Als Leiter von verschiedenen Gruppen stößt man immer wieder an seine Grenzen von Leitung bzw. an Grenzen im Umgang mit Gruppen. Auch anhand von Gesprächen, Berichten und manchmal sogar durch „Hilfeschreie“ von Gruppenleitern kann diese Entwicklung festgestellt werden. „Ich komme mit dieser Gruppe nicht klar; diese Gruppe ist so unruhig und so laut, diese Gruppe ist destruktiv, ich komme an die Jugendlichen nicht heran“ sind nur wenige Sätze von einer schon fast resignierenden Haltung und anscheinendem Desinteresse an Gruppenarbeit. Auffällig ist, dass in koedukativer Gruppenarbeit Jungen anstrengender erscheinen als Mädchen; so ist es jedenfalls ersichtlich aus den Berichten von Leitern und Leiterinnen verschiedenster Gruppen. Es scheint dort Unterschiede zu geben. Aufgrund dieser Erfahrungen und Beobachtungen hat mich schon immer in meiner Studienzeit im Lutherstift Falkenburg sowie in meiner Tätigkeit als staatlich anerkannter Erzieher die Geschlechterfrage und die Unterschiedlichkeit der einzelnen Geschlechter interessiert. Daraus entwickelte sich die Frage: „Wie arbeite ich möglichst sinnvoll mit Jungen und Mädchen?“ Mittlerweile hat sich diese Frage auf Jungen spezialisiert. Es reizt mich, mich mit meinem eigenen Mannsein zu beschäftigen und mit Jungen in ihrer anscheinend destruktiven Haltung zu arbeiten und ein Konzept zu entwickeln, wie dies zu tun ist. Außerdem stellt sich mir die Frage von der Sinnhaftigkeit geschlechtsspezifischer Arbeit in der Kirchengemeinde. Spreche ich im Weiteren von Jungenarbeit, nehme ich Bezug auf die christliche - kirchliche Arbeit mit Jungen im Alter von 10-14 Jahren in Kirchengemeinden. Dabei ist es wichtig, mehr über die Sozialisation von Jungen und deren Bedingung herauszufinden und festzuhalten, damit das Verhalten von Jungen zu bestimmen und vor allem zu verstehen, um daraus wiederum Schlüsse für die Arbeit mit Jungen zu ziehen. Im weiteren Verlauf beziehe ich mich auf die historische Entwicklung von Jungenarbeit bis hin in die Gegenwart. Welche Voraussetzungen, Entwicklungen und Bedingungen sind in der Gesellschaft für Jungenarbeit vorhanden?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Jungen in ihrer Sozialisation - So wird ein Junge zum Jungen
- 2.1 Geschlechtsspezifische Sozialisation
- 2.2 Das Geschlecht - Ein wichtiger Teil der Persönlichkeit des Menschen
- 2.3 Geschlechtsidentität und Geschlechtsrolle
- 2.3.1 Eltern und andere Erwachsene
- 2.3.2 Das Bilderbuch
- 2.3.3 Spiel und Spielzeug
- 2.3.4 Peergroups
- 3. Geschlechtsspezifische Arbeit- Die Geschichte
- 3.1 Jungenarbeit vor dem Hintergrund von Mädchenarbeit
- 3.2 Koedukation in der Krise?
- 4. Bestandsaufnahme: Jungenarbeit und ihre Notwendigkeit
- 4.1 Bestehende Konzeptionen und Ansätze von Jungenarbeit
- 4.2 Zielsetzungen und Methoden von Jungenarbeit
- 5. Theologische Betrachtungen
- 5.1 Die Bibel mit ihren Männern
- 5.2 Die Bibel als Grundlage für Jungenarbeit
- 6. Meine Konzeption von Jungenarbeit
- 6.1 Der Pädagoge in der Selbstreflexion
- 6.2 Mitarbeiter in der Jungenarbeit
- 6.3 Rahmenbedingungen und Voraussetzungen
- 6.4 Ziele in der Jungenarbeit
- 6.5 Methoden in der Jungenarbeit
- 7. Beispiele für Jungenarbeit in meiner Praxis
- 7.1 Jungenarbeit als Projekt
- 7.2 Jungenarbeit als ein Bestandteil für geschlechtsspezifische Konfirmandenarbeit
- 7.3 Jungen in der Gemeinde – biografische Arbeit
- 8. Abschließende Bemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit setzt sich mit der Frage auseinander, wie man sinnvoll mit Jungen im Alter von 10-14 Jahren in Kirchengemeinden arbeiten kann. Sie untersucht die Sozialisation von Jungen, die historische Entwicklung von Jungenarbeit und die Notwendigkeit geschlechtsspezifischer Arbeit in der Kirche.
- Geschlechtsspezifische Sozialisation von Jungen
- Historische Entwicklung und aktuelle Ansätze der Jungenarbeit
- Theologische Grundlagen für die Jungenarbeit
- Konzeption und Praxisbeispiele für Jungenarbeit
- Chancen und Risiken der geschlechtsspezifischen Jungenarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Problematik der Arbeit mit Jungen in koedukativen Gruppen beleuchtet. Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Sozialisation von Jungen und den Einflüssen, die auf ihre Entwicklung zum Mann wirken. Kapitel 3 beleuchtet die historische Entwicklung von Jungenarbeit und die Herausforderungen der Koedukation. Kapitel 4 analysiert die Notwendigkeit und Ansätze der Jungenarbeit. Kapitel 5 setzt sich mit theologischen Aspekten der Jungenarbeit auseinander und untersucht die Bibel als Grundlage für diese Arbeit. Kapitel 6 stellt eine eigene Konzeption von Jungenarbeit vor, die auf Selbstreflexion, Mitarbeiterqualifikation, Rahmenbedingungen, Zielen und Methoden basiert. Kapitel 7 präsentiert Praxisbeispiele für Jungenarbeit in verschiedenen Kontexten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themenbereiche Jungenarbeit, Geschlechtsspezifische Sozialisation, Koedukation, Theologische Grundlagen, Konzeption und Praxis der Jungenarbeit sowie Chancen und Risiken dieser Arbeit.
- Arbeit zitieren
- Rüdiger Sawatzki (Autor:in), 2003, Chancen und Risiken geschlechtsspezifischer Arbeit mit Jungen im Raum der Kirchen, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/19683