[...] Die elementaren und allgemeinen Prozesse des Alltags formen das Bewußtsein
von Geschichte. In ihnen vereinen sich die drei Elemente Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft, die den Menschen Möglichkeiten für ihr Handeln
eröffnen. Da Geschichtlichkeit stets ‚da‘ ist, stellt sie für den Menschen ein
strukturierender und regulierender Faktor des Lebens dar. Wenn Geschichte an
sich im Alltag des Menschen beginnt, muß auch die wissenschaftlich betriebene
Geschichte auf den lebensweltlichen Ursprung zurückgreifen, um neue Theorien
aufzustellen. Dabei stellt sich die Frage, wo überhaupt der Ursprung des
Geschichtsbewußtseins liegt. Wie entsteht Geschichtsbewußtsein, und welche
Erfahrungen und Erkenntnisse zieht die Wissenschaft aus ihm? Auch stellt
sich die Frage, was für eine Bedeutung die lebensweltlichen Zusammenhänge
für die Geschichtsdidaktik haben. Welche Rolle spielt für sie die Reflexion
über die Lebenszusammenhänge des historischen Bewußtseins in der Gesellschaft?
Und wie kann und soll die Geschichtsdidaktik als Wissenschaft dieser
Rolle gerecht werden?
Diese Hausarbeit versucht, Antworten auf solche Fragen zu geben, was aber
aufgrund der unzureichenden Literatur zum Thema Geschichte und Lebenswelt
nicht immer möglich gewesen ist. Hauptsächlich verwendet worden ist das
Buch „Historische Vernunft“ von Jörn Rüsen. Weiterhin sind Teile aus den
Büchern von Erich Kosthorst, „Geschichtswissenschaft“, und Alfred Schütz/Thomas Luckmann, „Strukturen der Lebenswelt Bd.1“, hinzugezogen
worden.
Im folgenden werde ich kurz die Gliederung meiner Arbeit darstellen: Der
Hauptteil beginnt mit einer Beschreibung des Begriffes der Lebenswelt. Dies
geschieht, um ein Grundverständnis für die weiteren Ausführungen herzustellen.
Der folgende Abschnitt befaßt sich konkret mit dem Thema Geschichte als
Lebenswelt. Dabei wird sowohl der Ursprung des Geschichtsbewußtseins dargestellt,
als auch die Rolle der Tradition und der Wissenschaft als lebensweltliches
Phänomen erörtert. Der Versuch einer abschließenden Erörterung der geschichtsdidaktischen
Folgerungen, die sich im Zusammenhang mit der Lebenswelt
ergeben, beendet meine Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Begriff der Lebenswelt
- Geschichte als Lebenswelt
- Der Ursprung des Geschichtsbewußtseins
- Tradition und Wissenschaft als lebensweltliches Phänomen
- Geschichtsdidaktische Folgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Thema „Geschichte als Lebenswelt“. Im Mittelpunkt stehen die elementaren und allgemeinen Prozesse des Alltags und deren Einfluss auf das Geschichtsbewußtsein. Die Arbeit analysiert die Entstehung des Geschichtsbewußtseins und die Rolle von Tradition und Wissenschaft im Kontext der Lebenswelt. Sie untersucht die Bedeutung dieser lebensweltlichen Zusammenhänge für die Geschichtsdidaktik und die Frage, wie die Geschichtsdidaktik als Wissenschaft dieser Rolle gerecht werden kann.
- Der Begriff der Lebenswelt nach Edmund Husserl
- Der Ursprung des Geschichtsbewußtseins im Alltag
- Die Rolle von Tradition und Wissenschaft in der Lebenswelt
- Die Bedeutung der Lebenswelt für die Geschichtsdidaktik
- Die Herausforderung für die Geschichtsdidaktik, die Lebenswelt in ihrer Lehre zu berücksichtigen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die zentrale Frage der Arbeit dar: Wie lässt sich Geschichte als Lebenswelt begreifen? Sie beleuchtet die Bedeutung von Geschichte als Orientierungsgröße in der Lebenspraxis und zeigt auf, wie elementare Prozesse des Alltags das Geschichtsbewußtsein formen. Die Einleitung skizziert zudem die Forschungsfragen, die im weiteren Verlauf der Arbeit untersucht werden sollen.
Der Begriff der Lebenswelt
Dieses Kapitel beleuchtet den Begriff der Lebenswelt, der vor allem durch die Philosophie von Edmund Husserl geprägt wurde. Es erklärt die Lebenswelt als „ständig vorgegebene, ständig im voraus seiend geltene“ Welt, die uns in unserem konkreten Weltleben umgibt. Die Lebenswelt wird als Wirklichkeitsbereich des Menschen dargestellt, der Handlungen und Erfahrungen ermöglicht und gleichzeitig durch Ereignisse und Gegenständlichkeiten begrenzt wird.
Geschichte als Lebenswelt
Dieses Kapitel befasst sich mit der Entstehung des Geschichtsbewußtseins im Alltag. Es werden die verschiedenen Ebenen der Lebenswelt untersucht und ihr Einfluss auf die Wahrnehmung und Konstruktion von Geschichte aufgezeigt. Darüber hinaus beleuchtet es die Rolle von Tradition und Wissenschaft als lebensweltliches Phänomen und die Frage, wie sie sich in den Alltag des Menschen integrieren.
Schlüsselwörter
Lebenswelt, Geschichtsbewußtsein, Tradition, Wissenschaft, Geschichtsdidaktik, Alltag, Orientierung, Handeln, Erfahrung, Erkenntnis, Kommunikation.
- Quote paper
- Andrea Becker (Author), 1999, Geschichte als Lebenswelt, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/27062