Dieser Essay soll eine erste, kurze Orientierung in den Theoriekomplex der Wissensgesellschaft geben. Es ist als erste, eigene Gedanken enthaltene Reflexion von Alltagswissen, welches sich mit wissenschaftlichen Inhalten verknüpft konstruiert und zeigt auf, wie vielfältig die Wissensgesellschaft, in welcher wir uns befinden, ist.
Wissensgesellschaft - was ist das eigentlich?
Anfangs war „Wissensgesellschaft“ für mich ein Wort, das man eben benutzte, weil es da war und weil es etwas beschrieb, was zur heutigen Zeit irgendwie zu passen schien. Ich setzte mich damit auseinander und spontan flogen mir Inhalte wie „Bildung ist der Schlüssel zur Zukunft“ und Ähnliche zu. Wenn ich aber tief in mich hineinhorche, dann verstehe ich es nicht. Was ist denn mit Bildung gemeint? Braucht Deutschland mehr Akademiker? Muss Deutschland nur noch aus Akade- mikern bestehen, damit es ein zukunftsfähiges Land bleibt? Oder soll das bedeu- ten, dass Menschen, die handwerkliche Berufe ausüben und deren Kunstfertig- keiten seit Jahrzeiten gut und effektiv weitergegeben werden, auch noch politik- und gesellschaftswissenschaftliche Seminare belegen müssen, um ihren Beitrag zur Gesellschaft einordnen zu können?
Es verwundert mich nicht, wieso es mir schwer fällt, diese Gedanken gut einord- nen zu können. Ich habe den Eindruck, dass man jetzt unbedingt in einer neuen Epoche leben will, man streitet sich lediglich um die Definition, wann man denn jetzt endgültig darin angekommen ist. Wahrscheinlich wird der Streit nie passé sein.
In einem Interview der Süddeutschen Zeitung äußert sich Werner Fürstenberg, ein „Burn-Out-Berater“ darüber, dass die Menschen „das Tempo nicht mehr aus- halten“ würden. Die psychischen Belastungen seien bei den Arbeitnehmern in den vergangenen 20 Jahren zusammen mit der Geschwindigkeit in der Arbeits- welt um ein Vielfaches gestiegen und die Belastungen seien potenziert worden.
Meiner Ansicht nach ist dies das deutlichste Erkennungsmerkmal der Wissensge- sellschaft: alles geht immer schneller, es muss alles immer effektiver sein, selbst- verständlich kostenarm und möglichst ökologisch, damit man sich daran profilie- ren kann. Man kann dies sehr gut bei den G8-Schülern sehen. Da sitzen dann Schüler, die (zu Recht) überfordert mit allem sind, unterrichtet von überforderten Lehrern, die seinerzeit ihr Staatsexamen gemütlich absolviert haben und müssen sich, selbst noch nicht an die Schnelligkeit gewöhnt, den Lehrplan, der in aller Eile gekürzt wurde, an die Schülerschaft weitergeben, welche den Stress allgegenwärtig mit sich mitträgt, bis ins Abitur hinein.
Dank Bachelor und damit verbundener Schnelligkeit und Effizienz (zumindest laut Intention) sind die Schüler ideal auf den folgenden massiven Stress vorbereitet. Es müssen Studieninhalte gekürzt werden, man ist nun mit verkürzter Studienzeit innerhalb 6 Semester berufsfähig. Ist das die Intention? Man will mehr Akademi- ker generieren durch Systeme, die schneller und effizienter sind? Das gute alte Diplom dauerte ein paar Semester länger, man hatte auch erst einen berufsquali- fizierenden Abschluss, wenn man dieses erhalten hatte. Das konnte auch mal länger als die Regelstudienzeit dauern, ohne dass man Existenzängste haben muss, so wie das heutzutage der Fall ist, wenn man nur die einschlägigen Berichte in entsprechenden Zeitungen liest, in denen beispielsweise steht, dass es „kri- tisch wird“, wenn man auch nur zwei Semester länger studiere, weil die Eingliede- rung in den Arbeitsmarkt dann problematisch sei.
Aber es fängt ja viel früher an. Wir alle sind mit dem dreigliedrigen Schulsystem groß geworden. Als ich in der Grundschule war, hat man es schon damals als Be- leg der Dummheit anderer gesehen, sollten diese von den Lehrern für die Haupt- schule vorgeschlagen worden sein. Schon damals stellte ich fest (ich hatte mir aus meiner kindlichen Neugierde die Schulempfehlungszettel all meiner Schulkame- raden durchgelesen), dass die überwiegende Mehrzahl der Schüler, die von den Lehrern für die Hauptschule vorgeschlagen worden waren, von den Eltern über- stimmt wurden und in eine höhere Schulform eingeteilt wurden.
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- Arbeit zitieren
- L. Mattern (Autor:in), 2011, Wissensgesellschaft - was ist das eigentlich?, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/264706