Bevor ich mit der eigentlichen Interpretation des Ausschnittes aus „Madame Bovary“ von Gustave Flaubert beginne, werde ich zunächst im ersten Abschnitt des Hauptteils meiner Hausarbeit einige Informationen über den Autor ausführen, und anschließend werde ich den gesamten Roman kurz zusammenfassen, seinen Aufbau beschreiben, um dadurch den Textausschnitt in den Gesamtzusammenhang stellen zu können.
Im zweiten Abschnitt des Hauptteils folgt dann die Analyse der Erzählperspektive und der Stilmittel, die Flaubert verwendet. Dies ist notwendig, um Interpretationsansätze in Bezug auf die Darstellung Emmas und Charles sowie ihres Verhältnisses zueinander herausarbeiten zu können. Die Analyse der Erzählperspektive wird mit der der stilistischen Mittel zunächst eng verknüpft sein; am Schluss dieses zweiten Abschnitts werde ich dann aber noch stilistische Eigenheiten Flauberts untersuchen, die nicht in Verbindung mit der Erzählperspektive stehen. Anschließend werde ich im dritten Abschnitt des Hauptteils den vorliegenden Textausschnitt interpretieren, und zwar werde ich dabei die im zweiten Abschnitt erarbeiteten Stilmittel mit einbeziehen und nach Zusammenhängen zwischen Form und Inhalt suchen. Der dritte Abschnitt an sich wird wiederum unterteilt sein, so das ich getrennt von einander zuerst die Darstellung Emmas, dann die Darstellung Charles und zuletzt die Darstellung des Verhältnisses der beiden zueinander untersuchen kann.
Zuletzt werde ich dann im Schlussteil meine wichtigsten Untersuchungsergebnisse zusammenfassen sowie die Darstellungsweise Flauberts kurz bewerten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1 Information über den Autor und Einordnung in den Zusammenhang des Gesamtwerkes
2.2 Analyse der Erzählperspektive und der Stilmittel
2.3 Interpretation unter Bezugnahme auf die stilistischen Mittel
2.3.1 Darstellung Emmas
2.3.2 Darstellung Charles
2.3.3 Darstellung des Verhältnisses von Emma und Charles zueinander
3. Schlussbemerkung
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Bevor ich mit der eigentlichen Interpretation des Ausschnittes aus „Madame Bovary“ von Gustave Flaubert beginne, werde ich zunächst im ersten Abschnitt des Hauptteils meiner Hausarbeit einige Informationen über den Autor ausführen, und anschließend werde ich den gesamten Roman kurz zusammenfassen, seinen Aufbau beschreiben, um dadurch den Textausschnitt in den Gesamtzusammenhang stellen zu können.
Im zweiten Abschnitt des Hauptteils folgt dann die Analyse der Erzählperspektive und der Stilmittel, die Flaubert verwendet. Dies ist notwendig, um Interpretationsansätze in Bezug auf die Darstellung Emmas und Charles sowie ihres Verhältnisses zueinander herausarbeiten zu können. Die Analyse der Erzählperspektive wird mit der der stilistischen Mittel zunächst eng verknüpft sein; am Schluss dieses zweiten Abschnitts werde ich dann aber noch stilistische Eigenheiten Flauberts untersuchen, die nicht in Verbindung mit der Erzählperspektive stehen.
Anschließend werde ich im dritten Abschnitt des Hauptteils den vorliegenden Textausschnitt interpretieren, und zwar werde ich dabei die im zweiten Abschnitt erarbeiteten Stilmittel mit einbeziehen und nach Zusammenhängen zwischen Form und Inhalt suchen. Der dritte Abschnitt an sich wird wiederum unterteilt sein, so das ich getrennt von einander zuerst die Darstellung Emmas, dann die Darstellung Charles und zuletzt die Darstellung des Verhältnisses der beiden zueinander untersuchen kann.
Zuletzt werde ich dann im Schlussteil meine wichtigsten Untersuchungsergebnisse zusammenfassen sowie die Darstellungsweise Flauberts kurz bewerten.
2. Hauptteil
2.1 Information über den Autor und Einordnung in den Zusammenhang des Gesamtwerkes
Der Roman „Madame Bovary“ wurde von Gustave Flaubert geschrieben. Er arbeitete insgesamt fünf Jahre an diesem Roman, welchen die Zeitung „Revue de Paris“ vom 1. Oktober bis zum 15. Dezember 1856 in einer zensierten Fassung veröffentlichte. Allerdings musste sich Flaubert dennoch wegen Verstoßes gegen die gute Ordnung und die Moral vor Gericht verantworten, wurde aber freigesprochen. Erst dieser Prozess sicherte den Erfolg des Romans.
Flaubert wurde mit diesem Roman zum Überwinder der Romantik und Begründer des Realismus in Frankreich. Charakteristisch für Flaubert ist der detailgenaue und distanzierte Umgang mit seinen Themen, welche oft die Entwurzelung der bürgerlichen Welt darstellen.
Der Roman „Madame Bovary“ ist in drei große Teile aufgeteilt. Der zu interpretierende Romanausschnitt ist dem ersten Teil entnommen. Im ersten Teil (S.7-61) wird die Vorgeschichte von Emma und Charles, ihr Kennenlernen sowie ihre Hochzeit dargestellt. Emma schwärmt für einen Mann namens Vicomte, den sie auf einem Ball kennen gelernt hat.
