Man könnte meinen, nie war eine Gesellschaft Sex gegenüber toleranter und offener als heute. Kaum ein Produkt, welches nicht mit leichtbekleideten Frauen oder Männern beworben wird, kaum ein Lifestylemagazin, welches nicht mit 100 Tipps für besseren Sex wirbt. Sex sells! Doch gibt es auch noch eine andere Variante, mit Sex Geld zu verdienen. Diese steht allerdings nicht so stark im Fokus unserer Gesellschaft und wird immer noch lieber hinter vorgehaltener Hand besprochen. Die Rede ist von Prostitution. Doch wer genau steckt dahinter, wer verdient und was sind die Folgen?
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Ziel und Gang der Arbeit
3. Historie der Prostitution
4. Allgemeine Informationen über Prostitution
4.1. Gründe für Prostitution
4.2. Prostitution in Deutschland
5. Zwangsprostitution
5.1. Kinder- und Jugendprostitution
5.2. Situation in Deutschland
6. Fazit
Quellenverzeichnis
1. Einleitung
Man könnte meinen, nie war eine Gesellschaft Sex gegenüber toleranter und offener als heute. Kaum ein Produkt, welches nicht mit leichtbekleideten Frauen oder Männern beworben wird, kaum ein Lifestylemagazin, welches nicht mit 100 Tipps für besseren Sex wirbt. Sex sells! Doch gibt es auch noch eine andere Variante, mit Sex Geld zu verdienen. Diese steht allerdings nicht so stark im Fokus unserer Gesellschaft und wird immer noch lieber hinter vorgehaltener Hand besprochen. Die Rede ist von Prostitution. Doch wer genau steckt dahinter, wer verdient und was sind die Folgen?
2. Ziel und Gang der Arbeit
Zu Beginn dieser Arbeit steht die Leitfrage: „Was ist Prostitution, wie definiert sie sich und was unterscheidet legale von illegaler Prostitution?“. Dabei soll im ersten Schritt ein kurzer Überblick über die Geschichte der Prostitution gegeben werden. Im zweiten Schritt wird der Begriff der „legalen“ Prostitution allgemein erläutert, es wird nach Gründen gesucht, welche Menschen in die Prostitution führen und es wird die aktuelle Lage in Deutschland aufgezeichnet. Das letzte Kapitel widmet sich dem Themenkomplex der Zwangs- und Kinderprostitution und beleuchtet die illegale Prostitution in Deutschland. In einem abschließenden Fazit sollen die vorangegangenen Kapitel noch einmal reflektiert werden und es soll versucht werden, eine Antwort auf die Leitfrage zu finden.
3. Historie der Prostitution
Zu Beginn dieses Kapitels, welches eine kurze Einführung in die Geschichte der Prostitution darstellen soll und keinesfalls den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, ist zu erwähnen, dass Dr. Franz Seraph Hügel in seiner Arbeit „Zur Geschichte, Statistik und Regelung der Prostitution. – Social-medicinische [sic!] Studien in ihrer praktischen Behandlung und Anwendung auf Wien und andere Grossstädte [sic!]“[1] auf welcher diese geschichtliche Einführung zu gewissen Teilen basiert, die Prostitution in vier Formen aufgeteilt hat. So unterscheidet er zwischen primitiver-, gastfreundschaftlicher-, religiöser- und legaler Prostitution. Die primitive Prostitution betrachtet Hügel als notwendige Urform zum Arterhalt und bezeichnet sie als „ […] regellose, blos [sic!] dem Instincte [sic!] folgende Vermischung der Geschlechter.“[2] Die als gastfreundschaftlich bezeichnete Prostitution war ein üblicher Brauch, bei dem Männer ihre Frauen an Fremde abtraten, während die parallel auftretende religiöse Prostitution als Opfergabe für unterschiedlichste Kulte und Götter gesehen werden muss. Legale Prostitution entspricht in etwa der heute üblichen Vorstellung von legaler Prostitution[3], sie muss allerdings in Hügels Arbeit im Kontext der Moralvorstellungen gegen Ende des 19. Jahrhunderts gelesen werden.
