1. Einleitung und Problemstellung
„Das Merkwürdige am Grammatikunterricht ist, daß es ihn immer noch gibt. Obwohl die Mehrzahl der Schüler und Lehrer ihn eher zu hassen als zu lieben scheint, hat ihn noch nicht überall der Auszehrungstod ereilt.“ (Köller 1997: 9)
Mit diesen Worten eröffnet Wilhelm Köller das erste Kapitel des Buchs Funktionaler Grammatikunterricht. Tempus, Genus, Modus: Wozu wurde das erfunden? (1997), und verdeutlicht dabei auf provokante Weise die Stellung des schulischen Grammatikunterrichts. Der muttersprachliche Grammatikunterricht repräsentiert den Bereich im Fach Deutsch, welcher kaum mit Spannung oder Interesse in Zusammenhang gebracht, und dessen Sinnhaftigkeit aufgrund der Assoziation zu sturem Auswendiglernen oftmals infrage gestellt wird (vgl. Gnutzmann & Königs 1995: 11; Steinig & Huneke 2011: 163; Klotz 2004: 155; Rothstein: 131). Dennoch ist der Wert grammatischer Kompetenz zumeist hoch. Sie wird häufig als ein wichtiger Teil der Allgemeinbildung angesehen, welcher darüber hinaus positive Auswirkungen auf das Denkvermögen oder die sprachlichen Kompetenzen der Lerner haben soll (vgl. Steinig & Huneke 2011: 171-173; Rothstein 2010: 136). In Anbetracht jener verheißungsvollen Aussichten erscheint es notwendig, trotz einiger Kritik am Grammatikunterricht, Sprache im Unterricht zu thematisieren.
Im Rahmen meines vierwöchigen Unterrichtspraktikums an der Miriam-Makeba Grundschule in Berlin-Moabit im Wintersemester 2011/2012 gehörte es zu meinen Aufgaben, die Adjektivattribute im Deutschunterricht der Klasse 6b einzuführen. Dabei stellte sich mir die Frage, wie ich einen offenbar unbeliebten, dafür jedoch bedeutsamen Bereich im Deutschunterricht und überdies ein zumeist schwer zugängliches grammatisches Zeichen (vgl. 2) bestmöglich vermitteln kann. Zusätzlich brachte die sprachliche Vielfalt der Schülerschaft der 6b besondere Herausforderungen mit sich. Diesbezüglich weist Peschel (1) in ihrem Aufsatz darauf hin, „[…] dass ein guter Grammatikunterricht prinzipiell (mindestens) zwei Dingen gerecht werden muss: dem sprachlichen Sachverhalt, um den es gerade geht, und den Schülern, mit denen und für die er stattfindet.“. Dementsprechend beabsichtigte ich, den Grammatikunterricht zum Thema Adjektivattribute dem expliziten und impliziten Wissen der Lernenden entsprechend zu gestalten, wobei ich von der Annahme ausging, dass das implizite grammatische Wissen der Schüler nicht-deutscher Herkunft....
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung und Problemstellung
- 2 Deutschdidaktischer Schwerpunkt der Unterrichtsstunde: Adjektivattribute
- 2.1 Definition
- 2.2 Herausforderungen für Schülerinnen und Schüler, insbesondere für Lerner mit „sprachlichen Auffälligkeiten“
- 3 Der Funktionale Grammatikunterricht zur Vermittlung der Adjektivattribute
- 3.1 Funktionaler Grammatikunterricht - Was ist das?
- 3.2 Ziele im Funktionalen Grammatikunterricht
- 3.3 Prinzipien des Funktionalen Grammatikunterrichts
- 3.4 Umsetzung des Funktionalen Grammatikunterrichts – Theorie und Praxis
- 3.5 Auswertung zweier ausgewählter Schülerprodukte
- 4 Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einsatz des funktionalen Grammatikunterrichts zur Vermittlung von Adjektivattributen in einer sechsten Klasse mit sprachlicher Vielfalt. Das Hauptziel ist die Analyse der Wirksamkeit dieses Ansatzes und die Beantwortung der Frage, wie der funktionale Grammatikunterricht die Vermittlung grammatischer Strukturen, insbesondere für Schüler*innen mit Migrationshintergrund, verbessert.
- Funktionaler Grammatikunterricht und seine Prinzipien
- Herausforderungen bei der Vermittlung von Adjektivattributen, besonders bei Schüler*innen mit sprachlichen Auffälligkeiten
- Theoretische und praktische Umsetzung des funktionalen Ansatzes im Unterricht
- Analyse der Schülerprodukte im Hinblick auf den Lernerfolg
- Bewertung der Eignung des funktionalen Grammatikunterrichts für den multilingualen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung und Problemstellung: Die Einleitung thematisiert die oft kritische Wahrnehmung von Grammatikunterricht und dessen dennoch hohen Stellenwert für die Allgemeinbildung. Die Arbeit fokussiert auf die Vermittlung von Adjektivattributen in einer sechsten Klasse mit sprachlicher Heterogenität. Der funktionale Grammatikunterricht wird als Lösungsansatz präsentiert, um den Lernenden den praktischen Nutzen grammatischer Strukturen näherzubringen und somit das Verständnis und die Anwendung zu fördern, besonders bei Schüler*innen mit Migrationshintergrund, deren implizites grammatisches Wissen möglicherweise geringer ausgeprägt ist. Die zentralen Forschungsfragen befassen sich mit der Funktionsweise des funktionalen Grammatikunterrichts und seiner konkreten Umsetzung im Unterricht, sowie dessen Wirkung insbesondere auf Schüler*innen mit unterschiedlichem sprachlichem Hintergrund.