Der zu untersuchende Textausschnitt beschreibt das Geschehen wenige Tage nach diesem Ball. Emma ist unzufrieden mit ihrem Mann und ihrem eintönigen Leben. Aus diesem Grund wird sie nervenkrank, woraufhin Emma und Charles aus Tostes nach Yonville-l’ Abbaye ziehen. Vor der Abfahrt teilt Emma Charles mit, dass sie schwanger ist.
Der zweite Teil (S.62-148) beschreibt wie Emma sich in einen anderen Mann namens Léon verliebt. Sie gebärt eine Tochter, und die Kontakte zwischen Emma und Léon werden enger. Sie gestehen sich ihre Liebe aber nicht ein, und Léon verlässt die Stadt. Daraufhin geht es Emma wieder schlechter, bis sie einen weiteren Mann namens Rodolphe kennen lernt. Sie wird von ihm verführt, und die beiden treffen sich häufig, bis Emma zu aufdringlich und fordernd wird und Rodolphe das Verhältnis beendet. Emma erleidet daraufhin einen solchen Schock und ist physisch und psychisch so schwach, dass sie einige Monate lang bettlägerig ist und sich nur langsam wieder erholt. Am Ende des zweiten Teils treffen Emma und Charles Léon wieder.
Im dritten Teil (S.149-200) gestehen sich Emma und Léon schließlich ihre Liebe und treffen sich regelmäßig in einem Hotelzimmer in Rouen. Emma steht der Sinn nach einem Leben im Luxus und nimmt deshalb viele Kredite für Möbel und Kleidung auf. Léon richtet sein ganzes Leben nach Emma aus, doch als sie ihn um Geld bittet, weil sie inzwischen so hohe Schulden hat, so dass eine Pfändung unmittelbar bevorsteht, kann er ihr nichts leihen. In ihrer Verzweiflung, versucht Emma von den verschiedensten Menschen Geld zu erhalten, und wendet sich schließlich an Rodolphe, der ihr aber ebenfalls nichts geben kann. Emma erscheint die Situation aussichtslos und wählt daher den Freitod. Kurz vor ihrem Tod wird ihr klar, wie sehr Charles sie liebt und was für ein guter Mann er ist. Charles ist verzweifelt; erst durch gefundene Briefe von Léon und Rodolphe erfährt er von Emmas Affären. Charles stirbt schließlich an seinem gebrochenen Herzen.
2.2 Analyse der Erzählperspektive und der Stilmittel
Untersucht man die Erzählsituation des Romanausschnitts auf die drei Erzählperspektiven nach Stanzel hin, erkennt man recht schnell, dass es sich um die personale Erzählperspektive handelt. Das bedeutet, dass nur das erzählt wird, was unter dem point de vue der Romanfigur wahrnehmbar ist. Der Erzähler tritt soweit hinter den Charakteren zurück, dass seine Anwesenheit vom Leser nicht mehr wahrgenommen wird und somit der Eindruck entsteht, er befände sich selbst mitten in der Erzählung. Charakteristisch für die personale Erzählsituation ist auch der style indirect libre, auf den ich später noch genauer eingehen werde. Im personalen Roman werden das Bewusstsein und das Unterbewusstsein sowie die Innenwelt der Charaktere stark hervorgehoben, so dass der Leser glaubt, durch die Augen einer dargestellten Person zu sehen, die jedoch nicht erzählt, sondern in deren Bewusstsein sich das Geschehen sozusagen spiegelt. Der Erzähler hat also Zugang zu den Gedanken und Gefühlen der erzählten Figur, was folgendes Zitat deutlich macht: „ (...) elle fermait ses paupières, et elle voyait dans les ténèbres se tordre au vent des becs de gaz, avec des marchepieds de calèches, qui se déploayaient à grand fracas devant le péristyle de théâtres.“ (Flaubert, Gustave. Madame Bovary- Mœrs de Province. Hrsg.: Dr. Ernst Kemmner. Stuttgart: Ernst Klett Schulbuchverlag, 1991. S.53, Z. 22 ff.). Der Erzähler kennt aber nicht nur die Gedanken Emmas; er hat die Möglichkeit, die Gedanken jeder beliebigen Person darzustellen, so auch die von Charles: „Craignant beaucoup de tuer son monde, (...)“ (Flaubert, Gustave. S.57, Z.12 f.).
Der Erzähler ist demnach auch nicht als handelnde Person am Geschehen beteiligt; das Romangeschehen oder die Handlungen und Gedanken der Personen werden nicht beurteilt. Der Erzähler zeigt keine emotionale Beteiligung, spricht den Leser nicht an und erläutert weder die Auftritte der Personen noch ihre Bedeutung für das Romangeschehen.
Genette hingegen unterscheidet nach den Fragen „Qui voit?“ und „Qui parle?“. Bezüglich der ersten Frage liegt bei „Madame Bovary“ eine „focalisation interne“ vor, was bedeutet, dass es sich um die Innenperspektive handelt, also um den Blick in die erzählte Figur hinein, in deren Gedanken und Gefühle. Der Erzähler weiß so viel wie die erzählte Figur selbst. Was die zweite Frage anbetrifft, so liegt nach Genette ein „récit hétérodiégétique“ vor, was bedeutet, dass der Erzähler in der Geschichte, die er erzählt, selbst nicht vorkommt.
Dadurch, dass Flaubert diese Erzählform gewählt hat, ist es dem Leser möglich, sich besonders gut in die Romanfiguren hineinzuversetzen. Weil man die Gedanken und Gefühle der Figuren, besonders die von Emma, kennt, sind die Handlungen leichter nachzuvollziehen.
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