„Mit dem sogenannten Schatten auf meine Lunge war auch wieder ein Schatten auf meine Existenz gefallen.“ Dieser erste Satz aus Thomas Bernhards autobiographischer Prosaerzählung „Die Kälte: eine Isolation“ birgt bereits metaphorische und wiederholende Elemente in sich. Der gesamte Text ist mit weiteren rhetorischen Mitteln durchzogen, die beim näheren Betrachten eine größere Bedeutung und Verknüpfungen haben. In dieser Arbeit soll untersucht werden, wie die Übertragung sowie die Atmosphäre der Kälte in der Erzählung zum Ausdruck kommen. Vor allem sollen rhetorische Mittel gefunden werden, durch deren Einsatz die Kälte erst zustande kommt, um einen Zusammenhang zwischen klinischer und rhetorischer Ansteckung bzw. Übertragung herzustellen. Dazu müssen einige Fragen beantwortet werden. Zum Beispiel, ob spezielle rhetorische Mittel öfter benutzt werden als andere oder wie die Übertragungen im Text überhaupt zustande kommen.Zunächst sollen im zweiten Punkt die formalen Übertragungen am Text, das heißt, die eigentliche Erzählweise, analysiert werden. Dabei wird näher auf Erzählform, -perspektive und -verhalten des Autors eingegangen. Dazu wird seine beobachtende Sichtweise erklärt und die Möglichkeit eines impliziten Lesers ausgeschlossen.
Im dritten Punkt soll das wichtigste rhetorische Mittel – die Wiederholung - in Augenschein genommen werden. Nicht nur die einfache Wiederholung von einzelnen Wörtern wird dabei erforscht, auch Abwandlungen der Wiederholung wie Alliteration und Distincio sollen mit in Betracht gezogen werden.
Der vierte Punkt soll Aufschluss über einige ausgewählte andere Mittel geben, die sich nicht in das Prinzip der Wiederholung einfügen lassen: rhetorische Frage, Chiasmus, Correctio, Hyperbel und Klimax. Tragen auch sie dazu bei, eine durchgehende kälteartige Stimmung aufzubauen oder kleinste Hoffnungsschimmer auf Heilung durchsickern zu lassen, oder sind sie nur zufällig anzutreffen?Im letzten Punkt sollen Übertragungen an der Textstruktur gefunden werden. Nicht nur der Inhalt ist dabei ausschlaggebend, auch verwendete Zeichen in der Schrift und die Zeitstruktur sind dafür wichtig und werden erst in der Übertragung sichtbar. Hier stellt sich zum Beispiel die Frage, ob die Wirkung auf den Leser dadurch verändert wird.
Um den Rahmen der Arbeit nicht zu sprengen, sollen nur die wichtigsten und auffälligsten rhetorischen Figuren aufgeführt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Übertragungen am Text - die Erzählweise
- 3. Die Wiederholung als wichtigstes Mittel.
- 4. Andere rhetorische Mittel.......
- 5. Übertragungen an der Textstruktur
- 6. Fazit........
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen klinischer und rhetorischer Ansteckung in Thomas Bernhards „Die Kälte: eine Isolation“. Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie die Atmosphäre der Kälte in der Erzählung zum Ausdruck kommt und welche rhetorischen Mittel dabei eine zentrale Rolle spielen. Der Fokus liegt auf der Analyse von Wiederholungen, anderen rhetorischen Figuren sowie den Übertragungen an der Textstruktur.
- Analyse der Erzählweise und des Erzählstandortes
- Die Bedeutung von Wiederholungen und deren Abwandlungen
- Die Rolle weiterer rhetorischer Mittel wie Chiasmus, Correctio, Hyperbel und Klimax
- Übertragung der Kälte durch Textstruktur und Sprachgebrauch
- Zusammenhang zwischen klinischer und rhetorischer Ansteckung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 analysiert die Erzählweise des Textes. Dabei wird deutlich, dass Bernhard ein personales Erzählverhalten einnimmt und der Erzählstandort sich im Laufe der Geschichte häufig verändert. Die beobachtende Sichtweise des Erzählers wird näher beleuchtet und die Möglichkeit eines impliziten Lesers ausgeschlossen.
Kapitel 3 widmet sich der Wiederholung als zentralem rhetorischen Mittel. Nicht nur einfache Wiederholungen einzelner Wörter werden untersucht, sondern auch Abwandlungen wie Alliteration und Distincio. Die Untersuchung zeigt, wie die Wiederholung die kälteartige Atmosphäre der Erzählung verstärkt und zur Ansteckung des Lesers beiträgt.
Kapitel 4 beleuchtet ausgewählte rhetorische Mittel wie rhetorische Frage, Chiasmus, Correctio, Hyperbel und Klimax. Es wird untersucht, ob diese Mittel die kälteartige Stimmung verstärken oder Hoffnungsschimmer auf Heilung durchsickern lassen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der klinischen und rhetorischen Ansteckung, der Wiederholung als rhetorisches Mittel, der Erzählweise in Bernhards „Die Kälte“, sowie dem Zusammenhang zwischen Textstruktur und Übertragung von Stimmung und Atmosphäre. Wichtige Konzepte sind dabei die beobachtende Sichtweise des Erzählers, die sprachliche Gestaltung der Kälte und die Rolle der Sprache als Mittel der Ansteckung.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2009, Der Zusammenhang zwischen klinischer und rhetorischer Ansteckung in Thomas Bernhards 'Die Kälte', Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/208253