Wasser ist nicht nur unser wichtigstes Lebensmittel, es wird vor allem neben der häuslichen Nutzung auch für Landwirtschaft und Industrie genutzt. Die Verschärfung der Wasserknappheit hängt von vielfältigen Faktoren ab. Neben der natürlichen Verteilung nutzbarer Wasserressourcen, der wachsenden Weltbevölkerung, Verstädterung und des Klimawandels nimmt vor allem der Wasserbedarf zur Gewinnung von Nahrung und Konsumgütern rasant zu. Im Vergleich zu anderen Industriestaaten ist der direkte Wasserverbrauch in Deutschland (ca. 130 Litern pro Tag) relativ gering. Das Wasser für die Produktion von Waren (indirekt) wird hier jedoch nicht berücksichtigt. Dieses Wasser nennt man auch virtuelles Wasser.
Dieser Prüfungsentwurf erörtert eine praktische Umsetzung des Themas "Virtuelles Wasser" und zeigt am Beispiel einer Unterrichtsreihe, wie das Theme nachhaltig in der Grundschule eingesetzt werden kann. Es kann ein Einblick in eine offene und handlungsorientierte Unterrichtsreihe zum Thema ‚Virtuelles Wasser‘ gewonnen werden. Im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung sollen die Schülerinnen und Schüler die Einsparung von virtuellem Wasser erproben - nur so kann ein verantwortungsvoller Umgang mit natürlichen Ressourcen vermittelt werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Darstellung der längerfristigen Unterrichtszusammenhänge (Reihe)
1.1 Entscheidungsteil
1.1.1 Thema der Unterrichtsreihe
1.1.2 Ziele der Unterrichtsreihe
1.1.3 Aufbau der Unterrichtsreihe
1.2 Begründungsteil
1.2.1 Didaktische Analyse
2. Schriftliche Planung des Unterrichts
2.1 Entscheidungsteil
2.1.1 Zentrales Ziel der Unterrichtsstunde
2.1.2 Weitere Lernziele
2.1.3 Verlaufsplanung
2.2 Begründungsteil
2.2.1 Didaktische Analyse
2.2.2 Fachbezogene Lernausgangslage und Konsequenzen
für den Unterricht
3. Literaturverzeichnis
4. Anhang
1. Darstellung der längerfristigen Unterrichtszusammenhänge (Reihe)
1.1 Entscheidungsteil
1.1.1 Thema der Unterrichtsreihe
„Wasserdetektive – dem verstecktem Wasser auf der Spur!“ - Eine offene und handlungsorientierte Unterrichtsreihe zum Thema ‚Virtuelles Wasser‘, um im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung die Einsparung von virtuellem Wasser zu erproben und damit einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen anzubahnen.
1.1.2 Ziele der Unterrichtsreihe
Die Reihe dient mit ihren Zielsetzungen den Kompetenzerwartungen, die am Ende der Klasse 4 im Bereich „ Raum, Umwelt und Mobilität “ unter dem Schwerpunkt „ Umweltschutz und Nachhaltigkeit “ wie folgt aufgeführt werden: Die Schülerinnen und Schüler „recherchieren und diskutieren die Bedeutung und Nutzung von Ressourcen und erproben den sparsamen Umgang mit ihnen“ (Lehrplan 2008, 47). Im Sinne einer integrativen Unterrichtsplanung (vgl. Lehrplan 2008, 40) im Fach Sachunterricht werden weitere Kompetenzerwartungen im Bereich „Mensch und Gemeinschaft“ (Die Schülerinnen und Schüler bewerten ihre Konsumgewohnheiten unter ökologischen Kriterien), „Zeit und Kultur“ (Sie recherchieren mit/ in Medien und nutzen die Informationen für eine Präsentation), „Natur und Leben“ (Sie beschreiben Veränderungen in der Natur und stellen Entwicklungsphasen dar) und „Raum, Umwelt und Mobilität“ (Sie nutzen Karten und Hilfsmittel als Orientierungshilfen) angesprochen (vgl. Lehrplan 2008, 43 ff.).
