Im Zuge einer immer komplexer werdenden Arbeitsmarktstruktur und infolge der rasant
fortschreitenden Technologisierung unserer Gesellschaft und ihrer Bedürfnisse stellt sich für angehende Physikerinnen und Physiker bereits am Anfang des Studiums die Frage – zumindest sollte es das – , in welchen Berufen oder Berufsrichtungen sie in Zukunft arbeiten werden, welche Job- und Karriereaussichten sie haben, welche Voraussetzungen sie mitbringen müssen und inwieweit die Physik in späteren Tätigkeiten überhaupt noch unmittelbar eine
Rolle spielt. Die Globalisierung unseres Wirtschaftssystems, einhergehend mit einer starken Differenzierung des Arbeitsmarktes, hat in den vergangenen Jahren viele neue Einsetzungsmöglichkeiten für Physikerinnen und Physiker hervorgebracht, insbesondere in Bereichen, in denen man sie nicht erwartet hätte. Neben den klassischen physikalischen Berufen in der Forschung und Wissenschaft sowie in der Industrie arbeiten Physikerinnen und Physiker zunehmend im Dienstleistungssektor, etwa für Banken und Versicherungen oder Unternehmensberatungen. [...]
In der Tat ist die Nachfrage nach naturwissenschaftlich ausgebildeten Absolventen, insbesondere aus der Physik, seit Jahren ungebrochen groß. Ein abgeschlossenes Studium in Physik oder physikalischen Fachrichtungen ist bei den Unternehmen sehr gefragt. Andererseits führt die Vielfalt der Einsetzungsmöglichkeiten dazu, dass viele Studierende, vor allem Studienanfänger, keine oder nur eine vage Vorstellung haben, in welchem Bereich sie später konkret arbeiten werden bzw. wie gut das Studium auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. In dieser Seminararbeit im Rahmen des ABK-Moduls „Physikerinnen und Physiker im Beruf“ habe ich die Arbeitsmarktsituation für Physikerinnen und Physiker untersucht. Grundlage hierfür sind Arbeitsmarktstudien der DPG und Informationen zum Arbeitsmarkt im Jahr 2012 sowie Arbeitsmarktdaten der Bundesagentur für Arbeit. Der Schwerpunkt der Arbeit soll zum einen in der Darstellung und Perspektive der Beschäftigungsmöglichkeiten
liegen. Grund hierfür ist die im Seminar festgestellte, allgemeine Unwissenheit
der Studierenden, welche Tätigkeit sie nach Beenden des Studiums ausüben wollen.
Zum anderen möchte ich mich der Fragestellung nähern, wie gut das Physikstudium im Rahmen der bolognareformierten Ausbildung auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Insbesondere sollen die Gründe für das Interesse an naturwissenschaftlich ausgebildeten Fachkräften aufgezeigt werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft
3. Physik: beliebt – unter Männern
4. Das Berufsbild des Physikers und der Physikerin
4.1. Arbeitsmarktsituation: Stellenmeldungen und Arbeitslosigkeit
4.2. Vielfalt der Beschäftigungsmöglichkeiten und Branchenspektrum
4.3. Gründe für die Nachfrage nach physikalisch ausgebildeten Fachkräften
4.4. Akzeptanz der bolognareformierten Abschlüsse
5. Arbeitsbedingungen und Karrieremöglichkeiten
6. Zusammenfassung und Ausblick
1. Einführung
Im Zuge einer immer komplexer werdenden Arbeitsmarktstruktur und infolge der rasant fortschreitenden Technologisierung unserer Gesellschaft und ihrer Bedürfnisse stellt sich für angehende Physikerinnen und Physiker bereits am Anfang des Studiums die Frage – zumindest sollte es das – , in welchen Berufen oder Berufsrichtungen sie in Zukunft arbeiten werden, welche Jobund Karriereaussichten sie haben, welche Voraussetzungen sie mitbringen müssen und inwieweit die Physik in späteren Tätigkeiten überhaupt noch unmittelbar eine Rolle spielt. Die Globalisierung unseres Wirtschaftssystems, einhergehend mit einer starken Differenzierung des Arbeitsmarktes, hat in den vergangenen Jahren viele neue Einsetzungsmöglichkeiten für Physikerinnen und Physiker hervorgebracht, insbesondere in Bereichen, in denen man sie nicht erwartet hätte. Neben den klassischen physikalischen Berufen in der Forschung und Wissenschaft sowie in der Industrie arbeiten Physikerinnen und Physiker zunehmend im Dienstleistungssektor, etwa für Banken und Versicherungen oder Unternehmensberatungen.
