Die iberoromanischen Sprachen Spanisch, Portugiesisch und Katalanisch werden in vergleichender Weise anhand von vernakulärer Entwicklung, Akzentsystem, Objektmarkierung u.Ä. präsentiert.
Inhalt
1. Übersicht der iberoromanischen Sprachen
2. Spanisch (Kastilisch)
2.1. Entwicklung
2.2. Sprecherzahlen
2.3. Akzentsystem
2.4. Differentielle Objektmarkierung
2.5. Artikel
2.6. Kasus
3. Mozarabisch
4. Portugiesisch
4.1. Entwicklung
4.2. Sprecherzahlen
4.3. Akzentsystem
4.4. Differentielle Objektmarkierung
4.5. Artikel
4.6. Kasus
5. Katalanisch
5.1. Entwicklung
5.2. Sprecherzahlen
5.3. Akzentsystem
5.4. Differentielle Objektmarkierung
5.5. Artikel
5.6. Kasus
6. Quellenverzeichnis
7. Tabellen- und Bilderverzeichnis
1. Übersicht der iberoromanischen Sprachen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Iberische Halbinsel (Bild 1)
2. Spanisch (Kastilisch)
Das Spanische ist die meistgesprochene romanische Sprache und hinter Chinesisch (Mandarin), Englisch, Hindi-Urdu und Arabisch eine der meistgesprochenen Sprachen der Welt mit ca. 400 Millionen Sprechern.
2.1. Entwicklung
Die Bezeichnung Spanisch stammt von dem vulgärlateinischen Spania und bezeichnete die iberische Halbinsel. Daraus leitet sich lat. Hispania (Iberien) ab. Der ursprüngliche spanische Sprachname war Ladino (Latein), später die Bezeichnung eines Dialekts. Die Dominanz des Kastilischen brachte den Namen Castellano hervor. Erst 1925 wurde der Terminus español dekretiert und sollte die Konnotation als “Sprache Spaniens“ erzeugen. Dadurch gewann wiederum die Bezeichnung castellano in den nicht-kastilischen Regionen Spaniens und vor allem in Lateinamerika an Bedeutung.
Ursprünglich bestanden neben dem Kastilischen das Asturo-Leonesische und das Navarro-Aragonesische, welche bis dato zurückgedrängt werden. Die im Jahre 1492 vertriebenen Juden nahmen ihre Varietät nach Südosteuropa und Marokko mit: das Ladino, Spaniolische oder Judenspanische. Eine weitere Variante des Kastilischen entwickelte sich nach der Reconquista: Das Andalusische, auf dem größtenteils die lateinamerikanischen Dialekte beruhen.
Iberisch ist eventuell mit Berber genetisch verwandt, jedoch (lt. Tovar und Vennemann) nicht die Vorform des Baskischen, sondern mit Vaskonisch nur areal verwandt. Auf den Kanaren wurde bis zur Ankunft der Spanier das Guanche gesprochen, welches berberischen Ursprungs sein kann. In Kantabrien wurde Tovar gesprochen, eine indogermanische Sprache der “Keltiberer“.
Die Römer eroberten die iberische Halbinsel im 2. Punischen Krieg (218 – 202 v. Chr.). Die Latinisierung erstreckte sich über mehrere Jahrhunderte. Das Iberische starb erst in der Kaiserzeit endgültig aus. Die Halbinsel gehört zu den frühesten römischen Kolonien, gegründet kurze Zeit nach Sizilien und Sardinien. Der Kontakt mit dem Arabischen (von 711 bis 1492) beeinflusste das Spanische, wie auch das Portugiesische und Katalanische. Als eigenständige, bewusst dem Lateinischen entgegengesetzte, Sprache tritt das frühe Altspanisch erstmals in den Glosas Emilianenses und den Glosas Silenses auf. Diese Glossen beinhalten Erläuterungen zu unverständlich gewordenen Ausdrücken kirchlichen Inhalts in lateinischen Texten.
