2. Enforcement von Rechnungslegungsvorschriften: Dieses Kapitel beschreibt das regulatorische Umfeld des Enforcements auf europäischer und deutscher Ebene. Es erläutert das zweistufige Enforcement-System in Deutschland, seine Aufgaben, Ziele und die Durchführung von Prüfungen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Fehleraufdeckung, -mitteilung und -korrektur sowie dem Vergleich der Enforcement-Prüfung mit der Abschlussprüfung. Der Aufbau des Kapitels dient als Basis für die spätere Fehleranalyse.
3. Die Kapitalflussrechnung nach IAS 7: Dieses Kapitel liefert einen detaillierten Überblick über die Kapitalflussrechnung gemäß IAS 7. Es werden der Hintergrund, der Zweck, der Aufbau und die Erstellung der Kapitalflussrechnung umfassend erklärt. Dieses Kapitel liefert das notwendige theoretische Fundament für die nachfolgende Analyse der Fehler in den Kapitalflussrechnungen.
4. Beanstandungen der DPR zur Kapitalflussrechnung: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die häufigsten Fehlerquellen in der Kapitalflussrechnung, die von der DPR beanstandet werden. Es untersucht die Ursachen und Auswirkungen dieser Fehler und liefert damit einen wichtigen Kontext für die anschließende Analyse der Enforcement-Entscheidungen. Die Darstellung der Hauptfehlerquellen bildet die Grundlage für die qualitative und quantitative Auswertung im nächsten Kapitel.
5. Analyse und kritische Würdigung der Enforcement-Entscheidungen zur Kapitalflussrechnung: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der empirischen Analyse der DPR-Fehlermitteilungen und EECS-Extracts. Es beschreibt die Methodik, die Stichprobe und die gewonnenen Erkenntnisse. Eine kritische Würdigung der Ergebnisse schließt die Kapitel ab und bietet somit eine umfassende Bewertung der Effektivität des Enforcement-Systems im Hinblick auf die Kapitalflussrechnung. Die Ergebnisse zeigen die Häufigkeit bestimmter Fehler und die Reaktionen der Unternehmen auf die Fehlermitteilungen.
Schlüsselwörter
Kapitalflussrechnung, IAS 7, DPR, Enforcement, Rechnungslegung, Fehleranalyse, Prüfungsverfahren, Compliance, Finanzberichterstattung, regulatorisches Umfeld, empirische Studie.
Häufig gestellte Fragen zur Analyse der Enforcement-Entscheidungen der DPR zur Kapitalflussrechnung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit analysiert kritisch die Fehlermitteilungen der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) im Kontext der Kapitalflussrechnung. Ziel ist es, die Hauptfehlerquellen aufzudecken und die Effektivität des Enforcement-Systems zu bewerten. Die Analyse basiert auf empirischen Daten und bestehender Literatur.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Fehlerquellen in der Kapitalflussrechnung, die Effektivität des Enforcement-Systems der DPR, die Analyse der regulatorischen Rahmenbedingungen, einen Vergleich der Enforcement- und Abschlussprüfung sowie eine kritische Würdigung der DPR-Entscheidungen. Die Kapitalflussrechnung nach IAS 7 wird detailliert erläutert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Kapitel 1 beschreibt die Problemstellung. Kapitel 2 erläutert das Enforcement von Rechnungslegungsvorschriften, insbesondere das zweistufige System in Deutschland. Kapitel 3 behandelt die Kapitalflussrechnung nach IAS 7. Kapitel 4 konzentriert sich auf Beanstandungen der DPR zur Kapitalflussrechnung. Kapitel 5 analysiert und würdigt kritisch die Enforcement-Entscheidungen, basierend auf DPR-Fehlermitteilungen und EECS-Extracts. Kapitel 6 fasst die Ergebnisse thesenförmig zusammen.
Welche Daten wurden verwendet?
Die Analyse stützt sich auf empirische Daten aus DPR-Fehlermitteilungen und EECS-Extracts. Die Methodik der Stichprobenziehung und Datenanalyse wird im Kapitel 5 detailliert beschrieben.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Schlussfolgerungen werden im Kapitel 5 und der thesenförmigen Zusammenfassung in Kapitel 6 präsentiert. Sie beinhalten eine Bewertung der Häufigkeit bestimmter Fehler in der Kapitalflussrechnung und der Effektivität der Maßnahmen des Enforcement-Systems.
Was sind die wichtigsten Fehlerquellen in der Kapitalflussrechnung laut der Studie?
Die häufigsten Fehlerquellen werden in Kapitel 4 detailliert beschrieben. Die Studie identifiziert die Ursachen und Auswirkungen dieser Fehler und analysiert sie im Kontext der Enforcement-Entscheidungen.
Wie wird die Effektivität des Enforcement-Systems bewertet?
Die Effektivität des Enforcement-Systems wird durch die Analyse der DPR-Fehlermitteilungen und die kritische Würdigung der Ergebnisse in Kapitel 5 bewertet. Der Vergleich mit der Abschlussprüfung liefert zusätzliche Erkenntnisse.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Kapitalflussrechnung, IAS 7, DPR, Enforcement, Rechnungslegung, Fehleranalyse, Prüfungsverfahren, Compliance, Finanzberichterstattung, regulatorisches Umfeld, empirische Studie.
- Quote paper
- Henning Schnack (Author), 2012, Die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung und die Kapitalflussrechnung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/280679