Sinkende Geburtenrate, mehr Ehescheidungen und Frauen, die Karriere machen wollen. Die tradierten Werte und Normen der bürgerlichen Kleinfamilie scheinen bedroht. Doch naht wirklich der Zerfall der Institution Familie? Kann man Frauen, die sich bewusst für ein kinderloses Leben entscheiden, Schuldzuweisungen machen und in die Verantwortung zwingen? Und sind Mütter, die trotz Kind arbeiten gehen und ihr Kind fremdbetreuen lassen, nicht alles „Rabenmütter“?
Aufgrund der Pluralisierung der Lebensformen ist es heute nicht mehr einfach zu definie-ren, was Familie eigentlich genau ist. Das traditionelle Bild von Familie (Mutter, Vater und Kind[er]) schließt viele Familienformen aus (Alleinerziehende, Patchwork - Familien etc.) und würde diesen absprechen überhaupt „Familie“ zu sein. Ist die Familie also wirklich im Wandel und droht ihr der Zerfall? Da innerhalb der Diskussion um das Thema Familie vieles „von Werten und Emotionen, von subjektiven Erfahrun-gen und Ideologien stark besetzt“ (ERLER 1996, S. 11) ist, ist es wichtig, aktuelle Zahlen und Entwicklungen fernab von Idealisierung und Romantisierung zu betrachten.
Sinkende Geburtenrate, mehr Ehescheidungen und Frauen, die Karriere machen wollen. Die tradierten Werte und Normen der bürgerlichen Kleinfamilie scheinen bedroht. Doch naht wirklich der Zerfall der Institution Familie? Kann man Frauen, die sich bewusst für ein kinderloses Leben entscheiden, Schuldzuweisungen machen und in die Verantwortung zwingen? Und sind Mütter, die trotz Kind arbeiten gehen und ihr Kind fremdbetreuen lassen, nicht alles „Rabenmütter“?
Aufgrund der Pluralisierung der Lebensformen ist es heute nicht mehr einfach zu definieren, was Familie eigentlich genau ist. Das traditionelle Bild von Familie (Mutter, Vater und Kind[er]) schließt viele Familienformen aus (Alleinerziehende, Patchwork - Familien etc.) und würde diesen absprechen überhaupt „Familie“ zu sein. Peukert (2007, S. 36) definiert deshalb Familie wie folgt: „ Familie bezeichnet allgemein eine Lebensform, die mindestens ein Elternteil und ein Kind umfasst und einen dauerhaften und im Inneren durch Solidarität und persönliche Verbundenheit charakterisierten Zusammenhang aufweist.“ So kann also festgehalten werden, dass Familie immer aus mindestens einem Elternteil und mindestens einem Kind besteht, wodurch Alleinstehende (Singles ohne Kinder) sowie Ehepaare oder eheähnliche Gemeinschaften ohne Kinder aus der Definition von Familie herausfallen.
Wenn nun von „Familie im Wandel“ gesprochen wird, müssen Familienstrukturen mal anders ausgesehen haben, als die heutige Pluralität uns zeigt.
Das bis in die 1970er Jahre vorherrschende Leitbild umfasste eine frühe Heirat, die Gründung einer Familie mit mehreren Kindern und die Ehe wurde nicht geschieden. Die Rolle der Frau war definiert durch ein Hausfrauen- und Mutterdasein. Der Vater hingegen übernahm die Ernährerrolle in der Familie. Somit war das Leitbild von dem Ein – Ernährer - Modell geprägt, welches eine strenge geschlechtsspezifische Trennung der Lebensbereiche miteinschließt (vgl. Bäcker 2010, S. 252). Auch heute noch gilt die bürgerliche Kleinfamilie als die deutsche Normalfamilie bzw. als Ideal. So ist es nicht verwunderlich, dass „ im öffentlichen Leben und der Politik die Rückkehr zur intakten Familie als das Allheilmittel gegen die gebrechen des Zeitgeistes gepriesen wird “ (Erler 1996, S. 11).
Doch bezieht sich diese Betrachtung des „Früher war alles besser“ nicht viel mehr auf das vorherrschende Ideal als auf die Realität? Bäcker (2010, S. 252) weist daraufhin, dass das Ideal der bürgerlichen Kleinfamilie in der Realität nie durchgehend vorherrschte. Denn ein Blick in die Geschichte zeigt, dass der Flickenteppich „Familie“ von heute früher schon bunt und vielfältig war (vgl. Erler 1996, S. 12). So war die Erwerbstätigkeit der Mütter sowohl in der Arbeiter- als auch in der Landbevölkerung üblich (vgl. Bäcker 2010, S. 252). Da bis in das Jahr 1871 die Möglichkeit zur Eheschließung durch die Kopplung mit Bürger- und Niederlassungsrecht eingeschränkt war, gab es einen Anteil von bis zu 20% an unehelich geborenen Kindern (vgl. Erler 1996, S. 13). Die bürgerliche Kleinfamilie war also nicht so üblich, wie immer angenommen wird.
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- Arbeit zitieren
- Mendina Morgenthal (Autor:in), 2013, Der Wandel der Frauenrolle. Zerfällt die Institution Familie?, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/274815