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Hausarbeit, 2012
15 Seiten, Note: 1,3
1.Einleitung
2. Theoretischer und historischer Hintergrund
2.1 Theorie des Empowerment-Konzeptes
2.2 Historischer Hintergrund
3. Ziele von Empowerment
3.1 Ziele auf Individualebene
3.2 Ziele auf Ebene der sozialen Netzwerke
4. Kompetenzanforderungen an die Fachkräfte der sozialen Arbeit in Bezug auf Empowerment
4.1 Anforderungen auf intrapersoneller Ebene
4.2 Anforderungen auf interpersoneller Ebene
4.3 Anforderungen auf institutioneller Ebene
5. Praktische Anwendung des Empowerment-Konzeptes am Beispiel der Schuldnerberatung des Kreises Heinsberg
5.1 Gesetzliche und strukturelle Rahmenbedingungen der Schuldnerberatung
5.2 Umsetzbarkeit des Empowerment-Konzeptes in der Schuldnerberatung
6. Fazit
7. Literatur
In dieser Arbeit möchte ich mich mit dem Empowerment-Konzept beschäftigen, da die Vorstellung des Konzeptes in der Vorlesung sehr stark mein Interesse geweckt hat. Nach der Vorlesung habe ich mich gefragt, ob eine Eingliederung des Empowerment- Konzeptes in das von mir angestrebte Arbeitsfeld der Schuldnerberatung möglich wäre. In Gesprächen mit Sozialarbeitern in der Schuldnerberatung wurde mir klar, dass es eine schnelle und eindeutige Antwort auf diese Frage nicht gibt.
In dieser Arbeit möchte ich mich daher neben der Vorstellung des Konzeptes und der Erläuterung der Anforderungen an die Sozialarbeiter, die nach diesem Konzept arbeiten, mit der praktischen Umsetzung im Arbeitsfeld Schuldnerberatung befassen.
„Der Begriff ‚Empowerment‘ bedeutet Selbstbefähigung und Selbstbemächtigung, Stärkung von Eigenmacht, Autonomie und Selbstverfügung“[1] Dieses Zitat von Norbert Herriger beschreibt, was der Begriff Empowerment alles beinhaltet. Empowerment hat somit zwei Dimensionen, zum einen die politische Dimension, nach der Empowerment einen „konflikthaften Prozess der Umverteilung politischer Macht“[2] beschreibt. Beispiele für diese Form des Empowerments sind die Emanzipationsbewegungen der Schwarzen in den USA in den 60er Jahren, die Emanzipationsbewegungen der Frauen und in jüngster Zeit die Proteste in Stuttgart gegen den Großbahnhof Stuttgart 21. Empowerment steht in diesem Zusammenhang für eine Menschengruppe, die aus einer Situation in der sie scheinbar ohnmächtig sind, gemeinsam für mehr Macht kämpft und gemeinsam versucht ihre Ziele zu erreichen. Am jüngsten Beispiel Stutgart21 haben die „empowerten“ Bürger gemeinsam erreicht dass ein Volksentscheid einberufen wurde. Das dieser letztendlich verloren wurde ist Teil des demokratischen Prozesses, für den die Bürgerinitiative gekämpft hatte.
Zum zweiten hat Empowerment auch eine große Bedeutung als professionelles Konzept zur Unterstützung von Selbstbestimmung. Empowerment wird hier verstanden als „ein tragfähiges Handlungskonzept auch für eine verberuflichte Soziale Arbeit, die die beschriebenen Prozesse der (Wieder-) Aneignung von Selbstgestaltungskräften anregend, unterstützend und fördernd begleitet und Ressourcen für Empowerment-Prozesse bereitstellt.“[3] Dieser für die Soziale Arbeit bedeutendere Teil des Empowerment-Konzeptes zielt darauf ab Menschen dazu zu befähigen, ihre eigene, oftmals verlorene, Handlungsfähigkeit wieder zu erlangen. Das Empowerment-Konzept will die Soziale Arbeit weg vom Defizitblickwinkel auf die Klienten hin zu einem stärkenorientierten Arbeiten mit dem Klienten führen.