1.1.3 Aufbau der Unterrichtsreihe
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1.2 Begründungsteil
1.2.1 Didaktische Analyse
Wasser ist nicht nur unser wichtigstes Lebensmittel, es wird vor allem neben der häuslichen Nutzung auch für Landwirtschaft und Industrie genutzt. Die Verschärfung der Wasserknappheit hängt von vielfältigen Faktoren ab. Neben der natürlichen Verteilung nutzbarer Wasserressourcen, der wachsenden Weltbevölkerung, Verstädterung und des Klimawandels nimmt vor allem der Wasserbedarf zur Gewinnung von Nahrung und Konsumgütern rasant zu (vgl. BMU 2012, 1). Gerade in wasserarmen Ländern wird der überwiegende Anteil des verfügbaren Wassers in die Bewässerung der Landwirtschaft gesetzt (häufig rund 90 Prozent) (vgl. Horlemann/ Neubert 2006, 26). Im Vergleich zu anderen Industriestaaten ist der Wasserverbrauch in Deutschland (ca. 130 Litern pro Tag) relativ gering. Das Wasser für die Produktion von Waren wird hier jedoch nicht berücksichtigt (vgl. www.bpb.de). Dieses Wasser nennt man auch virtuelles Wasser. Ein Beispiel: „Wasser, das beim Anbau von Kaffee benötigt wird, wird nicht dem Land zugerechnet, das die Kaffeeplantagen bewässert und die Bohnen schließlich exportiert, sondern dem Land, in dem der Kaffee schließlich getrunken wird“ (BMU 2012, 2). Im Endprodukt ist das genutzte Wasser kaum noch physikalisch enthalten und wird daher auch „ virtuelles Wasser “ genannt (vgl. Horlemann/ Neubert 2006, 26). Damit steigt der tatsächliche Wasserverbrauch auf 4130 Liter pro Tag (pro Person). Dieser „ Wasserfußabdruck “, wie er vom Water Foodprint Network herausgebracht wurde, ist ein Vielfaches höher als der direkte Wasserverbrauch im Land und entsteht zu 69 Prozent außerhalb unserer Landesgrenze. Für 1 Kilogramm Rindfleisch wird je nach Herkunftsland und Produktionsart rund 15000 Liter virtuelles Wasser verbraucht, was enormen Druck auf die Wasserressourcen der exportierenden Länder ausübt (vgl. www.wasserfussabdruck.org). „ Wasserressourcen müssen [daher] nachhaltig geschützt werden, damit der heutigen Weltbevölkerung und zukünftigen Generationen Wasser in angemessener Menge und Qualität zur Verfügung steht“ (Horlemann/ Neubert 2006, 26).
Diese Unterrichtsreihe soll über die versteckten Wassermengen in Produkten aufklären, um einen verantwortungsbewussten Umgang mit der natürlichen und gestalteten Lebenswelt und ihren Ressourcen zu initiieren (vgl. Lehrplan 2008, 39). Die Schülerinnen und Schüler sollen gezielt in der Gestaltungskompetenz, d.h. in der Entwicklung spezifischer Problemlöse- und Handlungsfähigkeiten (vorausschauendes denken, weltoffen wahrnehmen, interdisziplinär arbeiten, Lebensstil und Leitbilder reflektieren etc.) gefördert werden (vgl. Gerhard de Haan/ Plesse 2008, 1ff.). „Wer über sie verfügt, kann die Zukunft der Gesellschaft, ihren sozialen, ökonomischen, technischen und ökologischen Wandel in aktiver Teilhabe im Sinne nachhaltiger Entwicklung modifizieren und modellieren“ (vgl. ebd., 1) So kann eine Gegenwarts- als auch eine Zukunftsbedeutung in der didaktischen Analyse hergestellt werden (vgl. Klafki 2010, 135ff.).
Zu Beginn der Reihe wird das Vorwissen der Kinder aus der direkten Lebenswirklichkeit genutzt und im Sinne der Erfahrungsorientierung aufgegriffen und mit dem Schaffen neuer Erfahrungen verbunden (vgl. Kaiser 2013, 202f.). Dazu dokumentieren die Kinder den direkten Wasserverbrauch bei der alltäglichen Wassernutzung und werten die Ergebnisse gemeinsam im Unterricht aus. Im Sinne einer nachhaltigen Umwelterziehung als offener Prozess wird zu Beginn der Reihe ein emotionaler Zugang geschaffen, indem die Betroffenheit der Menschen aus wasserarmen Gebieten als Impuls für die eigene Erfahrung mit Umwelt genutzt wird. „ Emotionales Lernen stellt eine immer wieder […] vernachlässigte und unterschätzte Grundlage für darauf aufbauende kognitive und instrumentale Kompetenzen dar“ (Wilhelmi 2006, 6). Es wird dringend notwendig, den heutigen Umgang mit Wasser zu überdenken und die Welt dabei als ein vernetztes System zu begreifen, um die Endlichkeit dieser Ressource zu verstehen (vgl. Engel 1999, 118). Daher sollen die Schülerinnen und Schüler mit Hilfe von verschiedenen Medienberichten (Zeitung, Film) die Folgen von Wasserarmut (lange Fußwege zum Brunnen etc.) erarbeiten und an einem konkreten Beispiel Wasser als wertvoll begreifen! Wenn die emotionale Bindung zum Wasser gestärkt wird, kann auch ein persönliches Engagement für Umweltbelange entstehen (vgl. König/ Strauch 2000, 101).
