Zahlreiche Eroberer, wie beispielsweise die Römer, die Sachsen, die Angeln oder die Normannen haben die geschichtliche Vergangenheit des Landes, welches wir heute Großbritannien nennen, nachhaltig geprägt. Sie alle haben zahlreiche Neuerungen in das soziokulturelle Leben der örtlichen Bevölkerung eingebracht. Auch die Sprache blieb diesem Einfluss nicht verschlossen und erfuhr auf die ein oder andere Weise Veränderung, bzw. Bereicherung.
Die Skandinavier, bzw. der Einfluss ihrer Sprachen auf die Entwicklung der verwandten englischen Sprache ist das Thema der vorliegenden Arbeit.
Die „Wikingerzeit“ erstreckte sich von der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts bis ins Jahr 1042, als die Wikinger endgültig ihre Macht verloren. Während dieser Zeit siedelten sich die Skandinavier (Norweger, Dänen und zum Teil auch Schweden) in dem von ihnen eroberten Teilen Englands an. Stück für Stück drangen sie weiter ins Landesinnere vor und im Laufe der Zeit veränderte sich ihr Status, von gefürchteten Eroberern wurden sie zu friedlichen Einwohnern, die einvernehmliche Beziehungen zur angelsächsischen Bevölkerung unterhielten. Die Folge war eine vollständige Auflösung des skandinavischen ethnischen Bewusstseins im angelsächsischen Raum. Darauf werden wir weiter unten in dieser Arbeit eingehen.
Der Assimilierungsprozess der skandinavischen Bevölkerung in England hatte konkrete Auswirkungen auf die weitere Entwicklung des englischen Wortschatzes - und nicht nur darauf. Der Einfluss des Skandinavischen auf die lexikalische und morphologische Struktur der englischen Sprache ist ein Thema mit dem sich zahlreiche Philologen und Linguisten aus Europa (und auch Osteuropa) nachhaltig beschäftigt haben. Davon konnte ich mich bei meinen Recherchen für die vorliegende Arbeit überzeugen. Aus diesem Grund hat dieses Thema in mir kein weiteres Forschungsinteresse geweckt.
Aber der Einfluss der skandinavischen Sprachen auf die grammatische Struktur und besonders auf die Syntax des Englischen, sind meiner Meinung nach noch nicht hinreichend untersucht worden. Folglich habe ich mir zum Ziel gesetzt, sofern das im Rahmen einer solchen Arbeit möglich ist, den Einfluss der skandinavischen Sprachen auf die Veränderungen der Syntax der englischen Sprache eingehend zu untersuchen. Diese Arbeit basiert auf den Werken zahlreicher Autoren, wie Trips, Holmberg, Vikner, Kroch, Pintzuk, Ilyish, Arakin und v.a.[...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Geschichtlicher Hintergrund
- 1. Skandinavische Siedlungen
- 2. Skandinavische Ortsnamen
- 3. Lexikalische Entlehnungen aus dem Skandinavischen
- 4. Grammatische Entlehnungen aus dem Skandinavischen
- III. Syntaktischer Wandel
- 1. Reanalyse
- 2. Extension
- 3. Externe Mechanismen: Entlehnung
- 4. Die Verbreitung des syntaktischen Wandels
- IV. Veränderungen der Wortstellung in der frühmittelenglischen Sprache
- 1. Altskandinavisch (Old Norse)
- 2. Die Syntax der altskandinavischen Sprache
- V. Objektbewegung (Object Movement)
- 1. Objektverschiebung
- 2. Generalisierung von Holmberg
- 3. Object Scrambling
- 3.1. Object Scrambling im Alt- und Frühmittelenglischen
- VI. Vergleich der Eigenschaften der V2-Position in modernen germanischen Sprachen und im Alt- und Mittelenglischen
- 1. V2 in germanischen Sprachen
- 2. V2 im Altenglischen
- 3. V2 im Mittelenglischen
- 3.1. Die südlichen Dialekte des Mittelenglischen und die V2-Syntax
- 3.2. Die V2-Syntax in den Dialekten des Nordens im Mittelenglischen
- VII. Stylistic Fronting
- 1. Subjektlücke (subject gap)
- 2. Die Zugänglichkeitshierarchie (accessibility hierarchy)
- VIII. Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss skandinavischer Sprachen auf die syntaktischen Veränderungen im Englischen. Der Fokus liegt auf der bislang unzureichenden Erforschung dieses Aspekts. Die Arbeit analysiert die Auswirkungen der skandinavischen Einflüsse auf die Entwicklung der englischen Syntax, basierend auf den Werken etablierter Autoren des Fachgebiets.
