Welche Möglichkeiten haben Unternehmen sich gegen Risiken abzusichern oder diesen sogar komplett zu entgehen? Lösungsansätze zielen meist auf die Einführung und Integration eines Risikomanagementprozesses in die Organisationsstruktur des Unternehmens. Als zuständiger Bereich ist hier vor allem das Controlling mit seiner Führungs- und Koordinationsfunktion gefragt. Als Instrument steht ihm hierbei das betriebliche Berichtswesen zur Verfügung, dessen Funktion die Informations-verteilung im Unternehmen darstellt.
In dieser Arbeit soll der Begriff der Risikofrühwarnindikatoren geklärt werden,
warum eine Integration in das Corporate Reporting anzustreben ist und mit welchen konkreten Ansätzen dies erfolgen kann.
Inhaltsverzeichnis
1. Risiken im unternehmerischen Umfeld
2. Frühwarnsysteme im Risikomanagement
2.1 Anforderungen an ein integriertes Risikomanagement
2.2 Operative Frühwarnsysteme
2.3 Strategische Frühwarnsysteme
2.4 Notwendigkeit einer Integration von Risikoidentifikation in das Corporate Reporting
3. Ansätze integrierter Frühwarnung in das Corporate Reporting
3.1 Ansätze nach den Anforderungen der Berichtsempfänger
3.2 Ansätze von Risikofrühwarnung im Berichtsinhalt
3.2.1 Implementierung eines Ampelsystems
3.2.2 Risk-Maps als Instrument der Identifikation und Darstellung
3.2.3 Risk-Cards als aggregierte Risikoberichte
4. Risikofrühwarnung und Chancenerkennung
Literaturverzeichnis
1. Risiken ¡m unternehmerischen Umfeld
Konjunkturelle Schwankungen, Fachkräftemangel, Aktienkursschwankungen oder die gegenwärtige Finanzkrise haben die Gemeinsamkeit, dass alle eine potentielle Gefahr für ein Unternehmen darstellen. Unternehmen müssen also damit rechnen im Laufe ihres Bestehens mit solchen Risiken konfrontiert zu werden. Risiken werden hierbei als „Gefahr verstanden, dass Ereignisse (externe Faktoren) oder Entscheidungen und Handlungen (interne Faktoren) das Unternehmen daran hindern, definierte Ziele zu erreichen bzw. Strategien erfolgreich zu realisieren“.[1] Diese können sogar in Interdependenzen zueinander stehen und sich gegenseitig verstärken oder abschwächen.
Doch welche Möglichkeiten haben Unternehmen sich gegen Risiken abzusichern oder diesen sogar komplett zu entgehen? Lösungsansätze zielen meist auf die Einführung und Integration eines Risikomanagementprozesses in die Organisationsstruktur des Unternehmens. Als zuständiger Bereich ist hier vor allem das Controlling mit seiner Führungs- und Koordinationsfunktion gefragt. Als Instrument steht ihm hierbei das betriebliche Berichtswesen zur Verfügung, dessen Funktion die Informationsverteilung im Unternehmen darstellt.
Nachfolgend soll der Begriff der Risikofrühwarnindikatoren geklärt werden, warum eine Integration in das Corporate Reporting anzustreben ist und mit welchen konkreten Ansätzen dies erfolgen kann.
2. Frühwarnsysteme im Risikomanagement
2.1 Anforderungen an ein integriertes Risikomanagement
Die Aufgabe des Berichtswesens besteht darin Informationen so weiterzuleiten, dass die entsprechenden Empfänger in der Lage sind auf Basis dieser Informationen richtige Entscheidungen zu treffen.[2] Hierbei sollen die Informationen soweit aufbereitet und verdichtet werden, dass eine Informationsüberflutung verhindert wird. In der Literatur wird hierbei dem Management Reporting die Unterstützung der Steuerungsaufgabe des Managements zugeschrieben. Nebenaufgaben umfassen die Dokumentation, Auslösung von Aktivitäten sowie Vorbereitung und Kontrolle von Entscheidungen.[3] Erweitert um den Aspekt der externen Berichterstattung entsteht hierbei der Begriff des Corporate Reporting, mit dem Ziel interne und externe Empfänger über die Ertrags-, Vermögensund Finanzlage, sowie zukünftige Entwicklungen des Unternehmens zu informieren.[4] Das Berichtssystem sitzt hierbei in einem Spannungsfeld zwischen schneller Informationsbereitstellung und der Qualität der Berichte.[5] Berichte werden beispielsweise entweder standardmäßig in einem fixen Intervall erzeugt, auf speziellen Wunsch des Empfängers oder bei Überschreiten eines be-stimmten Schwellenwertes, als sogenannter Ad-hoc-Bericht.