Ein archaisches Altspanisch ist sehr früh überliefert: das Mozarabisch. (siehe Punkt 3)
Ursprünglich war das Spanische nur ein Dialekt von vielen im Norden der iberischen Halbinsel. Die frühmittelalterlichen Sprachformen waren, von Westen nach Osten, das Galicisch-Portugiesische, das Leonesisch-Asturische, das Kastilische, das Aragonesische und das Katalanische. Diese Sprachen bilden ein Dialektkontinuum: Von Ort zu Ort ändert sich das Sprachsystem in kleinen Schritten. Nahe gelegene Orte haben keine Probleme bei der Verständigung, weiter entfernte Orte haben es mit zunehmender Distanz immer schwieriger einander zu verstehen. Die Heimat des Kastilischen war nur eine kleine Zone, eine “Ecke im Kantabrischen Gebirge“ (Ramón Menéndez Pidal). Das Spanische wurde erst durch den Aufstieg Kastiliens zur Weltmacht zu der großen Sprache, die sie heute ist. 1492 war ein Schicksalsjahr für Spanien und die kastilische Sprache. Die katholischen Könige zogen nach langem Kampf in die Alhambra ein und eroberten somit die letzte muslimische Bastion auf der iberischen Halbinsel. Im selben Jahr erschien die erste spanische Grammatik, geschrieben von Antonio de Nebrija. Ende des Jahres 1492 war Spanien religiös geeint: Das mittelalterliche Zusammenleben der drei Religionen war vorbei; die Inquisition wachte über diese Einigkeit.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Gramática de la lengua castellana (Bild 2)
Nach der Vertreibung der Juden breitete sich das Judenspanische über Südosteuropa, den Nahen Osten und Nordafrika aus. So entwickelte sich das Judenspanische zu einem Kulturdialekt. Die Sprache unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht vom Spanischen: Sie wurde mit hebräischen Buchstaben geschrieben. Entwicklungen auf lautlicher Ebene, welche das Standard-Spanische durchlebte, wurden ausgelassen. Die stimmhaften Sibilanten [z] und [ᴣ] blieben erhalten. Im Standard-Spanischen entwickelten sich diese zu [s] und [ ᶴ ]. Das Wort mujer (Frau) wird heute noch wie im Mittelalter ausgesprochen: [mu´ᴣer], während es im Standard [mu´xer] lautet. Das Judenspanische hat sich bis heute gehalten. In Israel, der Türkei und Bulgarien, sowie in Nordafrika existieren jüdisch-spanische Minderheiten, durch diese die Sprache (noch) weiterlebt.
Das Spanische entwickelte sich nach 1492 zu zwei Hauptvarietäten: das Kastilische im Norden der iberischen Halbinsel und das Andalusische im Süden. Das amerikanische Spanisch entstand aus dem Andalusischen, da man von Sevilla, Cádiz und Huelva in See stach. Diese Variante kann als atlantisches Spanisch bezeichnet werden (Bossong, S.79). Heute ist das Spanische eine Weltsprache mit vielen nationalen Varianten. Manche Ausgaben lateinamerikanischer Klassiker enthalten Glossare zur Erklärung lokaler Ausdrücke. Für Spanier sind Zeitungen aus Mexiko oder Peru schwer verständlich. Jedoch sind die grammatische Basis und der Grundwortschatz in der ganzen hispanischen Welt gleich. Viele Institutionen tragen zur “unidad del idioma“ bei: das weltweit operierende Instituto Cervantes, der jährlich begangene “Día de la Raza“, der regelmäßig veranstaltete Congreso Internacional de la Lengua Española und vor allem die spanischen Sprachakademien. Die Real Academia Española erneuert regelmäßig das Wörterbuch und ist in ein dichtes, globales Netz von Sprachakademien eingebettet, mit welchen sie in engem Kontakt steht. Die letzte Gründung war die “Spanische Sprachakademie von Nordamerika“ in New York im Jahre 1976.
2.2. Sprecherzahlen
In 22 Ländern existieren in etwa 441 Millionen Primärsprecher (in Millionen angegeben):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Tabelle 1)
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- Quote paper
- Thomas Ehmann (Author), 2012, Die Sprachen der Iberoromania, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/208677