Bereits in der Bibel sind Textstellen zu finden, in denen eindeutig auf Prostituierte verwiesen wird, wobei das erste Buch Mose (Genesis) in die Zeit der Patriarchen zu datieren ist, ca. 20. vorchristliches Jahrhundert.[4] „Als Juda sie nun sah, meinte er, es wäre eine Hure, denn sie hatte ihr Angesicht verdeckt. […] Da gab er’s ihr und kam zu ihr; und sie ward von ihm schwanger.“[5] Hügels Aufteilung folgend entspricht dies bereits der legalen Prostitution. Über den Zeitraum um ca. 440 v. Chr. ist bekannt, dass sich jede Frau in Babylon einmal im Leben einem fremden Mann im Tempel der Venus für einen bestimmten Geldbetrag sexuell hingeben musste, wobei die Rolle der „Freier“ häufig auch durch Priester übernommen wurde.[6] An Hügels Einteilung orientiert entspricht dies also der religiösen Prostitution. Etwa zeitgleich, in der römischen und griechischen Antike, gleicht die Prostitution hingegen wieder der heutigen Vorstellung eines anerkannten Gewerbes.
Allerdings liegen die Ursprünge der griechischen Prostitution ebenfalls in der religiösen Prostitution, bei der ausländische Sklavinnen als „Hierodulen“[7], also Zwangsprostituierte, in Tempeln Dienste leisten mussten. Da sie als Sklavinnen bei ihren Tempeldiensten kein Einkommen erwarten konnten, begannen später einige ihre Körper auch für Geld außerhalb des Tempels anzubieten. Auffällig dabei ist, dass es weibliche und männliche Prostituierte gab, wobei all diese ausschließlich von Männern besucht werden durften.[8]
Mit verstärktem Aufkommen des Christentums, welches seine Grundsätze der Enthaltsamkeit und Keuschheit propagierte, „[..] wurde die gastfreundschaftliche und religiöse Prostitution der Heiden allmälig[sic!] ausgerottet.“[9] Die legale Prostitution wurde an den Rand der Gesellschaft gerückt, da sich vor allem arme Frauen prostituierten - ein Fakt, der sich bis in die Neuzeit nur wenig veränderte. Im Mittelalter kamen erste bordellähnliche Institutionen auf, sogenannte Frauenhäuser. In ihnen bot ein „Frauenwirt“ die Prostituierten an, heute in etwa vergleichbar mit einem Zuhälter.8 Trotz aller moralischer Verurteilung der Prostitution war sie dennoch rechtlich erlaubt, paradoxerweise waren oftmals sogar Klöster oder Kirchen Betreiber der Bordelle. Ein weiterer Grund für die Duldung der Prostitution war ein wirtschaftlicher, denn die Behörden erzielten durch die Einnahmen des Gewerbes entsprechende Steuern.[10]
[...]
[1] Dr. Hügel, Franz Seraph: Zur Geschichte, Statistik und Regelung der Prostitution. – Social-medicinische Studien in ihrer praktischen Behandlung und Anwendung auf Wien und andere Grossstädte. Wien: Typograph.-Literar.-Artist. Anstalt. 1865.
[2] Ebenda S. 9.
[3] Vgl. Ebenda. S. 10.
[4] Vgl. Hann, Martin. Rolf Selbmann (Hrsg.): Die Bibel – KulturKompakt.Paderborn: Ferdinand Schöningh. 2005. S.28.
[5] Evangelische Kirche in Deutschland (Hrsg.): Lutherbibel Standardausgabe. Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart. 1985. 1. Mose, Kapitel 38, Vers 15ff.
[6] Vgl. Dr. Hügel, Franz Seraph: Zur Geschichte, Statistik und Regelung der Prostitution. – Social-medicinische Studien in ihrer praktischen Behandlung und Anwendung auf Wien und andere Grossstädte. Wien: Typograph.-Literar.-Artist. Anstalt. 1865. S. 11.
[7] Vgl. Dr. Hügel, Franz Seraph: Zur Geschichte, Statistik und Regelung der Prostitution. – Social-medicinische Studien in ihrer praktischen Behandlung und Anwendung auf Wien und andere Grossstädte. Wien: Typograph.-Literar.-Artist. Anstalt. 1865. S. 16.
[8] Vgl. Leisner, Daniel: Die Geschichte der Prostitution – Käufliche Liebe vom Altertum bis in die Gegenwart. http://suite101.de/article/die-geschichte-der-prostitution-a72749#axzz2GXnUAxFU. Stand: 30. Dezember 2012.
[9] Dr. Hügel, Franz Seraph: Zur Geschichte, Statistik und Regelung der Prostitution. – Social-medicinische Studien in ihrer praktischen Behandlung und Anwendung auf Wien und andere Grossstädte. Wien: Typograph.-Literar.-Artist. Anstalt. 1865. S. 27.
[10] Vgl. Dipl. Grösch/Freudenthal, Susann. Carolin Licht: Prostitution. München: GRIN Verlag GmbH. 2006. S. 6.
- Arbeit zitieren
- Hendrik Bartos (Autor:in), 2013, Prostitution - Ursachen und Situation in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/208280