Käufer im Online-Handel haben die Möglichkeit, mit sehr geringem Aufwand umfassende Preisvergleiche durchzuführen. Bakos sah Ende der 90er Jahre darin eine große Gefahr für die Profite der Anbieter, da der elektronische Marktplatz den Preiswettbewerb der Anbieter intensiviert. Die Gründe hierfür fand Ancarani in den geringen Transaktionskosten des Internets, der Möglichkeit potenzieller Käufer umfassende Preisvergleiche durchzuführen, sowie der schnellen und einfachen Wechselmöglichkeit der Kunden zu anderen Anbietern.
Doch die Auswirkungen eines möglichen reinen Preiswettbewerbs im Internet werden in aktuellen Forschungsliteraturen kontrovers diskutiert. Tatsächlich erzielen viele Anbieter im Online-Handel sogar höhere Preise als in anderen Vertriebskanälen. Dies führen Lal et al. auf die Gliederung der Suchkosten in Kosten für Preisinformationen auf der einen Seite als auch Kosten für Produkt- und Qualitätsinformationen auf der anderen Seite zurück. Zwar bewirke die geringere Höhe der Suchkosten für Preisinformationen eine niedrigere Preisbereitschaft, gleichzeitig können umfangreichere Produkt- und Qualitätsinformationen die Preisbereitschaft aber erhöhen.
Baker et al. stellen daher heraus, dass Käufer sowohl im Internet als auch im stationären Handel unterschiedliche Preisbereitschaften haben. Doch im stationären Handel sehen sich Anbieter vor der Herausforderung, einzelnen Kundensegmenten unterschiedliche Preise anzubieten. Entweder, weil Anbieter ihre Kunden nicht identifizieren und somit nicht einzelnen Segmenten zuordnen können, oder aber gar nicht wissen, wie maßgeschneiderte Preise für ein Segment gestaltet werden sollten, da die Bestimmung der Preisbereitschaft des Segmentes nicht eindeutig ist. Betritt ein Kunde ein herkömmliches Ladengeschäft, so wissen die Verkäufer üblicherweise nichts über dessen bisheriges Kaufverhalten, welche Kombinationen von Preis und Leistung oder welcher zusätzliche Anreiz zu einer erfolgreichen Verkaufstransaktion führen würde.
Das Internet schafft in diesen Punkten jedoch Transparenz für den Anbieter. So kann der Anbieter basierend auf unterschiedlichen Informationsquellen, wie den Clickstreamdaten, die zum Beispiel die Verweildauer eines Kunden auf einer bestimmten Webseite erfassen, oder das bisheriger Kaufverhalten zuvor erworbener Produkte mittels Cookies, potenzielle Kunden einzelnen Segmenten zuordnen.
Inhaltsverzeichnis
- Das Internet als Unterstützung neuer Preisstrategien
- Grundlagen der Untersuchung
- Relevante Preisstrategien im Online-Handel
- Zeitbezogene und personenbezogene Preisdifferenzierung
- Reverse Pricing am Beispiel “Name-Your-Own-Price”
- Preisfairness als zentraler Aspekt des Käuferverhaltens
- Relevante Preisstrategien im Online-Handel
- Auswirkungen der Preisstrategien auf das Käuferverhalten
- Problembereiche und Lösungsansätze zeitbezogener und personenbezogener Preisdifferenzierung
- Schwankende Angebotspreise als Herausforderung der zeitbezogenen Preisdifferenzierung
- Die Nachvollziehbarkeit personenbezogener Preisdifferenzierung aus Kundensicht
- Problembereiche und Lösungsansätze beim Einsatz von “Name-Your-Own-Price”
- Die Akzeptanzrate als Kriterium der Preisfairness
- Der Umgang mit strategischem Kundenverhalten
- Problembereiche und Lösungsansätze zeitbezogener und personenbezogener Preisdifferenzierung
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit den Auswirkungen unterschiedlicher Preisstrategien im Online-Handel auf das Käuferverhalten. Sie untersucht insbesondere zeitbezogene und personenbezogene Preisdifferenzierung sowie den Einsatz von "Name-Your-Own-Price" als Preissetzungsmechanismus. Die Arbeit analysiert die Problembereiche und Herausforderungen dieser Preisstrategien sowie korrespondierende Lösungsansätze.
- Der Einfluss des Internets auf die Preisgestaltung im Online-Handel
- Die Bedeutung von Preisfairness für das Käuferverhalten
- Die Auswirkungen von zeitbezogener und personenbezogener Preisdifferenzierung auf die wahrgenommene Preisfairness
- Die Akzeptanz und das strategische Kundenverhalten im Kontext von "Name-Your-Own-Price" Märkten
- Die Rolle des Reverse Pricing als zukunftsweisende Preisstrategie im Online-Handel
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel untersucht die Rolle des Internets als Katalysator für neue Preisstrategien im Online-Handel. Es beleuchtet die Auswirkungen der geringeren Suchkosten und der gesteigerten Transparenz auf den Preiswettbewerb zwischen Anbietern. Das zweite Kapitel behandelt die Grundlagen der Untersuchung und definiert relevante Preisstrategien im Online-Handel, insbesondere die zeitbezogene und personenbezogene Preisdifferenzierung sowie Reverse Pricing. Zudem wird die Bedeutung der Preisfairness als zentraler Aspekt des Käuferverhaltens erläutert. Das dritte Kapitel widmet sich den Auswirkungen der Preisstrategien auf das Käuferverhalten. Es analysiert die Problematik schwankender Angebotspreise bei zeitbezogener Preisdifferenzierung sowie die Herausforderungen der Nachvollziehbarkeit bei personenbezogener Preisdifferenzierung. Weiterhin werden die Akzeptanzrate und der Umgang mit strategischem Kundenverhalten im Kontext von "Name-Your-Own-Price" Märkten untersucht. Das vierte Kapitel fasst die Erkenntnisse der Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick auf die weitere Entwicklung der Preisstrategien im Online-Handel.
Schlüsselwörter
Preisstrategien, Online-Handel, Käuferverhalten, Preisfairness, Zeitbezogene Preisdifferenzierung, Personenbezogene Preisdifferenzierung, Reverse Pricing, "Name-Your-Own-Price", Akzeptanzrate, Strategisches Kundenverhalten.
- Arbeit zitieren
- Markus Fischer (Autor:in), 2013, Auswirkungen unterschiedlicher Preisstrategien im Online-Handel auf das Käuferverhalten, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/263239