Menschen mit Lernschwierigkeiten sind aufgrund intellektueller Beeinträchtigungen häufig von Bildungsarmut betroffen. Sie bilden daher eine Zielgruppe für soziale und entwicklungspädagogische Förderangebote, um ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Noch vor 25 Jahren wurde der Kinderwunsch von Menschen mit Lernschwierigkeiten tabuisiert und per Gesetz eine generelle Fremdunterbringung angeordnet. Erst 1988 wurde diese Regelung abgeschafft. Seither wurden im Zuge der Inklusionsbewegung und mit der Ratifizierung der BRK einige Überlegungen angestellt, wie man diesen Familien professionelle Unterstützung gewähren kann. Die Hilfsangebote wachsen stetig. So verzeichnet das Modell Begleitete Elternschaft ehemals neun, heute über 31 Einrichtungen bundesweit. Auch wenn man immer noch nicht von einer flächendeckenden professionellen Unterstützung sprechen kann, zeigt sich doch ein deutlicher Trend; nicht zuletzt auch in der steigenden Anzahl von Eltern (Pixa-Kettner et al. 2012: 5). Den Vortrag „Elternschaft bei geistiger Behinderung“ ergänzend, soll diese Hausarbeit die Erfassung Elterlicher Kompetenz beleuchten und dabei das Parent Assessment Manual (PAM) als ein mögliches Konzept diskutieren. Der Sorgerechtsentzug und die Trennung des Kindes von seinen Eltern sollte das allerletzte Mittel sein. Wenn klar ist, inwieweit die Eltern kompetent sind, ihr Kind aufzuziehen, ergibt sich daraus eine individuellere Unterbreitung von Unterstützungsangeboten als bisher.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffsklärung „Elterliche Kompetenzen“
3. Eltern mit Lernschwierigkeiten zwischen Elternrecht und Kindeswohl
4. PAM – Parent Assessment Manual Wie werden die Elterlichen Kompetenzen erfasst?
5. Fazit
Anhang
PAM Liste der elterlichen Kompetenzen (Skills Index Child & Parent)
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Menschen mit Lernschwierigkeiten sind aufgrund intellektueller Beeinträchtigungen häufig von Bildungsarmut betroffen. Sie bilden daher eine Zielgruppe für soziale und entwicklungspädagogische Förderangebote, um ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Noch vor 25 Jahren wurde der Kinderwunsch von Menschen mit Lernschwierigkeiten tabuisiert und per Gesetz eine generelle Fremdunterbringung angeordnet. Erst 1988 wurde diese Regelung abgeschafft. Seither wurden im Zuge der Inklusionsbewegung und mit der Ratifizierung der BRK einige Überlegungen angestellt, wie man diesen Familien professionelle Unterstützung gewähren kann. Die Hilfsangebote wachsen stetig. So verzeichnet das Modell Begleitete Elternschaft ehemals neun, heute über 31 Einrichtungen bundesweit. Auch wenn man immer noch nicht von einer flächendeckenden professionellen Unterstützung sprechen kann, zeigt sich doch ein deutlicher Trend; nicht zuletzt auch in der steigenden Anzahl von Eltern (Pixa-Kettner et al. 2012: 5). Den Vortrag „Elternschaft bei geistiger Behinderung“ ergänzend, soll diese Hausarbeit die Erfassung Elterlicher Kompetenz beleuchten und dabei das Parent Assessment Manual (PAM) als ein mögliches Konzept diskutieren. Der Sorgerechtsentzug und die Trennung des Kindes von seinen Eltern sollte das allerletzte Mittel sein. Wenn klar ist, inwieweit die Eltern kompetent sind, ihr Kind aufzuziehen, ergibt sich daraus eine individuellere Unterbreitung von Unterstützungsangeboten als bisher.
