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Unterrichtsentwurf, 2014
25 Seiten
1 Bedingungsanalyse
1.1 Institutionelle Bedingungen
1.2 Soziokulturelle und anthropologische Voraussetzungen
1.3 Methodische und fachinhaltliche Voraussetzungen
1.4 Einbettung der Unterrichtsstunde in die Unterrichtssequenz
2 Didaktische Reflexion
2.1 Kompetenzen und Inhalte des Bildungsplans
2.2 Sachanalyse
2.3 Kompetenzen
2.3.1 Fachliche Kompetenz
2.3.2 Methodische Kompetenz
2.3.3 Soziale Kompetenz
2.3.4 Personale Kompetenz
2.4 Stundenziel
3 Methodische Reflexion
3.1 Einstieg
3.2 Erarbeitung
3.3 Anwendung
4 Literaturverzeichnis
5 Anhang
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Auf methodischer Ebene ist es die Klasse gewohnt, in Gruppen zu arbeiten. Die Gruppen finden sich meist selber zusammen, da diese Arbeitsform der Klasse bekannt ist. Das Sozialverhalten in den einzelnen Gruppen ist gut, da die SuS sich gegenseitig bei Schwierigkeiten unterstützen und keine abfälligen Bemerkungen in Richtung der schwächeren SuS fallen. Mobbing ist in dieser Klasse kein Problem. Individuelle Unterschiede bei der körperlichen und seelischen Entwicklung, insbesondere zwischen Mädchen und Jungen, führen dennoch zu unterschiedlichen Verhaltensweisen, da fachliche und methodische Fähigkeiten und Fertigkeiten unterschiedlich ausgeprägt sind.[1] Gruppenarbeit mit anschließender kurzer Präsentation bietet sich in der Klasse an, da die SuS gerne selber aktiv werden und ihre Ergebnisse vor der Klasse präsentieren möchten. Was die fachlichen Vorkenntnisse für die heutige Unterrichtsstunde betrifft, ist anzumerken, dass während einer Diskussion in der vorangegangenen Stunde das Thema Migration aufkam und an diesem Punkt weiterer Gesprächs- und Informationsbedarf bestand. Der Fachlehrer diskutiert häufig mit der Klasse in einem offenen Unterrichtsgespräch, bemerkt aber auch, dass eine kurze Inputphasen bzw. fächerübergreifende Themen in der Klasse sehr gut aufgenommen werden. Daher wird in den folgenden Stunden eine kurze Inputphase und einige Schwerpunkte aus dem Fach EWG im Mittelpunkt stehen.
Die SuS reagieren allgemein sehr schnell auf persönliches Ansprechen, was die effektive Lehr- und Lernzeit positiv beeinflusst.
Die hier vorgelegte Stunde zum Thema „Migranten in Deutschland – Probleme der Einwanderer und Handlungsmöglichkeiten“ dient als Grundlage für die in Klasse 9/10 wichtige Kompetenz zur respektvollen und unvoreingenommenen Begegnung mit Menschen unterschiedlicher Lebensgestaltung, Werteorientierung, Weltanschauung und Religion. Die Verständigung über Regeln des guten Zusammenlebens und die Bereitschaft sich an Grundsätzen, die die SuS mit ihrem Gewissen verantworten können, zu orientieren, waren wichtige Punkte in der Auswahl des Themas. In den vorangegangenen Stunden wurden bereits Themen wie Vorurteile, Homosexualität und Rassismus behandelt. In diesem Zusammenhang spielt auch Migration, die Vorurteile gegenüber Migranten und die damit verbundenen Probleme eine wichtige Rolle um Toleranz als gemeinsame Basis des Zusammenlebens begreifen zu können.
Der Bildungsplan des Landes Baden Württemberg 2004 sieht vor, dass eine zentrale Aufgabe des Ethikunterrichts die Ausbildung von Empathie, Hilfsbereitschaft, Kommunikationsfähigkeit und Teamfähigkeit ist.[2] Die SuS sollen in altersgemäßer Weise an der Unterrichtsplanung beteiligt werden und sich für Regeln des guten Zusammenlebens, das faire Austragen von Meinung- und Interessengegensätzen und den Schutz der Schwächeren einsetzten. Dies ist notwendig, um sich in unserer demokratischen und pluralistischen Gesellschaft, mit ihren vielfältigen Wertvorstellungen und Sinnesangeboten zunehmend eigenständig und urteilsfähig zu orientieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt des Bildungsplanes 2004 ist, dass die SuS lernen, Texte mit Hilfe von Arbeitstechniken zu erschließen und ihren Wissenserwerb zunehmend selbstständig zu organisieren, sowie ihre Ergebnisse und Erkenntnisse vielfältig zu präsentieren.[3]
Es muss jedoch erwähnt werden, dass ein kompetenzorientierter Ethikunterricht alle Medien bewusst miteinbezieht und somit einen Beitrag zur Bewältigung der Lebenssituation angestrebt wird.[4] Hier bieten sich kurze Filmausschnitte oder rein auditive Impulse als Diskussions- oder Argumentationsgrundlage an.