Im Sinne eines forschenden Umweltbezugs (vgl. Wilhelmi 2006, 6) untersuchen die Lernenden das mitgebrachte Schulfrühstück und visualisieren ihre Ergebnisse in einen Fußabdruck, der im Größenverhältnis zum direkten Wasserverbrauch verglichen wird. In der Auswertungsphase erstellen die Schüler dann eine Mengenleiste der verschiedenen Frühstücksprodukte und diskutieren über die Zusammensetzung der virtuellen Wassermengen. Die Idee des forschenden Lernens besteht darin, dass der methodisch-didaktische Zugang im engen Zusammenhang mit der Lebenswelt der Kinder steht und dort ansetzt. So finden die Schülerinnen und Schüler eine Möglichkeit, sich ihre Umwelt spielerisch-kreativ anzueignen (vgl. König/ Strauch 2000, 99). Die Lernenden erhalten Einblick in die Begriffsbestimmung des virtuellen Wassers und können von der emotionalen Basis einen ersten Perspektivwechsel vornehmen – nämlich die eigene Betroffenheit durch den Konsum wasserintensiver Produkte. Dazu erhalten die Schülerinnen und Schüler verschiedene Hausaufgaben, die darauf abzielen, die Ergebnisauswertung im Sachunterricht mit häuslichen Daten zu ergänzen. So sollen die Schülerinnen und Schüler beispielsweise gezielt Lebensmittel nach ihrer Herkunft bestimmen oder im Sinne einer Wissenschaftsorientierung (vgl. Kaiser 2013, 218) einen standardisierten Fragebogen zum häuslichen Wissen über virtuelles Wasser durchführen.
Bei der Besichtigung des Schulgartens veranschaulichen die Schülerinnen und Schüler einen Teil der Mengenleiste (100 Liter), um bewusste Sinneserfahrungen mit dem Element Wasser zu machen und die Größenverhältnisse der virtuellen Wassermengen zu realisieren. Dazu wird im Sinne einer nachhaltigen Wassernutzung aufgefangenes Regenwasser für die Darstellung genutzt. Die anschließende Ergebnisauswertung wird ebenfalls in der Mengenleiste visualisiert und mit Hilfe verschiedener Größeneinheiten (1, 10, 100, 1000 Liter) verglichen.
Die Wirkung dieser ersten Einsichten soll zum Anlass genommen werden, sich als „Wasserdetektive“ in bestimmten Forscherfragen ausbilden zu lassen, um am Ende der Reihe Detektivteams in verschiedene Klassen auszusenden, die über den Wassergehalt in Produkten und über mögliche Lösungsvorschläge zur Reduktion des Wasserfußabdrucks der Schule aufklären (Ziel der Reihe). Im Sinne eines offenen und zukunftsorientierten Sachunterrichts formulieren die Lernenden eigene Fragestellungen und entwickeln dazu ein eigenes Arbeitsprogramm (s. „Lagebesprechung“). Die Lehrkraft stellt dazu ein vielfältiges Angebot an Materialien bereit (vgl. Kaiser 2013, 223). Die Sozialstruktur ergibt sich maßgeblich aus der Interessensorientierung der Kinder. Je nach Forscherfrage bildet die Lehrkraft verschiedene Interessensgruppen, die sich in der Sozialform selbst organisieren dürfen (vgl. Meyer 2002, 153). Denn „Sachunterricht [muss] Fragen, Interessen und Lernbedürfnisse von Kindern berücksichtigen“ (GDSU 2003, 2). Die Kinder können ihre Lernwege folglich selbst organisieren und gestalten (vgl. Lehrplan 2008, 39), indem sie eigene „Detektivfragen“ entwickeln und als aktiv Handelnde (vgl. Meiers 1999, 40f.) in die Arbeit mit der Lerntheke einfließen lassen. Diese Interessensorientierung, die sich durch erfahrungsnahe Inhalte, Differenzierung, kreative Lernwege und Anschaulichkeit kennzeichnet, legt einen ersten Grundstein für einen kindorientierten und offenen Sachunterricht (vgl. Kaiser 2013, 219ff.).
Die anschließende Arbeit organisiert sich im offenen Lernprozess mit der Lerntheke, in dem die Schülerinnen und Schüler sich in einer übergeordneten Fragestellung zu einem bestimmten Wissensgebiet „ausbilden“ lassen. Die Arbeit mit der Lerntheke ist in der schriftlichen Planung des Unterrichts näher dargestellt (s. Anhang).
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