- Der geschichtliche Hintergrund der skandinavischen Besiedlung Englands und deren soziokulturelle Auswirkungen.
- Die Analyse syntaktischer Veränderungen im Englischen, insbesondere im Hinblick auf Reanalyse, Extension und Entlehnungen.
- Vergleichende Betrachtung der Wortstellung im Altenglischen, Mittelenglischen und modernen germanischen Sprachen.
- Untersuchung der Objektbewegung und der V2-Position im Englischen im Kontext skandinavischer Einflüsse.
- Analyse von "Stylistic Fronting" und dessen Zusammenhang mit dem syntaktischen Wandel.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des skandinavischen Einflusses auf die englische Sprache ein. Sie betont die bisherige Forschungslücke hinsichtlich des syntaktischen Wandels und formuliert die Zielsetzung der Arbeit, nämlich die eingehende Untersuchung dieses Einflusses. Die Einleitung stellt die Relevanz der Thematik heraus und benennt wichtige Wissenschaftler, deren Werke die Grundlage der vorliegenden Arbeit bilden.
II. Geschichtlicher Hintergrund: Dieses Kapitel beleuchtet die Wikingerzeit vom 8. bis ins 11. Jahrhundert, die skandinavischen Siedlungen in England, und deren weitreichende Handelsbeziehungen. Es schildert die anfänglichen Raubzüge und die allmähliche Integration der Skandinavier in die angelsächsische Bevölkerung, unterstreicht die Bedeutung der britischen Inseln für die Skandinavier (Überbevölkerung, karge Landschaften, Erbrecht) und legt den Grundstein für das Verständnis der sprachlichen Interaktionen.
III. Syntaktischer Wandel: Dieses Kapitel analysiert die syntaktischen Veränderungen im Englischen, die durch den Kontakt mit dem Skandinavischen ausgelöst wurden. Es betrachtet Mechanismen wie Reanalyse und Extension und wie diese durch externe Einflüsse, insbesondere durch Entlehnungen, beeinflusst wurden. Der Fokus liegt auf der Verbreitung dieser Veränderungen und ihrer Reichweite innerhalb der englischen Sprachentwicklung.
IV. Veränderungen der Wortstellung in der frühmittelenglischen Sprache: Dieses Kapitel vergleicht die Syntax des Altskandinavischen mit der des Altenglischen, um den Einfluss der skandinavischen Sprache auf die Wortstellung im Frühmittelenglischen zu beleuchten. Es bietet eine detaillierte Analyse der syntaktischen Strukturen und ihrer Entwicklung über die Zeit.
V. Objektbewegung (Object Movement): Dieses Kapitel befasst sich mit dem Phänomen der Objektbewegung im Englischen, insbesondere der Objektverschiebung und dem "Object Scrambling". Es analysiert die Generalisierung von Holmberg und setzt dies in Beziehung zu den Entwicklungen im Alt- und Frühmittelenglischen, um den skandinavischen Einfluss auf diese Prozesse nachzuvollziehen.
VI. Vergleich der Eigenschaften der V2-Position in modernen germanischen Sprachen und im Alt- und Mittelenglischen: Dieses Kapitel vergleicht die V2-Position (Verb-Zweit-Stellung) in verschiedenen germanischen Sprachen, darunter das Altenglische und Mittelenglische. Es analysiert die V2-Syntax in den südlichen und nördlichen Dialekten des Mittelenglischen und deren Entwicklung im Kontext des skandinavischen Einflusses.
