In der Zeit von ca. 1890 bis etwa 1930, die hier mit Marianne Wünsch ‚Frühe Moderne‘ genannt werden soll, erscheinen in der deutschsprachigen Literatur (wie auch in der Literatur des restlichen Europas und Amerikas) auffallend viele Texte, die fantastische Strukturen aufweisen. Es handelt sich um eine Blütezeit der fantastischen Literatur.
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Die deutsche fantastische Literatur der Frühen Moderne weist, wie jede Literatur, spezifische Strukturen und Merkmale auf, die sie charakterisieren und gegenüber anderen Literaturkomplexen abgrenzen – gegenüber nicht-fantastischer Literatur, aber auch gegenüber der fantastischen Literatur anderer Epochen, etwa der Romantik, oder anderer Kulturräume, etwa des englischsprachigen Raums. Ein solches spezifisches Merkmal ist im fantastischen Roman der Frühen Moderne unter anderem eben die Kennzeichnung bestimmter Figuren als elitäre Auserwählte in einem ganz bestimmten Sinne. Dieses Auserwähltheits-Motiv, auf das in der Literaturforschung unter anderem bereits von Marianne Wünsch, Mohhammad Qasim, Heidemarie Oehm und Margit Hamann hingewiesen wurde (von den letzten dreien ausschließlich mit Bezug auf das Werk Gustav Meyrinks), soll im Rahmen dieser Arbeit ausführlich untersucht werden.
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Die Arbeit ist zweigeteilt: Im Analyseteil wird ein begrenzter Literaturkorpus, der hier pars pro toto stehen muss, textimmanent untersucht. Im anschließenden Teil ‚Kultureller Hintergrund‘ werden die herausgearbeiteten Strukturen und Merkmale der Texte in den Kontext der Kultur ihrer Entstehungszeit eingebettet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Analyseteil
- Die Merkmale des auserwählten Helden
- Begegnungen mit übematürlichen Größen
- Hohes bzw. niedriges gesellschaftliches Ansehen und soziales Abweichleltum '
- Besonderheiten des Lebensweges
- Erfolg beim anderen Geschlecht
- Aussehen
- Zeichen, Male und Prophezeiungen
- Die metaphysische Entwicklung des auserwählten Helden
- Metaphysische Prädisposition
- Metaphysische Entwicklung
- Metaphysisches Ziel
- Die Selbsterlösung des auserwählten Helden
- Der auserwählte Held über allem Menschlichen
- Diesseitiger vs. jenseitiger Raum
- Diesseitiger Raum
- Ungleichheit, Hass: Gewalt, Leid
- Ewige Wiederkunft des Gleichen
- Jenseitige Räume
- Diesseitiger Raum
- Das Überwesen Hermaphrodit — Überwindung der diesseitigen Erotik
- Theodizee — die Metaphysik der Selbsterlösung und die Rechtfertigung des Leidens in der Welt
- Jeder kann sich selbst erlösen
- Wegbegleiter des auserwählten Helden
- Das verborgene Potenzial eines jeden Menschen
- Auserwähltes Individuum vs. Masse und historische Persönl ichkeiten
- Das ausenvählte Individuum als sein persönlicher Messias
- Versprechen an den Leser
- Jeder kann sich selbst erlösen
- Jenseits von Gut und Böse
- Bewertung von diesseitiger Hilfeleistung
- Himmelfahrt vs. Mehr an irdischem Leben
- Meyrink — Relativierung des Heilsversprechens
- Die Merkmale des auserwählten Helden
- Kultureller Hintergrund — das Übermenschkonzept in der Flühen Moderne
- Ursprünge und Verbreitung
- Nietzsche
- Okkulti smus
- Die Bedeutung des Hermaphroditen in der Kultur der Flühen Moderne
- Fazit
- L iteraturverzeichnis
- Quellentexte
- Literarische Texte
- Andere
- Sekundärliteratur
- Quellentexte
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende schriftliche Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Motiv der 'auserwählten' Figuren im fantastischen Roman der Frühen Moderne. Die Arbeit analysiert anhand von vier ausgewählten Texten von Gustav Meyrink, Paul Busson und Hermann Wiedmer, wie die 'auserwählten' Helden in diesen Romanen dargestellt werden und welche metaphysische Entwicklung sie durchlaufen. Die Arbeit untersucht dabei die Merkmale der auserwählten Helden, die Unterschiede zwischen dem diesseitigen und dem jenseitigen Raum, die Bedeutung des Hermaphroditen-Motivs und die Relativierung von Moral und Heilsversprechen in den Texten.
- Die Merkmale des auserwählten Helden
- Die metaphysische Entwicklung des auserwählten Helden
- Der Gegensatz zwischen Diesseits und Jenseits
- Die Bedeutung des Hermaphroditen-Motivs
- Die Relativierung von Moral und Heilsversprechen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und erläutert die Definition von 'fantastischer Literatur' nach Marianne Wünsch. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse des 'Auserwähltheits-Motivs' im fantastischen Roman der Frühen Moderne und beleuchtet die spezifischen Merkmale dieser Figuren.
Der Analyseteil untersucht vier ausgewählte Texte: Gustav Meyrinks 'Der Golem', 'Der Engel vom westlichen Fenster', Paul Bussons 'Die Wiedergeburt des Melchior Dronte' und Hermann Wiedmers 'Die Verwandlung des Walter von Tillo'. Die Arbeit analysiert die Merkmale der auserwählten Helden, ihre metaphysische Entwicklung, die Unterschiede zwischen dem diesseitigen und dem jenseitigen Raum sowie die Bedeutung des Hermaphroditen-Motivs.
Der Teil 'Kultureller Hintergrund' setzt die in der Analyse herausgearbeiteten Merkmale der Texte in den Kontext der Kultur ihrer Entstehungszeit. Die Arbeit beleuchtet dabei die Bedeutung des Übermenschkonzepts in der Frühen Moderne und analysiert die Einflüsse von Nietzsche und okkultistischen Lehren auf die fantastische Literatur.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den fantastischen Roman der Frühen Moderne, 'auserwählte' Figuren, metaphysische Entwicklung, Hermaphrodit, Diesseits und Jenseits, Übermensch, Nietzsche, Okkultismus, Moral und Heilsversprechen.
- Arbeit zitieren
- Dominika Sobecki (Autor:in), 2011, Die Überseele ‚auserwählte‘ Figuren im fantastischen Roman der Frühen Moderne, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/232599