Im Idealfall gelingt es dem Sozialarbeiter beide Interpretationen von Empowerment zu vereinigen. Sprich: nicht nur den einzelnen Klienten zu befähigen sein Leben selbständig zu führen, sondern ihn auch noch gemeinsam mit anderen als Gruppe zu stärken und somit das politische Standing der jeweiligen Gruppe zu verstärken.
Seinen historischen Ursprung hat das Empowerment-Konzept in den USA. Es entstammt aus der Bürgerrechts- und Frauenbewegung.[4] Als eine der ersten Autorinnen zu diesem Thema schrieb Barbara B. Salomon das Buch „Black Empowerment: Social work in opressed communities“ im Jahre 1976. Es war dann im Jahre 1984 Rappaport der den Begriff aufgriff und weiter entwickelte. Insbesondere in politisch brisanten Bereichen in den USA wurde sich zuerst auf Empowerment berufen. Die Bürgerrechtsbewegung der schwarzen Bevölkerung in den USA mit ihrem Höhepunkt in den 1950ern und 1960ern stand und steht als Ursprung des Empowerment. Später insbesondere in den 70ern beriefen sich auch immer mehr feministische Bewegungen auf Empowerment und kämpften gemeinsam für mehr Frauenrechte. Aus diesen beiden Emanzipationsprozessen entwickelte sich dann die Selbsthilfe-Bewegung als Gegenprogramm zur „entmündigenden Staatsfürsorglichkeit“[5] . Parallel zu den Entwicklungen in den USA entstanden auch in Deutschland immer mehr Frauen- und Bürgerrechtsbewegungen, sowie Selbsthilfeorganisationen, die auf dem Empowerment-Konzept basierten. Aus diesen Bewegungen heraus entwickelte sich dann in den 1980ern auch zunehmend die Idee vom Empowerment als Konzept zur Einzellfallhilfe. Die zunehmende Individualisierung gegen Ende des letzten Jahrhunderts und ein Wandel im Klientenbild der Sozialen Arbeit führten zum Vormarsch des Empowerment-Gedankens auch in der Einzelfallhilfe. Die zunehmende Beachtung der Autonomie des Klienten war einer der Grundpfeiler für den Einzug des Empowerment-Konzeptes in vielen Bereichen der Sozialen Arbeit.
Das Empowerment-Konzept ist darauf ausgerichtet, Menschen zu befähigen, sich (wieder) auf ihre eigenen Stärken zu berufen und Selbstbestimmung und Autonomie (zurück) zu erlangen.
Das Fachlexikon der Sozialen Arbeit schreibt sehr treffend: „Ziel von Empowerment ist es, die vorhandenen (wenngleich auch vielfach verschütteten) Fähigkeiten der Klientinnen und Klienten zu autonomer Lebensorganisation zu kräftigen und Ressourcen freizusetzen, mit deren Hilfe sie die eigenen Lebenswege und Lebensräume selbstbestimmt gestalten können.“[6] Dies beschreibt sowohl die Individualebene als auch die Ebene der sozialen Netzwerke und auch die institutionelle Ebene, die das Empowerment-Konzept erreichen möchte.
[...]
[1] Herriger, Norbert: Empowerment in der sozialen Arbeit, Stuttgart, Berlin, Köln, ²2002, S.18
[2] Ebd. S.12
[3] Ebd. S.17
[4] Vgl.: Sohus, Armin: Empowerment als Leitlinie der sozialen Arbeit in: Michel-Schwartze, Brigitta: Methodenbuch Soziale Arbeit, Wiesbaden 2007, S. 75
[5] Ebd. S.27
[6] Fachlexikon der sozialen Arbeit, Baden-Baden, 72011, S.232