Für neue Kunden:
Für bereits registrierte Kunden:
Hausarbeit, 2012
16 Seiten, Note: 1,7
1 Einleitung
2 MariaMontessori
3 Grundgedanken der Montessori-Pädagogik
4 Das Kind und seine Entwicklung
5 DiesensiblenPhasen
6 Die vorbereitete Umgebung: Ordnung, Größe und Material
7 Zur Rolle des Erwachsenen in der Montessori-Pädagogik
8 Fazit
9 Literaturverzeichnis
10 Intemetquellen
Maria Montessori erfuhr aufgrund ihrer pädagogischen Intentionen zu Beginn des 20. Jahrhunderts internationale Anerkennung. Auch heute ist ihr Erziehungsmodell noch weit verbreitet und allein „in Deutschland arbeiten über 1000 Schulen und Kitas nach den Prinzipien der Montessori-Pädagogik“1.
Montessori, die sich zunächst der Medizin und erst später der Pädagogik widmete, reformierte die Erziehungsmethoden ihrer Zeit, indem sie die „Beziehung zwischen dem Kind und dem Erwachsenen“2 hinterfragte. Sie nahm eine neue Haltung gegenüber dem Kind ein und setzte tiefes Vertäuen in die „schöpferische Kraft“ 3 des Kindes. Durch diese Kraft, so Montessori, könne das Kind sich in einem freien Betätigungsraum, ausgestattet mit entsprechenden Materialien, aktiv aus sich selbst heraus entwickeln.4 Für das Kind als ,,Baumeister seiner selbst“5 ist somit insbesondere die Umgebung mit all ihren Gegenständen und Materialien von hoher Bedeutung und der Einfluss des Erziehers scheint gemindert.6 Im Rahmen dieser Hausarbeit möchte ich mich deshalb der Rolle der Erwachsenen (also des Erziehers und der Eltern) widmen und der Frage nachgehen, ob Material und Umgebung in der Montessori-Pädagogik möglicherweise die Aufgaben des Erziehers übernehmen oder gar von höherer Bedeutung sind als dieser.7 Dazu sollen zunächst grundlegende Gedanken der Montessori-Pädagogik, Montessoris Bild vom Kind und seinen Entwicklungsphasen und der Einfluss der Umgebung mitsamt ihrer Materialien angeführt werden. Die daraus resultierenden Erkenntnisse über die Rolle bzw. Funktion des Erziehers sollen schließlich in einem abschließenden Teil zusammengefasst und vertieft werden. Da „ein sehr enger Bezug zwischen Leben und Werk“8 Maria Montessoris besteht, möchte ich diese Hausarbeit jedoch zunächst mit einem kurzen biographischen Teil beginnen.
Maria Montessori wurde am 31. August 1870 im italienischen Chiaravalle geboren. Gemeinsam mit ihren Eltern Renilde und Alessandro Montessori zog sie 1874 nach Rom, wo sie bis Anfang der 1930er lebte. Montessori wurde zu einer Zeit eingeschult, in der „restriktiv-autoritäre Erziehungsmuster“9 vorherrschten. Als junges Mädchen konnte sie sich den schulischen Gegebenheiten nicht einordnen und Auszeichnungen für Prüfungen oder das Versetzen in eine höhere Klasse schienen für sie keinerlei Wert zu haben. Die Ablehnung der schulischen Vorgehensweisen mag begründen, weshalb Montessori für erzieherische Berufe, die seinerzeit beinahe die einzigen Berufsmöglichkeiten für Frauen darstellten, zunächst kein Interesse aufwies. Vielmehr sah sie ihre berufliche Zukunft in den Bereichen Mathematik und Biologie und trat in eine naturwissenschaftliche und technische Schule ein, die bis dato lediglich jungen Männern zugänglich war.10 In den folgenden Jahren entwickelte Montessori ein großes Interesse an der Medizin und erhielt 1892 nach zahlreichen Bemühungen als erste Frau Italiens die Zulassung für ein Medizinstudium an der Universität Rom. 1896 schloss sie dieses Studium mit einer Promotion im Bereich der Neuropathologie ab. Da sie sich in den letzten Jahren ihres Studiums auf den Bereich der Kinderheilkunde spezialisiert hatte, erhielt sie kurz darauf eine Assistentenstelle in der Kinderabteilung der Psychiatrischen Klinik der Universität Rom. Im Rahmen dieser Position gehörte es zu Montessoris Aufgaben, die psychiatrische Einrichtung in Rom aufzusuchen, um geistig beeinträchtigte Kinder für Behandlungsversuche zu finden. Die Besuche in dieser psychiatrischen Einrichtung gelten als ausschlaggebender Wegweiser für Montessoris pädagogische Laufbahn.11 Die Unterbringung der Kinder und der Umgang ihnen in dieser Einrichtung rückten in den Mittelpunkt ihres Interesses. Die Kinder waren in Räumen untergebracht, die außer Sitzbänken nichts beinhalteten. Nach dem Essen formten sie ihre Brotreste zu kleinen Kugeln und spielten mit diesen auf dem Fußboden. Montessori erkannte schnell, dass dies kein Verhalten war, welches auf dem geistigen