1. Einleitung
Über die Istanbul- Trilogie „Sonne auf halbem Weg“, die von Emine Sevgi Özdamar geschrieben wurde, wird immer wieder die Diskussion entfacht, ob sie als Autobiographie gelesen werden sollte oder nicht. Nicht nur in unserem Seminar wurde die Diskussion dazu entfacht, auch in vielen Sekundärliteraturen wurde das umstrittene Thema angedeutet oder sogar direkt behandelt, wie zum Beispiel der Aufsatz „Autofiktion oder: Autobiographie nach der Autobiographie“ von Martina Wagner- Egelhaaf. Dieses Thema führt zu viel wichtigeren Fragen, die sich mit der Identität und deren Finden beschäftigt. In der vorliegenden Arbeit soll herausgefunden werden inwieweit sich anhand der narrativen Verfahren erkennen lässt, ob und auf welche Weise das Ich im Roman seine Identität findet. Das kann sowohl unabhängig als auch in Abhängigkeit zum autobiographischen Bezug und der Person seiner Autorin untersucht werden.
Zunächst sollen aber die narrativen Verfahren im Roman zusammengetragen, erforscht und miteinander in Zusammenhang gebracht werden. Dabei wird wie das in der Literaturwissenschaft üblich ist, eine Zergliederung zwischen discours- und histoire- Ebene gemacht. Diesen beiden großen Elementen der Erzähltheorie sollen die verschiedenen Strukturelemente als Unterpunkte für die Einteilung dienen.
Im ersten Punkt der discours- Ebene soll die Zeit analysiert werden. Ein Augenmerk soll dabei auf dem Verhältnis zwischen Erzählzeit und erzählter Zeit, der Ordnung der Zeit, die Dauer und die Frequenz liegen. Im nächsten Punkt soll der Modus mit Distanz und Fokalisierung betrachtet und schließlich die Stimme innerhalb der Erzählung untersucht werden.
Die histoire- Ebene soll aus dem Zusammenfassen von Motivierung, Konfiguration der Figuren, semantischen Räumen und der Bildung von Oppositionspaaren bestehen.
Schließlich sollen im letzten Punkt alle untersuchten Elemente in Zusammenhang mit der Identität und deren Finden durch die Protagonistin, gebracht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die discourse- Ebene - wie wird erzählt und wer erzählt?
- Der Faktor der Zeit in der Erzählung
- Der Modus des Erzählens
- Die Stimme in der Erzählung
- Die histoire- Ebene – was wird erzählt?
- Die Elemente der discours- und histoire- Ebene zur Identitätsfindung der Ich- Erzählerin
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Einfluss narrativer Verfahren auf die Identitätsfindung der Ich-Erzählerin in Emine Sevgi Özdamars „Sonne auf halbem Weg“, dem ersten Teil der Istanbul-Berlin-Trilogie. Die Arbeit beleuchtet die Frage, inwieweit sich anhand der narrativen Verfahren erkennen lässt, ob und auf welche Weise das Ich im Roman seine Identität findet, und untersucht dabei den autobiographischen Bezug und die Person der Autorin.
- Analyse der narrativen Verfahren in der Trilogie
- Untersuchung des Verhältnisses zwischen Erzählzeit und erzählter Zeit
- Betrachtung des Modus mit Distanz und Fokalisierung
- Analyse der Stimme innerhalb der Erzählung
- Zusammenhang zwischen den narrativen Verfahren und der Identitätsfindung der Protagonistin
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und erläutert die Bedeutung der Analyse narrativer Verfahren für die Identitätsfindung der Ich-Erzählerin. Sie führt auch die Debatte um die autobiographische Lesart der Istanbul-Berlin-Trilogie ein.
Das Kapitel 2.1. „Der Faktor Zeit in der Erzählung“ analysiert das Verhältnis von Erzählzeit und erzählter Zeit in der Trilogie. Dabei wird deutlich, dass die Erzählzeit durch Auslassungen und Zeitraffungen nicht präzise zu bestimmen ist. Der Umfang der drei Romane zeigt, dass die Erzählerin die Zeit, in der sie älter war, schneller zusammenfasst. Die Ordnung der Zeit ist chronologisch, jedoch mit einigen Rückblenden und einer großen Auslassung beim Übergang vom zweiten zum dritten Teil. Der Abschnitt thematisiert außerdem die Dauer, die aufgrund der ungenauen Erzählzeit schwer zu erfassen ist. Zeitraffungen und Zeitdehnungen werden im Detail beschrieben, wobei das Beispiel des wiederholten Sonnenblumenkerngeräusches als Zeichen für eine Zeitdehnung angeführt wird.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der narrativen Verfahren in Emine Sevgi Özdamars „Sonne auf halbem Weg“ und untersucht dabei die discourse- und histoire- Ebene, die Zeit in der Erzählung, den Modus des Erzählens, die Stimme, die Motivierung der Figuren, semantische Räume und Oppositionspaare. Die Arbeit beleuchtet den autobiographischen Hintergrund der Trilogie und setzt sich mit der Frage auseinander, ob und wie das Ich im Roman seine Identität findet.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2010, Der Einfluss narrativer Verfahren auf die Identitätsfindung der Erzählerin in Emine Sevgi Özdamars „Sonne auf halbem Weg“ – Die Istanbul-Berlin-Trilogie, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/207689