2 Deutschdidaktischer Schwerpunkt der Unterrichtsstunde: Adjektivattribute: Dieses Kapitel beschreibt den Kontext der Unterrichtsstunde zum Thema Adjektivattribute innerhalb des Lehrplans. Es definiert Adjektivattribute syntaktisch und semantisch und beleuchtet die spezifischen Herausforderungen, die sich aus der sprachlichen Vielfalt der Lerngruppe ergeben. Der Fokus liegt auf den linksorientierten Adjektivattributen, die im Unterricht im Vordergrund standen. Es wird erläutert, dass der Begriff "Attribut" explizit im Unterricht verwendet wurde, da er im Rahmenlehrplan für den Abschluss der Grundschulzeit vorgesehen ist. Die Darstellung der Adjektivattribute soll das grammatische Phänomen im Hinblick auf Form, Funktion und Kriterien der Ermittlung beleuchten.
Schlüsselwörter
Funktionaler Grammatikunterricht, Adjektivattribute, Grammatikdidaktik, sprachliche Heterogenität, Schülerprodukte, Migrationshintergrund, Deutschunterricht, sprachliche Auffälligkeiten, Allgemeinbildung, grammatische Kompetenz.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Funktionaler Grammatikunterricht und Adjektivattribute
Was ist das Thema dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Einsatz des funktionalen Grammatikunterrichts zur Vermittlung von Adjektivattributen in einer sechsten Klasse mit sprachlicher Vielfalt. Das Hauptziel ist die Analyse der Wirksamkeit dieses Ansatzes und die Beantwortung der Frage, wie der funktionale Grammatikunterricht die Vermittlung grammatischer Strukturen, insbesondere für Schüler*innen mit Migrationshintergrund, verbessert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung mit Problemstellung, ein Kapitel zum deutschdidaktischen Schwerpunkt (Adjektivattribute), ein Kapitel zum funktionalen Grammatikunterricht (Definition, Ziele, Prinzipien, Umsetzung und Auswertung von Schülerarbeiten) und ein Resümee. Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung von Grammatikunterricht und die Herausforderungen durch sprachliche Heterogenität. Kapitel 2 definiert Adjektivattribute und deren Schwierigkeiten für Schüler*innen mit sprachlichen Auffälligkeiten. Kapitel 3 beschreibt den funktionalen Grammatikunterricht und seine Anwendung in der Praxis. Das Resümee fasst die Ergebnisse zusammen.
Was ist funktionaler Grammatikunterricht?
Funktionaler Grammatikunterricht konzentriert sich darauf, den Lernenden den praktischen Nutzen grammatischer Strukturen zu vermitteln. Im Gegensatz zu rein formalen Grammatikansätzen wird die Anwendung im Kontext betont, um das Verständnis und die Anwendung grammatischer Regeln zu verbessern, besonders bei Schüler*innen mit Migrationshintergrund.
Welche Herausforderungen werden im Zusammenhang mit Adjektivattributen adressiert?
Die Arbeit adressiert die Herausforderungen bei der Vermittlung von Adjektivattributen, insbesondere bei Schüler*innen mit sprachlichen Auffälligkeiten und Migrationshintergrund. Der Fokus liegt auf den linksorientierten Adjektivattributen und der expliziten Verwendung des Begriffs "Attribut" im Unterricht.
Wie wird der funktionale Grammatikunterricht in der Praxis umgesetzt?
Die Arbeit beschreibt die theoretische und praktische Umsetzung des funktionalen Ansatzes im Unterricht. Sie beinhaltet die Auswertung von Schülerarbeiten, um den Lernerfolg zu analysieren und die Eignung des funktionalen Grammatikunterrichts für den multilingualen Kontext zu bewerten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Funktionaler Grammatikunterricht, Adjektivattribute, Grammatikdidaktik, sprachliche Heterogenität, Schülerprodukte, Migrationshintergrund, Deutschunterricht, sprachliche Auffälligkeiten, Allgemeinbildung, grammatische Kompetenz.
Welche Forschungsfragen werden behandelt?
Zentrale Forschungsfragen befassen sich mit der Funktionsweise des funktionalen Grammatikunterrichts und seiner konkreten Umsetzung im Unterricht, sowie dessen Wirkung insbesondere auf Schüler*innen mit unterschiedlichem sprachlichem Hintergrund.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Deutschlehrer*innen, Grammatikdidaktiker*innen, Lehramtsstudierende und alle, die sich mit dem Deutschunterricht für Schüler*innen mit Migrationshintergrund und sprachlicher Heterogenität beschäftigen.
- Quote paper
- Master of Education Babette Treptow (Author), 2013, Funktionaler Grammatikunterricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/230320