Zustand der Kinder beruhte, sondern den Wunsch nach Betätigung zum Ausdruck brachte.12 Auf der Suche nach Methoden, um die Kinder der Einrichtung nicht nur medizinisch unterstützen zu können, setzte sie sich intensiv mit den „medizinisch-heilpädagogischen Schriften“13 der französischen Ärzte Jean Marc Gaspard Itard und Edourd Séguin auseinander und wandte sich so immer mehr der Pädagogik zu.14 Sie ging unter anderem einem Lehrauftrag für Hygiene am Istituto Superiore di Magistero Femminile nach. Dies führte dazu, dass Montessori sich noch mehr, als sie es durch eine „Stellung als Schulgesundheitsbeamtin“15 einige Jahre zuvor getan hatte, mit Schule und Unterricht auseinandersetzte. Ähnlich wie in der psychiatrischen Einrichtung fand sie in den Schulen zur „Passivität verurteilte“16 Kinder vor. 1907 wurde es Montessori aufgrund fehlender Beaufsichtigung und Beschäftigung vieler Vorschulkinder zur Aufgabe gemacht, ihr erstes Kinderhaus in San Lorenzo, das später als Casa dei Bambini bekannt wurde, einzurichten. Sie stattete die Einrichtung mit verschieden Materialien aus und leitete ihre Mitarbeiter an, den Kindern die Handhabung mit diesen Materialien vorzumachen, ihnen den Umgang damit aber schließlich frei zu überlassen.17 So brachen die „gesunden und natürlichen Kräfte der Kinder hervor“18 und Montessori konnte zahlreiche Erkenntnisse sammeln, die für die Entwicklung ihrer Pädagogik von hoher Bedeutung waren. Die Ergebnisse und Fortschritte der Kinder der Casa dei Bambini brachten den pädagogischen Bemühungen Montessoris hohe Anerkennung ein. Es entstanden weitere Kinderhäuser und Montessori hielt Kurse und Vorträge über ihre Einrichtungen - 1913 bereits vor internationalen Teilnehmern.19 Der große Erfolg der Montesso- ri-Pädagogik wurde in den 1930ern durch den Faschismus unterbrochen. Während in Deutschland alle Montessori-Einrichtungen geschlossen wurden, weil die liberale Erziehung zur Eigenständigkeit „nicht zu den pädagogischen Vorstellungen eines diktatorischen Regimes passten“20, wurde Mussolini in Italien zunächst Ehrenmitglied der Montessori-Gesell- schaft. Doch als dieser die faschistischen Gepflogenheiten in den Einrichtungen einführen wollte, wandte sich Montessori von ihm ab und auch die italienischen Einrichtungen wurden geschlossen. In den folgenden Jahren lebte und arbeitete Montessori in Spanien und Holland, bevor sie 1939 nach Indien zog. Dort erarbeitete sie Erziehungsintentionen basierend auf „kosmischen Harmonien“21. 1946 kehrte sie nach Europa zurück und hielt erneut zahlreiche Vorträge und Kurse, bis sie am 6. Mai 1952 in Noordwijk aan Zee verstarb.22
Um die grundlegenden Intentionen Maria Montessoris und deren reformatorischen Charakter nachvollziehen zu können, möchte ich zunächst einen Blick auf die gängigen Erziehungsmethoden des auslaufenden 19. Jahrhunderts werfen. Montessori selbst führt in „Grundlagen meiner Pädagogik“ an, dass die Formung der Kinder durch autoritäre Erziehung seinerzeit weitverbreitet gewesen sei. Durch das Anerziehen von bestimmtem Benehmen, moralischen Grundsätzen oder kulturellen Werten sollten so Kinder heranwachsen, die wie Erwachsene arbeiteten. Äußerlich seien Ordnung und Gehorsamkeit zwar zunächst die Folgen einer solchen Erziehung, die innere Ordnung der Kinder werde so jedoch nicht berücksichtigt23 und die kindliche Persönlichkeit werde lediglich „zum Objekt der Erziehung und des Unterrichts“24. Montessori kritisierte insbesondere, dass von einer Erziehung, die diktiere und forme, der Erwachsene profitiere und nicht das Kind.25
Um diese erzieherischen Methoden zu erneuern, widmete sich Montessori zunächst der Beziehung zwischen dem Erwachsenen und dem Kind und kam zu der grundlegenden Erkenntnis, dass die oben angeführten erzieherischen Methoden die erheblichen Unterschiede zwischen einem Kind und einem Erwachsenen übersähen oder vernachlässigten. Kinder sollten nicht nur wie Erwachsene arbeiten und handeln, sie lebten zudem in einer Umgebung, die an den Bedürfnissen der Erwachsenen ausgerichtet sei.26 Montessori führt jedoch an, dass Kinder „nicht die verkleinerten Merkmale des Erwachsenen in sich“27 trügen, somit nicht in die an Erwachsenen ausgerichtete Welt mit all ihren Anforderungen und Äußerlichkeiten eingepasst werden dürften und ebenso „nicht nach den Maßstäben Erwachsener beurteilt“28 werden könnten.
