Spätestens seit Einführung des Tonfilms Ende der Zwanziger Jahre und der damit einhergehenden wirtschaftlichen Konzentrationsprozesse ist das Hollywood-Kino gekennzeichnet durch eine Tendenz zum ökonomisch möglichst sicheren und gestalterisch möglichst konservativen Produkt, das darauf perfektioniert ist, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu bedienen. Ungeachtet dieser Tendenz hat die Fabrik Hollywood immer wieder unumstritten großartige Filme hervorgebracht, von denen sich die interessantesten dadurch auszeichnen, daß sie sowohl den populären als auch den avantgardistischen Geschmack befriedigen.
In den fünfziger Jahren haben sich französische Filmkritiker und Filmemacher aus dem Umfeld der Zeitschrift Cahiers du Cinéma mit diesem Phänomen beschäftigt und Vermutungen über die Ursachen angestellt. Herausgekommen ist dabei die politique des auteurs, eine kritische Methode, die die Person und die kreative Leistung des Regisseurs zum Referenzpunkt der Filmkritik und -theorie macht.
Die politique des auteurs hat offenkundige Schwächen, vor allem eine Tendenz zum Personenkult, die sich etwa in der vielzitierten Auffassung, der schlechteste Film von X sei allemal besser als der beste Film von Y, äußert, oder in dem Versuch von Andrew Sarris, eine Art ewiger Bestenliste der amerikanischen Regisseure aufzustellen. Ungeachtet dessen bleibt die Politique des auteurs der deutlichste Erklärungsansatz für das oben angesprochene Phänomen: immer wieder gelingt es Filmen, die unter den üblichen ökonomischen Maßgaben und unter Einhaltung typischer dramaturgischer Erfolgsrezepte hergestellt wurden, die Fesseln der Konvention abzustreifen und neue künstlerische Wege zu beschreiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fragestellung
- Methode
- Die Bedeutung der Szenen- und Einstellungsprotokolle
- Erkenntnisinteresse des wiss. Subjekts
- Forschungsstand
- Filmregie in Theorie und Praxis
- Die Politique des Auteurs
- Die Anfänge
- Auteurism und die theoretischen Umbrüche von 1968
- Auteurism und Strukturalismus
- Auteurism und Poststrukturalismus
- Wie arbeitet ein Regisseur?-einige Modelle
- Das Studio-System
- New Hollywood und die American Independents
- Drei Produktionsmodi
- Drei Filme Ridley Scotts
- Alien
- Projektgeschichte
- Szenenprotokoll
- kurze Filmanalyse
- Blade Runner
- Projektgeschichte
- Szenenprotokoll
- kurze Filmanalyse
- Thelma and Louise
- Projektgeschichte
- Szenenprotokoll
- kurze Filmanalyse
- Ridley Scotts »Handschrift« – signifikante Elemente in Werkzusammenhang und Arbeitsstil
- Markantes Stilmittel: Realismus
- Zentrales Motiv: Frau und Gewalt
- Kampf und Jagd: Einstellungsanalysen
- Dramatische Struktur
- Politische Aussagen
- Ridley Scott und sein Arbeitsstil
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, inwiefern ein kommerziell erfolgreicher Regisseur heute noch einen individuellen Einfluss auf sein Werk nehmen kann. Dazu wird die „Politique des auteurs“ als theoretischer Rahmen herangezogen und im Kontext des filmwissenschaftlichen Diskurses seit den fünfziger Jahren analysiert. Exemplarisch wird das Werk von Ridley Scott untersucht, dessen Oeuvre für heutige Verhältnisse bemerkenswert gemischt ist. Im Zentrum der Arbeit stehen drei überragende Filme Scotts: „Alien“, „Blade Runner“ und „Thelma and Louise“.
- Die Rolle des Regisseurs in der heutigen Filmindustrie
- Die Relevanz der „Politique des auteurs“ im 21. Jahrhundert
- Die Analyse von Ridley Scotts filmischem Stil und seiner „Handschrift“
- Die Bedeutung von wiederkehrenden Motiven in Scotts Filmen, insbesondere das Motiv der gewaltbereiten Frau
- Der Zusammenhang zwischen den Produktionsbedingungen und der künstlerischen Freiheit des Regisseurs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Forschungsfrage sowie die Methode der Untersuchung dar. Kapitel 2 bietet einen Überblick über die „Politique des auteurs“ und deren Entwicklung im Laufe der Zeit. Des Weiteren werden verschiedene Arbeitsmodelle amerikanischer Filmregisseure beleuchtet. Kapitel 3 analysiert drei Filme von Ridley Scott: „Alien“, „Blade Runner“ und „Thelma and Louise“. Es werden die Projektgeschichte, die Szenenprotokolle und eine kurze Filmanalyse für jeden Film vorgestellt. Kapitel 4 untersucht Ridley Scotts „Handschrift“ und analysiert signifikante Elemente seiner Arbeit im Hinblick auf Stilmittel, zentrale Motive, dramatische Struktur und politische Aussagen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Filmregie, „Politique des auteurs“, Ridley Scott, Filmanalyse, Stilmittel, Motive, dramatische Struktur, Produktionsbedingungen, künstlerische Freiheit, Hollywood-Kino.
- Arbeit zitieren
- Gerrit Haaland (Autor:in), 1997, Gestaltungsspielräume des Regisseurs im industrialisierten Spielfilm - eine exemplarische Untersuchung anhand dreier Filme von Ridley Scott, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/2492