Dieser Text ist ein Bericht von längeren Spaziergängen auf den neu angelegten Küstenwegen auf den Halbinseln Cap Martin und Cap Ferrat an der Côte d’Azur.
Die beiden exklusiven Halbinseln Cap Martin und Cap Ferrât an Frankreichs Cote d’Azur lassen sich auf neu angelegten Küstenwegen per pedes ganz umrunden. Ein wunderschöne Art, die französische Riviera zu entdecken. Für beide Wege ist jeweils ein halber bis ganzen Tag einzuplanen, insbesondere, wenn zwischendurch ein Bad im Meer gewünscht wird, was sehr empfehlenswert ist.
Halbinseln aus Vogelperspektive. Links:
Cap Martin.
Rechts: Cap Fer- rat.
Vielleicht liegt das Geheimnis der Cote d’Azur darin, dass sie Gegensätze vereint: Geist und Geld, Exklusivität und Massentourismus, Meer und Bergwelt, überlaufene Küstenorte und einsame Dörfer im Hinterland, noch Frankreich und doch schon so italienisch. Im Winter und im Frühling kann man morgens in den Seealpen Ski fahren und nachmittags leicht bekleidet am Strand spazieren. Im Sommer lässt sich Wandern im alpinen Hochgebirge mit Baden in malerischen Buchten verbinden — von der Sonne verbrannte Vegetation mit hellblauem Meer.
Überhaupt das Wandern: eine bei Franzosen äußerst beliebte Freizeitbeschäftigung. Und daraus, dass man in Monaco nicht gerade besonders viele mit verstaubten Rucksack, Isomatte und dicken Schuhen bepackte Touristen am Casino entlang ziehen sieht und ebenso wenige Ferraris und Maseratis auf Wanderparkplätzen anzutreffen sind, soll man nicht den Schluss ziehen, dass Wanderungen oder längere Spaziergänge nicht
in diesen paradiesisch schönen Landstrich passten. Ganz im Gegenteil: Wandern gehört zur Cote d’Azur ebenso dazu wie zu anderen Gebieten.
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Wanderweg hoch über Monaco.
Schon Erika und Klaus Mann weisen in ihrem berühmten, immer noch erstaunlich aktuellen „Buch von der Riviera“ von 1931 (übrigens eine vorzügliche, leichte und heitere Reiselektüre) auf die reizvollen Spaziergänge zwischen Nizza und Monte Carlo hin. Vor allem aber tut sich das Départment Alpes-Maritimes, das südöstlichste Frankreichs an der italienischen Grenze, in dem neben den Seealpen auch der östliche Teil der Cote d’Azur etwa ab Cannes liegt, durch eine perfekte Infrastruktur für kleinere und größere Wanderungen hervor, 4000 Wegweiser wurden in die Landschaft gesetzt, Wege sind erneuert und werden regelmäßig überprüft. Zu diesen gehören auch die extra angelegten Küstenwege, die sentiers littorals oder touristiques, auf denen man mit wenigen Unterbrechungen die ganze azurblaue Küste entlang spazieren kann. Auch an Bänke zum Pausieren wurde gedacht, klug positioniert an Stellen mit besonders schöner Aussicht.
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Zwei besonders schöne Abschnitte des Küstenwegs verlaufen um die beiden Halbinseln Cap Ferrat und Cap Martin zwischen Nizza und Menton. Auf ihnen kann man einfach und gemütlich diese beiden betörenden Sehnsuchtsorte umrunden, zwischendurch ein erfrischendes Bad nehmen, in felsigen Buchten schnorcheln oder die imponierende Aussicht auf die Küste, etwa von Cap Martin auf Monaco, genießen. Die nicht weit voneinander entfernten Cap Ferrat und das etwas kleinere Cap Martin sind die beiden ewigen Konkurrenten um den Status des reichsten und schönsten Gartens Eden der Cote — ein Wettbewerb, der regelmäßig zugunsten von Cap Ferrat ausgeht. Denn hier stehen einfach die üppigsten, schicksten und prachtvollsten Megavillen. Zum Beispiel die Villa Léopolda, die gerade für fast eine halbe Milliarde Euro einen neuen Käufer gefunden hat und damit laut FAZ die teuerste Wohnimmobilie der Welt ist. Sie gehörte einst dem belgischen König Leopold II, der sie 1902 als Geschenk für seine Frau bauen ließ, was ihn nicht daran hinderte, auf dem Gelände für jede seiner drei Mätressen gleich noch jeweils ein eigenes Haus zu errichten.
Die Liste der internationalen Weltstars aufzuzählen, die seit Jahrzehnten die beiden Caps bevölkern, ist müßig. Immerhin erhascht man vom Küs- tenweg aus den einen oder anderen Blick auf Residenzen und Gärten, die erahnen lassen, was materieller Reichtum bedeuten kann.
Zwei der Anwesen auf Cap Ferrat lassen sich übrigens besichtigen. Die Villa Kérylos, im 19. Jahrhundert vom Bankier und Philhellenen Théodore Reinach ganz nach antikem griechischen Vorbild direkt ans Meer gebaut, erweckt den Eindruck, man sei mit einer Zeitmaschine ins Altertum gereist. Und die noch imposantere Villa Ephrussi de Rothschild, von der gleichnamigen Bankierstochter ebenfalls im 19. Jahrhundert erbaut, besticht vor allem durch ihre weitläufigen idyllischen Gärten verschiedener Stilrichtungen. Der Besuch dieser Paläste lässt sich wunderbar mit einem Spaziergang auf dem sentier littoral um Cap Ferrat verbinden.
Oben links: Im griechischen Stil erbaute Villa Kérylos vor Cap Ferrat. Oben rechts: Abschnitt des sentierlittoral aufWestseite von Cap Ferrat. Unten: Blick vom sentierlitto- ral auf Cap Ferrat bis auf die Seealpen und Italien.
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- Dr. Oliver Fohrmann (Author), 2013, Côte d’Azur zu Fuß, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/270796