Die Beschäftigung mit den Risiken des Unternehmens ist Aufgabe des Risikomanagements. Darunter wird heute ein System organisatorischer Maßnahmen verstanden, das als Aufgabe die Identifikation, Analyse, Bewertung, Steuerung und Überwachung von Risiken eines Unternehmens hat.[6] Der sogenannte Risikomanagement-Prozess umfasst hierbei die oben genannten Aufgaben und ist ein an sich immer wiederholender Prozess, da eine stetige Kontrolle der Risiken oder Verbesserungen des Systems nötig sind um ein langfristig funktionierendes Risikomanagement zu implementieren.[7] Zudem ist ein in die Unternehmensorganisation eingegliedertes und nicht etwa parallel neben der eigentlichen Unternehmensorganisation laufendes Risikomanagement anzustreben, da Risiken oftmals in unmittelbarem Zusammenhang zu anderen Informationen des Unternehmens stehen.
Das Risiko-Reporting-System muss somit nur die wesentlichen Teile einer Information übermitteln, aber trotzdem eine vollständige Gesamtsicht der Risiken garantieren. Dazu müssen die Berichte rechtzeitig erfolgen um reagieren zu können und die Risiken möglichst genau, in quantitativer oder qualitativer Form, dargestellt werden. Zudem ist eine einheitliche Gestaltung der Berichte zur schnelleren Informationserfassung erwünscht.[8]
2.2 Operative Frühwarnsysteme
Die verschiedenen Arten von Frühwarnsystemen, die zum Bereich der Risikoidentifikation gehören, lassen sich aufgrund des Einsatzgebietes der Systeme unterscheiden. Hierdurch wird vor allem die Nähe zur Unternehmensplanung deutlich.[9] Nachfolgend wird zwischen der operativen und der strategischen Frühwarnung unterschieden, um ein Gesamtbild der Risikofrühwarnung zu vermitteln. Schwerpunkt liegt dabei auf der operativen Frühwarnung durch Indikatoren.
Operative Frühwarnsysteme sind vor allem auf den kurz- bis mittelfristigen Planungszeitraum ausgelegt. Hierbei wird zwischen Systemen der erstenGeneration und Systemen der zweiten Generation unterschieden. Als Systeme der ersten Generation werden Kennzahl- und hochrechnungsorientierte Systeme bezeichnet, die sich den klassischen Instrumenten des Controlling bedienen.1* Kennzahlen gelten hierbei als verdichtete Informationen der Realität, die quantitativ ausgedrückt werden und dadurch Vergleiche ermöglichen. Aufgrund der Vergangenheitsorientierung von Kennzahlen sind diese allerdings nur zur Erkennung bereits akuter Risiken geeignet oder zur nachträglichen Analyse.[10] [11] Bei hochrechnungsorientierten Systemen werden bereits erzielte Zwischenergebnisse in die Zukunft hochgerechnet und somit Vorhersagen (Forecasts) getroffen. Forecasts sind zudem bereits etablierte Instrumente im modernen Controlling.[12]
Indikatororientierte Frühwarnsysteme werden zurzweiten Generation von Frühwarnsystemen gezählt. Grundgedanke ist hierbei, dass Ereignisse, die ein Unternehmen betreffen, bereits durch frühzeitige Entwicklungen vorhergesagt werden können. Eingesetzt werden hierbei Indikatoren, also Anzeiger, die solche Entwicklungen aufzeigen sollen.[13] In Abgrenzung zuKennzahlen können diese Indikatoren durchaus auch qualitativer Natursein, wobei es auch Kennzahlen gibt, die sich als Indikator eignen. Da Indikatoren auf zukünftigen Vorhersagen beruhen, sind sie weniger zuverlässig als vergangenheitsorientierte Kennzahlen. Als Anforderungen an Indikatoren sind ein möglichst weiter zeitlicher Vorlauf und hohe Sicherheit und Zuverlässigkeit zu stellen. Es darf jedoch nicht davon ausgegangen werden, dass ein Indikator zeitlich unbegrenzt verwendet werden kann, da sich Rahmenbedingungen ändern können.[14] Nachfolgend seien einige besonders häufig eingesetzte Indikatoren aufgelistet und erklärt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Auswahl von Frühwarnindikatoren (vgl. Krystek, Müller-Stewens [Frühaufklärung] 123ff., Diederichs [Risikomanagement] 76)
[...]
[1] Beaujean/Stengel/Reichmann [Risiko] 229, im Original z.T. Fett gedruckt.
[2] Vgl. Gräf/Heinzelmann [BI] 25.
[3] Vgl. Gleich/Horváth, Michel [Reporting] 20.
[4] Vgl. Sasse/Gräf [Corporate-Reporting] 82.
[5] Vgl. Gräf/Heinzelmann [BI] 35.
[6] Vgl. Beaujean/Stengel,/Reichmann [Risiko] 229, im Original z.T. Fett gedruckt.
[7] Vgl. Reichmann [Controlling] 625.
[8] Vgl. Burger/Buchhart [Risiko-Controlling] 179.
[9] Vgl. Krystek [Früherkennung] 51.
[10] Vgl. Krystek [Früherkennung] 51.
[11] Vgl. Burger/Buchhart [Risiko-Controlling] 73f..
[12] Vgl. Krystek/Müller-Stewens [Frühaufklärung] 63f..
[13] Vgl. Baisch [Früherkennungssysteme] 81.
[14] Vgl. Krystek/Müller-Stewens [Frühaufklärung] 103f..