Die Gegenwartsbedeutung der Einheit ergibt sich aus der Tatsache, dass der Bildungsplan der Klassenstufe 9/10 im Fach Ethik deutlich die Tatsache hervorhebt, dass sich Probleme angesichts der Globalität nicht nur auf die Situation in der Bundesrepublik Deutschland beschränken sollen. Die SuS sollen ihre eigenen Normen, Sinn- und Wertvorstellungen mit denen anderer Völker und Kulturen vergleichen. Die Erfahrungen einiger SuS mit Migrationshintergrund in einer heterogenen Klasse leisten einen wichtigen Beitrag um den Lebensweltbezug für alle SuS herzustellen.
Die Zukunftsbedeutung ergibt sich aus den Vorgaben des Bildungsplanes, der die Kompetenzerweiterung in den Bereichen der wertorientierten Lebensgestaltung, der Kenntnis von verschiedenen Weltbildern, Religionen und Sinn- bzw. Wertvorstellungen fordert. Hier setzt die Unterrichtsstunde an und eröffnet den SuS die Möglichkeit, sich mit den Gründen für die Migration aus einem Land, oder der Entscheidung für ein gewisses Land auseinanderzusetzten, sowie über die Probleme und Konflikte die dabei entstehen zu diskutieren. Diese Grundlagen sind wichtig, um begründete und verantwortliche Entscheidungen treffen zu können.
Immer mehr Menschen verlassen ihre Heimat, um ihren Lebensmittelpunkt an einen anderen Ort zu verlegen. Mehr als 150 Millionen Menschen weltweit leben als Migranten in einem Staat, welcher nicht ihre ursprüngliche Heimat ist.[5] Viele wollen den Rest ihres Lebens an einem fremden Ort bleiben, andere nur für ein paar Jahre. Verschiedene Staaten haben immer wieder versucht, Migration durch Gesetzte zu steuern. Dieser Entwurf wird sich hauptsächlich auf die Migration in Deutschland beziehen.
Definition Migration
Von Migration spricht man, wenn eine Person ihren Lebensmittelpunkt räumlich verlegt. Von internationaler Migration spricht man dann, wenn dies über Staatsgrenzen hinweg geschieht.[6]
Geschichtliche Aspekte
In Deutschland wuchs der Bedarf seit den 1880iger deutlich an. In dieser Zeit begannen Unternehmen ausländische Zwangsarbeiter zu beschäftigen. Während der Weimarer Republik sanken die Zahlen an Arbeitsmigranten deutlich, jedoch gewannt die Zuwanderung durch Flucht, Umsiedlung und Vertreibung deutlich an Bedeutung.
Die größte Migrationsbewegung des 20. Jahrhunderts fand jedoch von 1933 bis 1945 statt. Unzählige Juden und politisch Verfolgte emigrierten kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges. Ungefähr 12 Millionen ausländische Zwangsarbeiter wurden in der deutschen Kriegswirtschaft beschäftigt.
