Die japanische Sprache wird von vielen Sprachwissenschaftlern als besonderes kulturelles Merkmal Japans gesehen, da sie mehr als europäische Sprachen die Möglichkeit zu starker sozialer Differenzierung biete. Dies betreffe nicht nur Verbformen und Nominalpräfixe, sondern auch eine Vielzahl verschiedener Anredeausdrücke, die vom sozialen Stand des Sprechers und der Person, mit der oder über die gesprochen wird, abhängen. Auch unabhängig von wissenschaftlichen Untersuchungen gehören diese Anredeformen zu den Dingen, die dem einen oder anderen Europäer beim Sehen von japanischen Filmen oder Lesen japanischer Bücher auffallen, da sie sich völlig von europäischen Gewohnheiten unterscheiden. Die Kenntnis japanischer Sprachkonventionen ist aber trotz oder gerade wegen dieser Andersartigkeit essentiell für das Verstehen der japanischen Kultur, da Sprache in Japan in enger Beziehung mit der Gesellschaftstruktur stehe.
Um Anredeformen verstehen zu können, ist es deshalb meines Erachtens notwendig, die Struktur der japanischen Gesellschaft, in der diese Formen zur Anwendung kommen, zu untersuchen, was hier auf Ebene der Familie geschehen soll. Die japanische Familie ist vor allem seit 1945 ein häufig diskutiertes Thema unter japanischen, aber auch europäischen und amerikanischen Autoren. Großen Einfluss hatte dabei Takeyoshi Kawashima, der die japanische Familie 1948 als sehr patriarchal charakterisierte und dieses Merkmal auf die Gesamtgesellschaft übertrug. Zum Wandel vom autoritär gesehenen Drei-Generationen-Haushalt zur heutigen Kernfamilie existieren zahlreiche Untersuchungen). In besonderem Maße wird in diesen Werken auf die veränderte Stellung der Frau und die Eltern-Kind-Beziehung eingegangen. In dieser Arbeit soll der Familienwandel jedoch auch aus sprachwissenschaftlicher Sicht untersucht folgender Frage nachgegangen werden: Wie äußert sich der Wandel der japanischen Familie seit Ende des Zweiten Weltkriegs in den familialen Anredeformen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Wandel der japanischen Familie
- Die japanische Familienstruktur um 1945
- Gründe für die Entwicklung der Kernfamilie
- Probleme der japanischen Familie zu Beginn des 21. Jahrhunderts
- Der Sprachwandel der japanischen Gesellschaft
- Der Ausdruck von Hierarchien durch Sprache
- Lockerung von hierarchischen Sprachkonventionen seit 1945
- Prognose
- Der familiale Sprachwandel als Ergebnis des Familienwandels
- Anredeformen in der Familie
- Veränderung der familiären Anredeformen
- Sprachlicher und sozialer Kompetenzverlust
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Wandel der japanischen Familie von 1945 bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts aus sprachwissenschaftlicher Perspektive. Die zentrale Frage lautet: Wie spiegelt sich der Wandel der japanischen Familie in den familiären Anredeformen wider? Die Arbeit analysiert zunächst den Wandel der Familienstruktur und dessen Gründe, beleuchtet anschließend den gesellschaftlichen Sprachwandel und untersucht schließlich den Zusammenhang zwischen Familienwandel und sprachlicher Veränderung im familiären Kontext.
- Wandel der japanischen Familienstruktur von der traditionellen Drei-Generationen-Familie zur Kernfamilie
- Einfluss des Zweiten Weltkriegs und der neuen japanischen Verfassung auf die Familienstruktur
- Veränderung der Rolle der Frau in der japanischen Gesellschaft und Familie
- Zusammenhang zwischen gesellschaftlichem Sprachwandel und familiärem Sprachwandel
- Entwicklung und Veränderung von Anredeformen in der japanischen Familie
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem Ausdruck des Wandels der japanischen Familie in den familiären Anredeformen. Sie begründet die Relevanz der Untersuchung durch den engen Zusammenhang zwischen japanischer Sprache und Gesellschaftsstruktur und verweist auf die Notwendigkeit, die gesellschaftlichen Veränderungen im Kontext der Familie zu betrachten. Die Einleitung skizziert den Aufbau der Arbeit, wobei der Wandel der japanischen Familie, der gesellschaftliche Sprachwandel und deren wechselseitige Beziehung im Fokus stehen.
Der Wandel der japanischen Familie: Dieses Kapitel analysiert den Wandel der japanischen Familie von der traditionellen, patriarchalisch geprägten Drei-Generationen-Familie (Ie) zur modernen Kernfamilie. Es beleuchtet die Rolle des Zweiten Weltkriegs und der neuen Verfassung von 1947 als Katalysatoren des Wandels. Die Arbeit vergleicht verschiedene wissenschaftliche Perspektiven auf diesen Wandel, unter Berücksichtigung der veränderten Stellung der Frau und der Entwicklung der Eltern-Kind-Beziehung. Der Einfluss des konfuzianischen Gedankenguts auf die traditionelle Familienstruktur wird diskutiert, sowie die langsame, aber stetige Transformation der Familienstruktur trotz der rechtlichen Veränderungen nach dem Krieg.