In der Tat ist die Nachfrage nach naturwissenschaftlich ausgebildeten Absolventen, insbesondere aus der Physik, seit Jahren ungebrochen groß. Dies belegen die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA), die für das Jahr 2011 24.199 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte in den verschiedensten physikalischen und physikfernen Branchen meldete. Dabei stagniert der Bestand innerhalb der letzten Dekade trotz Wirtschaftskrise auf diesem Niveau. 2012 die BA 1200 offene Stellen gemeldet, wobei davon auszugehen ist, dass die Zahl der tatsächlichen Stellenmeldungen deutlich darüber liegt.1 In jedem Fall machen die Zahlen deutlich, dass ein abgeschlossenes Studium in Physik oder physikalischen Fachrichtungen bei den Unternehmen sehr gefragt ist. Andererseits führt die Vielfalt der Einsetzungsmöglichkeiten dazu, dass viele Studierende, vor allem Studienanfänger, keine oder nur eine vage Vorstellung haben, in welchem Bereich sie später konkret arbeiten werden bzw. wie gut das Studium den Arbeitsmarkt vorbereitet.
In dieser Seminararbeit im Rahmen des ABK-Moduls „Physikerinnen und Physiker im Beruf“ habe ich die Arbeitsmarktsituation für Physikerinnen und Physiker untersucht. Grundlage hierfür sind die Studie „Physikerinnen und Physiker im Beruf – Arbeitsmarktentwicklung,
Einsatzmöglichkeiten und Demografie“ der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, durchgeführt vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln aus dem Jahr 2010, und Informationen zum Arbeitsmarkt im Jahr 2012 sowie Arbeitsmarktdaten der Bundesagentur für Arbeit.
Der Schwerpunkt der Arbeit soll zum einen in der Darstellung und Perspektive der Beschäftigungsmöglichkeiten liegen. Grund hierfür ist die im Seminar festgestellte, allgemeine Unwissenheit der Studierenden, welche Tätigkeit sie nach Beenden des Studiums ausüben wollen. Zum anderen möchte ich mich der Fragestellung nähern, wie gut das Physikstudium im Rahmen der bolognareformierten Ausbildung auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Insbesondere sollen die Gründe für das Interesse an naturwissenschaftlich ausgebildeten Fachkräften aufgezeigt werden.
2. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft
Die Deutsche Physikalische Gesellschaft, im Folgenden mit DPG abgekürzt, ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Bad Honnef (NRW). Mit über 62.000 Mitgliedern ist die DPG die weltweit größte physikalische Fachgesellschaft. Ihre Aufgabe besteht darin, die in Deutschland wirkenden Physikerinnen und Physiker in der Öffentlichkeit zu vertreten sowie Forschungsergebnisse im Rahmen von Fachtagungen zu verbreiten. Außerdem fördert sie den naturwissenschaftlichen Nachwuchs, etwa mit Schülerwettbewerben („Physik-Olympiade“) oder mit speziellen Informationsund Kommunikationsprogrammen für Studierende. Die DPG ist darüber hinaus an der Lehrerfortbildung beteiligt. Mit ihrem Engagement im Bereich (physikalischer) Bildung übernimmt sie zum einen gesellschaftliche Verantwortung und leistet zum anderen einen Beitrag zur Sicherung deutscher Innovationskraft durch aktive Nachwuchsförderung.