Nach dem zweiten Weltkrieg mussten jedoch 12 Millionen deutsche Flüchtlinge sowie 12 Millionen „displaced persons“, ehemalige Zwangsarbeiter und KZ-Insassen eine neue Heimat finden. Das schien jedoch in dem massiv zerstörten Nachkriegsdeutschland kaum möglich. Das Kriegsende und die nachfolgende polotisch-territoriale Neuordnung Europas bildeten den Hintergrund für millionenfache Wanderungsbewegungen.[7]
In der Bundesrepublik wurden zwischen 1955 und 1973 aus verschiedenen Ländern ausländische Arbeitskräfte angeworben. Sie und ihre Familien bilden bis heute die größte Gruppe der in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund. Daneben fallen noch Aussiedler und Aussiedlerinnen aus Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion sowie Flüchtlinge und Asylsuchende zahlenmäßig stark ins Gewicht.[8] Probleme und Konflikte unserer heutigen Gesellschaft spiegeln sich auch in den Schwierigkeiten der Politik, die unterschiedlichen Migrationsbewegungen zu kontrollieren und die Integration der Zuwanderer zu gestalten, wieder. Erst 2005 trat mit dem Zuwanderungsgesetz eine gänzliche Neuordnung des Ausländerrechts in Kraft. Zuvor durchlief die bundesdeutsche Migrations- und Integrationspolitik sechs prägende Phasen:
- 1955-1973 Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte
- 1973-1979 Anwerbestopp und Konsolidierung der Ausländerbeschäftigung
- 1979-1980 Konkurrierende Integrationskonzepte
- 1981-1990 Wende in der Ausländerpolitik
- 1991-1998 Dementi und praktische Akzeptanz der Einwanderungssituation
- 1998-2004 Deutschland, Einwanderungsland? Staatsangehörigkeit und Zuwanderungsdebatte[9]
Push Faktoren
Unter Migration versteht man im Allgemeinen, eine längerfristige Verlängerung des Lebensmittelpunktes von einzelnen Individuen oder Gruppen, unabhängig davon ob diese Verlagerung gezwungen oder freiwillig erfolgt ist. Als Push Faktoren werden Umstände bezeichnet, die ihren Ursprung im Herkunftsland haben und einen Migrationsdruck entstehen lassen (to push = drücken/drängen) z.B. instabile politische Verhältnisse, schlechte Arbeitsbedingungen, Umweltkatastrophen oder Krieg.
Pull Faktoren
Unter Pull Faktoren versteht man attraktive Bedingungen des Aufnahmelandes die eine gewisse Sogwirkung auf die Einwanderer entstehen lassen wie z.B. gute Arbeitsmarktchancen, hohe Löhne, Demokratie oder Religionsfreiheit. Heutige Migrationsprozesse sind meist nichtmehr auf einzelne Faktoren beschränlt, sondern eine Kombination aus Push- und Pull Faktoren.[10]
Bildung und Integration der Gesellschaft
Auch durch PISA wurde wieder deutlich, dass gerade das deutsche Bildungssystem den Anforderungen einer Einwanderungsgesellschaft nur unzureichend gerecht wird. Das Verfehlen von struktureller Integration verschärft die soziale Abspaltung. Migrationskinder entwickeln häufig ein spezifische Selbstverständnisse und Identitäten. „Das deutsche Schulsystem verfestige damit sozial Zuschreibungen entlang des binären Denkschemas wir/andere, eigen/fremd bzw. unten/oben statt sie aufzubrechen“.[11]
Genau hier setzt der Bildungsplan des Landes Baden-Württemberg an, indem er die Toleranz, Empathie, Hilfsbereitschaft, Kooperationsfähigkeit und eine werteorientierte Lebensgestaltung deutlich hervorhebt. Die Fähigkeiten jedes einzelnen SuS zur realistischen Selbstwahrnehmung und Selbsteinschätzung, sowie zur Selbstkritik müssen in Bezug auf verschiedene gesellschaftliche Probleme, Konflikte und Vorurteile geschult werden.[12]
[...]
[1] Vgl. Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden Württemberg, 1994, S.43, in: http://www.bildung-staerkt-menschen.de/service/downloads/Bildungsstandards/Rs/Rs_Eth_bs.pdf (letzter Zugriff: 19.07.14)
[2] Vgl. Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden Württemberg, 2004, S.44
[3] Vgl. Ebd.
[4] Vgl. Ebd.
[5] Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung [Hrsg.]: Grundlagendossier Migration, Bonn, 2011 in: http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/dossier-migration/ (letzter Zugriff: 18.07.14)
[6] Vgl. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Migrationsbericht 2005. Nürnberg, 2006
[7] Vgl. Ebd.
[8] Vgl. Bade, Klaus J.: Europa in Bewegung. Migration vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. München,2000, S. 85 ff.
[9] Vgl. Ebd. In: http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/dossier-migration/56367/migration-1955-2004 (letzter Zugriff: 18.07.14)
[10] Han, Petrus: Soziologie der Migration, Stuttgart: Lucius & Lucius, Grundlagenwerk mit Lehrbuchcharakter, 2000 in: http://www.bpb.de/politik/grundfragen/deutsche-verhaeltnisse-eine-sozialkunde/138008/begriffliche-vorklaerungen (letzter Zugriff: 19.07.14)
[11] Mecheril, Paul: Einführung in die Migrationspädagogik. Weinheim, 2004, in: http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/dossier-migration/56491/schule-und-integration (letzter Zugriff: 19.07.2014)
[12] Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden Württemberg, 2004, S.44, in: http://www.bildung-staerkt-menschen.de/service/downloads/Bildungsstandards/Rs/Rs_Eth_bs.pdf (letzter Zugriff:19.07.14)