2. Begriffsklärung „Elterliche Kompetenzen“
Unter „Elterlichen Kompetenzen“ werden gemeinhin alle Dimensionen elterlichen Verhaltens verstanden, die beschreiben, inwieweit Eltern in der Lage sind, ihr Kind zu versorgen, zu pflegen, zu beschützen, sich ihm emotional zuzuwenden, es intellektuell anzuregen und beim Hineinwachsen in die Gesellschaft zu unterstützen (Pixa-Kettner 2006: 86). Die konkrete Ausformulierung dieser Kompetenzen ist allerdings ein schwieriges Unterfangen. Vergegenwärtigt man sich, dass es ein breites Spektrum von Erziehungsstilen gibt, die gleichberechtigt nebeneinander stehen, stellt sich die Frage, was gute Eltern ausmacht.
Eltern mit Lernschwierigkeiten sind gesellschaftlich marginalisiert. Ihnen wird unterstellt, ihre Kinder häufiger zu missbrauchen, misshandeln oder zu vernachlässigen (ebd.), nicht zuletzt, weil die reale Umsetzung der Voraussetzungen für die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen in Deutschland noch ausgesprochen dürftig ist. Neben einer Reihe von Vorurteilen, denen sich diese Menschen alltäglich konfrontiert sehen, ist es auch die defizitorientierte, personenbezogene und damit exkludierende Sicht auf Behinderung von breiten Teilen der Bevölkerung, die neuen Sichtweisen (siehe Fußnote 1) nur schleppend Platz macht. Darauf kann hier aber nicht näher eingegangen werden.[1]
Wie kompetent Eltern sind, zeigt sich vor allem situativ. Anstelle einer allgemeinen Definition Elterlicher Kompetenz, muss die Lebenswelt der Familie, d. h. auch soziokulturelle Faktoren als spezifischer Kontext mitbetrachtet werden (vgl. ebd.). Das von McGaw & Sturmey 1994 entworfene Modell elterlicher Fertigkeiten (Parental Skills Modell, PSM) kommt dieser Forderung nach.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Parental Skills Modell, McGaw & Strumey 1994,
in: Pixa-Kettner 2006: 87.
Susan McGaw begründete 1987 in England ein ambulantes Betreuungsangebot für Eltern mit Lernschwierigkeiten und betreute über zehn Jahre fast 1000 Elternschaften. Dieses aus praktischer Reflexion entstandene Modell verdeutlicht die Verschränkung der Kontextfaktoren elterlicher Kompetenz und bildet zugleich die Grundlage für das von ihr entwickelte PAM.
Parent`s Life Skills fasst die Grundfertigkeiten der Eltern zusammen, mit denen sie in der Lage sind, ihr Leben zu bestreiten (z.B. Lesen, Schreiben, Rechnen, Sprachfertigkeit, soziale Fähigkeiten, Haushaltsführung, Mobilität, kognitive Funktionen, inwiefern sie befähigt sind, eigenständig zu leben (ebd.: 87)). Family History klärt den biographischen Hintergrund und die Kindheitserfahrungen der Eltern, um zu erfahren, inwiefern die Eltern selbst angemessenes Elternverhalten erlebt haben, das sie anwenden könnten. Schließlich wird mit Support & Ressources der Zugang zu professioneller wie nicht-professioneller Unterstützung erfasst. In der Überschneidung aller drei Bereiche (Child Care & Development) lässt sich ableiten, auf welche Weise für das Kind gesorgt wird und wie es sich aktuell entwickeln kann. Es wird ersichtlich, wo Probleme liegen und wie die Familie individuell unterstützt werden kann.
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[1] Ein aktuelles Bild zum Stand der Inklusion in Deutschland bietet z.B. die Ausgabe 3/2012 des Awo Magazins Ansicht unter: http://awo-bv-hannover.de/uploads/media/3_12_AWO_Ansicht_xs.pdf (letzter Zugriff am: 03.02.13).
- Quote paper
- B.A. Johannes Ilse (Author), 2013, PAM als Instrument für die Erfassung Elterlicher Kompetenz, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/230789