Des Weiteren, so Montessori, sind Kinder nicht nur keine kleinen Erwachsenen, sondern tragen „ein eigenes Leben, das seinen Sinn in sich selber hat“29 in sich. Die Entwicklung dieses eigenen Lebens ist mit der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit des Kindes gleichzusetzen. Diese Entwicklung bedürfejedoch keinerlei Formung oder Gestaltung durch Erwachsene, vielmehr entstehe sie durch einen Prozess, den Montessori das „Reifen des Menschen im Kinde“30 bezeichnet. Somit sei „das Kind allein [...] der Bildner seiner Persönlichkeit“31. Dies bedeutet, dass der Erwachsene „nicht nach der überlegenen Art eines mächtigen Erziehers32 “ handeln dürfe und Erziehung, zusammenfassend nicht diktieren und formen, sondern helfen und vor Negativem bewahren solle, damit das Kind seine eigene Entwicklungsarbeit leisten könne.33 Wie sich dies tiefergehend äußert, sich auf Umgebung und Erzieher der Montessori-Pädagogik auswirkt, soll im Folgenden dargelegt werden.
[...]
1 Montessori Dachverband Deutschland e.V : http://www.montessori-deutschland.de/einrichtungen.html (Stand: 21. Januar 2012)
2 Klein-Landeck/Pütz 2011, S. 6.
3 ebd., S. 21.
4 vgl. Hedderich2001, S. 34.
5 Klein-Landeck/Pütz 2011, S.18.
6 vgl. Ortling 1010, S.21.
7 vgl. ebd., S. 26.
8 Böhm 1969, S. 41.
9 Klein-Landeck/Pütz 2011, S. 9.
10 vgl. Böhm 1969, S. 42-43.
11 vgl. Klein-Landeck/Pütz 2011, S. 10 - 11.
12 vgl. Böhm 1969, S. 45.
13 Klein-Landeck/Pütz 2011, S. 11.
14 1898 brachte Montessori ihren Sohn Mario zur Welt. Dieser verbrachte die ersten vierzehn Jahre seines Lebens bei einer Pflegefamilie. Wahrscheinlich, aufgrund der Angst Montessoris ihre beruflichen und gesellschaftlichen Stellungen zu verlieren, da ihr Sohn aus einer unehelichen Beziehung mit Dr. Giuseppe Montesano hervorgegangenwar. (vgl. Klein-Landeck/Pütz 2011, S.12.)
15 Böhm 1969, S. 47.
16 ebd., S.49.
17 vgl. ebd., S. 53.
18 ebd., S. 54.
19 vgl. ebd.,S.55 - 56.
20 Klein-Landeck/Pütz 2011, S. 13.
21 Böhm 1969, S. 59.
22 vgl. Klein-Landeck/Pütz 2011, S. 14 - 15.
23 vgl. Montessori 1979, S. 5.
24 ebd., S.6.
25 vgl. ebd., S. 6.
26 vgl., ebd.S.6.
27 ebd., S.7.
28 Klein-Landeck/Pütz 2011, S. 16.
29 Montessori 1979, S. 7.
30 ebd., S.7.
31 ebd., S.7.
32 ebd., S.7.
33 vgl. ebd., S. 8.