In Deutschland zeigen sich hinsichtlich der tertiären Bildungsentscheidungen starke Ungleichheiten zwischen Abiturienten mit unterschiedlicher sozialer Herkunft. Dies betrifft sowohl die Studienentscheidung als auch die Studienfachwahl. Ziel des Artikels ist es, die Ungleichheiten nach der sozialen Herkunft im tertiären Bildungssystem darzulegen und nachzuzeichnen, welche Mechanismen der sozialen Herkunft zu diesen unterschiedlichen Chancen führen. Dazu werden als theoretische Erklärungsansätze der Ansatz der primären
und sekundären Herkunftseffekte (Boudon, 1974), die Reproduktion sozialer
Bildungsungleichheiten (Bourdieu, 1982) und die Werterwartungstheorie (Esser, 1999) eingeführt, um darauf aufbauend empirische Ergebnisse zum Einfluss der sozialen Herkunft auf die Studienentscheidung und Studienfachwahl darzulegen. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass die soziale Herkunft einen wesentlichen Einfluss auf die Studienentscheidung hat: Abiturienten aus Akademikerfamilien entscheiden sich häufiger für ein Studium. Der Einfluss primärer und sekundärer Herkunftseffekte auf diese Bildungsentscheidung kann
nachgewiesen werden. Auch hinsichtlich der Studienfachwahl, die im Fokus steht, zeigen sich wesentliche Unterschiede in der Entscheidung: Abiturienten aus höheren sozialen Schichten tendieren eher zu prestigeträchtigeren Studienfächern als Kinder aus niedrigeren sozialen Schichten. Es kann nachgewiesen werden, dass die Mechanismen der Werterwartungstheorie
bei der Entstehung der sozialen Disparitäten dieser Entscheidung wirken. Zu diskutieren bleibt, wie diese soziale Ungleichheit beim Zugang zur tertiären Bildung verringert werden kann, wobei die Ergebnisse der TOSCA-Studie hierzu interessante Hinweise liefern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Erklärungsansätze des Zusammenhangs von sozialer Herkunft und Studienentscheidung / Studienfachwahl
- Genese von Bildungsungleichheiten nach Boudon
- Die Reproduktion sozialer Bildungsungleichheiten nach Bourdieu
- Rationale Bildungsentscheidungen – die Werterwartungstheorie nach Esser
- Empirische Ergebnisse zur Studienentscheidung
- Empirische Befunde zur Studienfachwahl
- HIS-Untersuchung der Studienberechtigten ein halbes Jahr vor und nach dem Schulabschluss
- Studienfachwahl als Spezialfall der Ausbildungsentscheidung
- Interpretation und Diskussion der Ergebnisse
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Artikel zielt darauf ab, die Ungleichheiten im tertiären Bildungssystem in Deutschland hinsichtlich der sozialen Herkunft von Studierenden aufzuzeigen und die Mechanismen zu beleuchten, die zu diesen unterschiedlichen Bildungsentscheidungen führen. Dabei werden die Auswirkungen auf die Studienentscheidung und die Studienfachwahl untersucht.
- Analyse der sozialen Ungleichheit bei Studienentscheidungen und Studienfachwahlen
- Darstellung der Rolle der sozialen Herkunft im tertiären Bildungssystem
- Einleitung der theoretischen Erklärungsansätze von Boudon, Bourdieu und Esser
- Präsentation empirischer Ergebnisse zum Einfluss der sozialen Herkunft auf Studienentscheidungen und Studienfachwahlen
- Diskussion der Ergebnisse und möglicher Maßnahmen zur Reduzierung der sozialen Ungleichheit im Bildungsbereich
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas soziale Ungleichheit im deutschen Bildungssystem dar und beleuchtet die steigende Studienanfängerquote sowie die gleichzeitig hohe Bildungsungleichheit.
- Das zweite Kapitel widmet sich der Vorstellung verschiedener theoretischer Ansätze, die den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungsentscheidungen erklären. Dazu gehören der Ansatz der primären und sekundären Herkunftseffekte nach Boudon, die Reproduktion sozialer Bildungsungleichheiten nach Bourdieu und die Werterwartungstheorie nach Esser.
- Im dritten Kapitel werden empirische Ergebnisse zur Studienentscheidung vorgestellt, die aufzeigen, wie die soziale Herkunft die Wahrscheinlichkeit beeinflusst, ein Studium aufzunehmen.
- Das vierte Kapitel konzentriert sich auf empirische Befunde zur Studienfachwahl und untersucht, wie sich die soziale Herkunft auf die Wahl eines bestimmten Studiengangs auswirkt. Insbesondere werden die Ergebnisse der HIS-Untersuchung und die Betrachtung der Studienfachwahl als Spezialfall der Ausbildungsentscheidung beleuchtet.
Schlüsselwörter
Soziale Ungleichheit, Bildungsentscheidungen, tertiäres Bildungssystem, Studienentscheidung, Studienfachwahl, Herkunftseffekte, Boudon, Bourdieu, Werterwartungstheorie, Esser, HIS-Untersuchung, TOSCA-Studie, empirische Bildungsforschung
- Arbeit zitieren
- Ricarda Albrecht (Autor:in), 2012, Der Einfluss sozialer Herkunft auf Bildungsentscheidungen im tertiären Bildungssystem, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/213727