Der Sprachwandel der japanischen Gesellschaft: Dieses Kapitel befasst sich mit dem gesellschaftlichen Sprachwandel in Japan seit 1945. Es analysiert den Ausdruck von Hierarchien in der japanischen Sprache und die Lockerung hierarchischer Sprachkonventionen im Zuge des gesellschaftlichen Wandels. Die Analyse konzentriert sich darauf, wie der Sprachgebrauch soziale Strukturen und Beziehungen widerspiegelt. Die Prognose zu zukünftigen Entwicklungen im Sprachgebrauch wird angesprochen.
Der familiale Sprachwandel als Ergebnis des Familienwandels: Dieses Kapitel untersucht die Veränderungen in den familiären Anredeformen als Ausdruck des Wandels der Familienstruktur. Es beleuchtet den Zusammenhang zwischen den sozialen Veränderungen in der Familie und den sich verändernden Sprachformen im familiären Kontext. Es wird diskutiert, inwieweit der Wandel der Familienstruktur zu einem Verlust sprachlicher und sozialer Kompetenz geführt hat. Die Kapitel analysieren den Einfluss des sozialen Wandels auf die sprachlichen Gewohnheiten innerhalb der Familie.
Schlüsselwörter
Japanische Familie, Familienwandel, Sprachwandel, Anredeformen, Hierarchie, Konfuzianismus, Zweiter Weltkrieg, Nachkriegsjapan, Kernfamilie, Ie-System, Gesellschaftlicher Wandel, Sprachwissenschaft.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Wandel der japanischen Familie und sein Ausdruck in familiären Anredeformen
Was ist das zentrale Thema dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Wandel der japanischen Familie von 1945 bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts und wie dieser Wandel sich in den familiären Anredeformen widerspiegelt. Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie spiegelt sich der Wandel der japanischen Familie in den familiären Anredeformen wider?
Welche Zeiträume werden betrachtet?
Die Arbeit konzentriert sich auf den Zeitraum von 1945 (Ende des Zweiten Weltkriegs) bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. Dieser Zeitraum erlaubt die Analyse der tiefgreifenden Veränderungen in der japanischen Gesellschaft und Familie.
Welche Aspekte des Familienwandels werden analysiert?
Die Analyse umfasst den Wandel von der traditionellen Drei-Generationen-Familie (Ie) zur modernen Kernfamilie, die Rolle des Zweiten Weltkriegs und der neuen Verfassung von 1947, die veränderte Stellung der Frau in der Gesellschaft und Familie, und den Einfluss des konfuzianischen Gedankenguts.
Wie wird der Sprachwandel in die Analyse einbezogen?
Die Arbeit untersucht den gesellschaftlichen Sprachwandel in Japan seit 1945, insbesondere den Ausdruck von Hierarchien in der Sprache und die Lockerung hierarchischer Sprachkonventionen. Der Fokus liegt auf dem Zusammenhang zwischen sozialem Wandel und Veränderungen im Sprachgebrauch, speziell innerhalb der Familie.
Welche konkreten sprachlichen Aspekte werden untersucht?
Die Analyse konzentriert sich auf die familiären Anredeformen und deren Veränderung im Laufe der Zeit. Es wird untersucht, wie sich der Wandel der Familienstruktur auf die sprachlichen Gewohnheiten innerhalb der Familie ausgewirkt hat.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit untersucht, inwieweit der Wandel der Familienstruktur zu einem Verlust sprachlicher und sozialer Kompetenz geführt hat. Es wird der Zusammenhang zwischen dem Wandel der japanischen Familie und der Veränderung der familiären Anredeformen analysiert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zum Wandel der japanischen Familie, ein Kapitel zum Sprachwandel der japanischen Gesellschaft, ein Kapitel zum familiären Sprachwandel als Ergebnis des Familienwandels und einen Schluss.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Japanische Familie, Familienwandel, Sprachwandel, Anredeformen, Hierarchie, Konfuzianismus, Zweiter Weltkrieg, Nachkriegsjapan, Kernfamilie, Ie-System, Gesellschaftlicher Wandel, Sprachwissenschaft.
Welche Methoden werden in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit verwendet eine sprachwissenschaftliche Perspektive, um den Wandel der japanischen Familie zu analysieren. Sie vergleicht verschiedene wissenschaftliche Perspektiven und untersucht den Zusammenhang zwischen sozialen Veränderungen und sprachlichen Veränderungen.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Wissenschaftler, die sich mit japanischer Sprache, Kultur und Gesellschaft beschäftigen, insbesondere im Kontext von Familienstrukturen und sozialem Wandel. Sie ist auch für alle interessant, die sich für die Entwicklung der japanischen Gesellschaft und die Interaktion von Sprache und Kultur interessieren.
- Quote paper
- Franziska Riedel (Author), 2012, Der Wandel der japanischen Familie von 1945 bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts aus sprachwissenschaftlicher Sicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/202275