Da das spanische Militär aus einem langen und grausamen Bürgerkrieg hervorging, in dem die demokratische Linke (liberaler oder sozialistischer Orientierung) besiegt worden war, herrschte in den Nachkriegsjahren in ihm eine politische Ideologie betont konservativer und reaktionärer Prägung. Die ideologisch motivierten Kriegshandlungen führten zu einer weitgehenden Identifikation der Streitkräfte mit Francos politischen Zielen.
Dazu kam, dass im und nach dem Bürgerkrieg ca. 5000 Berufssoldaten, die auf der Seite der Republik gekämpft hatten, füsiliert, ins Exil getrieben, eingekerkert oder aus der Armee ausgestossen wurden. Weiter verstärkt wurde die Rechtslastigkeit der Armee dadurch, dass nach dem Krieg über 10′000 provisorische Fähnriche, die im Krieg kurzerhand zu Offizieren ernannt worden waren und hauptsächlich rechtsextremen Parteien angehörten, ins Offizierkorps aufgenommen wurden. Das Offizierkorps wuchs denn auch zwischen 1940 und 1945 von 15′000 auf 25′000 Mann an.
Nach dem Bürgerkrieg machte Franco das Militär seinem Regime dienstbar, auch um seine Popularität zu steigern. Neben den verschiedenen Polizeikräften (Guardia Civil, Policia Armada, Cuerpo General de Policia) übertrug er auch den Streitkräften den Schutz der Staatssicherheit, der öffentlichen Institutionen und der gesellschaftlichen Ordnung. Die Militärgerichtsbarkeit etwa erstreckte sich auch auf zivile (politische) Vorgehen. Die Streitkräfte wurden somit instrumentalisiert, um jeglichen Protest aus den Reihen der Arbeiterschaft oder der Studenten zu unterdrücken. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges liess Franco wegen der besonderen Beziehungen zu Nazi-Deutschland Grösse und Kampfkraft des Militärs intakt. Dies änderte sich erst um 1945, wenn auch Guerilla-Gruppen, die seit 1944 auftauchten, diesen Prozess verzögerten.
Inhaltsverzeichnis
- Das Militär zur Franco-Zeit (1939-1975)
- Das Militär während der Transición (1975–1982)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Rolle des spanischen Militärs während der Franco-Diktatur und der anschließenden Transición zur Demokratie. Sie analysiert die politische und ideologische Entwicklung der Streitkräfte in diesen beiden Phasen und zeigt, wie sich das Militär in den gesellschaftlichen und politischen Wandel einfügte oder diesem entgegenwirkte.
- Die Entwicklung der politischen Ideologie des Militärs im Kontext des Bürgerkriegs und der Franco-Diktatur
- Die Rolle des Militärs bei der Aufrechterhaltung der Franco-Diktatur und der Unterdrückung von Opposition und Protest
- Die Veränderungen im Militär während der Transición, insbesondere die zunehmende Politisierung der Streitkräfte
- Die Herausforderungen und Möglichkeiten des Militärs im Übergang zur Demokratie
- Die Rolle des Militärs in der spanischen Gesellschaft und Politik
Zusammenfassung der Kapitel
1. Das Militär zur Franco-Zeit (1939-1975)
Das spanische Militär, das aus dem Bürgerkrieg hervorgegangen war, trug eine stark konservative und reaktionäre Ideologie. Die weitgehende Identifikation der Streitkräfte mit Francos politischen Zielen führte zu einer Instrumentalisierung des Militärs zur Unterdrückung von Protest und Opposition. Nach dem Zweiten Weltkrieg verringerte sich der Stellenwert des Militärs, jedoch genoss die militärische Führung große Privilegien und Sozialprestige. Die Ausbildung des militärischen Nachwuchses an den Militärakademien wurde stark von Francos Ideologie geprägt und zielte auf die Festigung der pro-franquistischen Einstellung der Offiziere ab. Die soziale Situation der spanischen Militärs, geprägt von Selbstrekrutierung, Isolation und ideologischer Indoktrination, trug zu ihrem ideologischen Immobilismus bei. Die Erziehung der angehenden Offiziere in Internaten, die Unterdrückung von Kontakten mit der Öffentlichkeit und die Betonung spezifischer Werte, die sich von denen an Universitäten unterschieden, verstärkten die soziale Isolation der Militärs. Der hohe Grad an sozialer Endogamie, die Existenz von Militärwohnungen und die Abgrenzung der Militärs von der zivilen Gesellschaft in verschiedenen Lebensbereichen führten zu einer weiteren Verstärkung der Distanz zwischen Militär und Zivilgesellschaft.
Schlüsselwörter
Spanisches Militär, Franco-Diktatur, Transición, politische Ideologie, Bürgerkrieg, Unterdrückung, Protest, Politisierung, soziale Isolation, Selbstrekrutierung, Ideologisierung.
- Quote paper
- Philipp Zimmermann (Author), 2004, Spaniens Militär während der Franco-Diktatur und der Transición, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/24581