Einmal jährlich veröffentlicht die DPG auf Basis eigener Recherchen oder auf Berufung von Daten der Bundesagentur für Arbeit aktuelle Arbeitsmarktdaten für den Zielund Ausbildungsberuf PhysikerIn. Die Arbeitsmarktstudie von 2010 liefert eine umfassende und fundierte Prognose für die Arbeitsmarktsituation der kommenden Jahre und Jahrzehnte.
Die DPG hat eine lange Vereinshistorie. Zu den auch außerhalb der Physik bekannten Präsidenten gehören etwa Hermann von Helmholtz (1878-1895), Max Planck (1905-1906, 1915- 1916) und Albert Einstein (1916-1918). Seit 2012 ist die Kernund Teilchenphysikerin Johanna Stachel die erste Präsidentin der DPG.
3. Physik: beliebt – unter Männern
Die Zahl der in Physik oder physiknahen Fachrichtungen immatrikulierten Studierenden hat logischerweise unmittelbare Auswirkungen auf das Stellenangebot der folgenden Jahre. Während bis zur Mitte der 1990er immer mehr Physik-Hochschulabsolventen die Universitäten verließen, sowohl nach dem Hauptstudium als auch nach der Promotion, sanken nach dem Peak im Jahr 1995
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(etwa 3700 Graduierte) zehn Jahre lang kontinuierlich und stark die Absolventenzahlen (vgl. Abb. 1). Zum einen schien das Fach an Interesse bei den Studienanfängern zu verlieren, andererseits waren die Berufsaus- Anfang/Mitte der 1990er Jahre aufgrund mangelnder Nachfrage in der In-
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Entwicklung der Hochschulabsolventen im Fach Physik zwischen 1988 und 2012: Nach einem starken Abfall der Absolventenzahlen zwischen Mitte der 1990er und 2005 steigt das Interesse an Physik seitdem. eher schlecht.21998 gab es etwa 3300 arbeitslose Physikerinnen und Physiker, 2007 es etwa 2000 weniger.3 Nach einem langjährigen Abwärtstrend und dem Tiefstand der Absolventenzahlen in den Jahren 2004/2005 (knapp 1300), hat die Physik in den letzten
Jahren wieder stark an Bedeutung gewonnen. Sowohl die Zahl der Absolventen als auch der Immatrikulationen ist wieder kontinuierlich gestiegen. Der starke Anstieg an Studienanfängern – nicht nur im Fach Physik, sondern in nahezu allen anderen Studienfächern – ist auf mehrere Gründe zurückzuführen.
Zum einen haben in den letzten Jahren in immer mehr Bundesländern die geburtenstarken, sog. Doppeljahrgänge ihre Allgemeine Hochschulreife erworben, also sowohl diejenigen Schülerinnen und Schüler, die nach 13 als auch nach 12 Jahren ihr Abitur gemacht haben. Im Jahr 2012 stürmten deutlich mehr Abiturienten aus Berlin und Baden-Württemberg, 2013 aus Nordrhein-Westfalen an die deutschen Universitäten. Allein an der Universität Hamburg im Sommer 2012 insgesamt 54.459 Bewerbungen ein4 (sowohl von Studienanfängern
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1 Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarktberichterstattung: Der Arbeitsmarkt für Akademikerinnen und Akademiker in Deutschland - Gute Bildung - gute Chancen, Nürnberg 2012, S. 78f.
2 Neitzert, Marcus: Physik-Studium im Aufwind, 2002: http://www.schulphysik.de/akt2213.html, 21.04.13.
3 Berufsaussichten und Arbeitsmarkt für Physiker, FU Berlin/FB Physik, 25.01.13, http://www.physik.fu-berlin.de/studium/intphysik/beruf.html, 10.05.13.
- Arbeit zitieren
- Heinz Astmann (Autor:in), 2013, Der Arbeitsmarkt für Physikerinnen und Physiker, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/229409