VII. Stylistic Fronting: Dieses Kapitel analysiert "Stylistic Fronting" und untersucht dessen Zusammenhang mit der Subjektlücke und der Zugänglichkeitshierarchie. Es beleuchtet die Rolle des syntaktischen Wandels und den Einfluss des Skandinavischen auf diese Phänomene.
Schlüsselwörter
Skandinavische Sprachen, Altenglisch, Mittelenglisch, Syntax, syntaktischer Wandel, Wortstellung, Objektbewegung, V2-Position, Reanalyse, Extension, Entlehnung, Stylistic Fronting, Wikingerzeit, Sprachkontakt.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Einfluss skandinavischer Sprachen auf die englische Syntax
Was ist das Thema dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Einfluss skandinavischer Sprachen auf die syntaktischen Veränderungen im Englischen, ein Aspekt, der bisher unzureichend erforscht wurde. Sie analysiert die Auswirkungen skandinavischer Einflüsse auf die Entwicklung der englischen Syntax anhand etablierter Fachliteratur.
Welche Aspekte werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt den geschichtlichen Hintergrund der skandinavischen Besiedlung Englands und deren soziokulturelle Auswirkungen. Sie analysiert syntaktische Veränderungen wie Reanalyse und Extension, vergleicht die Wortstellung im Altenglischen, Mittelenglischen und modernen germanischen Sprachen, untersucht Objektbewegung und die V2-Position im Kontext skandinavischer Einflüsse und analysiert "Stylistic Fronting" im Zusammenhang mit syntaktischem Wandel.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit ist in acht Kapitel gegliedert: Einleitung (Einführung in die Thematik und Forschungslücke), Geschichtlicher Hintergrund (Wikingerzeit und skandinavische Siedlungen), Syntaktischer Wandel (Reanalyse, Extension, Entlehnungen), Veränderungen der Wortstellung im Frühmittelenglischen (Vergleich Altskandinavisch/Altenglisch), Objektbewegung (Objektverschiebung, Object Scrambling), Vergleich der V2-Position in modernen germanischen Sprachen und im Alt- und Mittelenglischen (Analyse der V2-Syntax in verschiedenen Dialekten), Stylistic Fronting (Subjektlücke, Zugänglichkeitshierarchie) und Schlussfolgerung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Skandinavische Sprachen, Altenglisch, Mittelenglisch, Syntax, syntaktischer Wandel, Wortstellung, Objektbewegung, V2-Position, Reanalyse, Extension, Entlehnung, Stylistic Fronting, Wikingerzeit, Sprachkontakt.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, den Einfluss skandinavischer Sprachen auf den syntaktischen Wandel im Englischen eingehend zu untersuchen und die bisherige Forschungslücke zu schließen. Sie basiert auf den Werken etablierter Autoren des Fachgebiets.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit enthält ein Inhaltsverzeichnis, eine Darstellung der Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und eine Liste der Schlüsselwörter. Sie bietet einen umfassenden Überblick über die Thematik.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet eine vergleichende Analyse der Syntax des Altenglischen, Mittelenglischen und Altskandinavischen, um den Einfluss des Skandinavischen auf die Entwicklung der englischen Syntax nachzuvollziehen. Sie bezieht sich auf etablierte Theorien und Forschungsarbeiten im Bereich der historischen Linguistik.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Linguisten, Historiker und alle, die sich für die Entwicklung der englischen Sprache und den Einfluss von Sprachkontakt interessieren. Sie ist besonders nützlich für Wissenschaftler, die an der Erforschung des syntaktischen Wandels im Englischen arbeiten.
- Arbeit zitieren
- Christina Andri (Autor:in), 2010, Der Einfluss des Skandinavischen auf die englische Syntax, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/211229