Im Rahmen sozialwissenschaftlicher Auseinandersetzungen um Zivilgesellschaft bzw.
Bürgergesellschaft ist das vorliegende Thema angesiedelt. In diesen Debatten werden
Funktionen und Aufgaben von Vereinen zur Lösung gesellschaftspolitischer
Problemlagen diskutiert. Diese Diskurse erstrecken sich von der Krise des
Wohlfahrtsstaates über die Krise der Erwerbsgesellschaft bis hin zur Erosion des
sozialen Zusammenhalts und der Krise der Demokratie. So bestehen z.B. Besorgnisse
über das Ende des Sozialstaats, die Dominanz ökonomischer Prinzipien oder/und die
fortschreitende Individualisierung und deren Folgen für das gesellschaftliche
Zusammenleben.
Den Hintergrund der Ausführungen bildet der Komplex um den Verfall sozialen
Zusammenhalts. Soziales Kapital gilt in diesen Diskursen als Mittel der
Sozialintegration, um so soziale Beziehungen zu stärken und damit die Selbständigkeit
und Eigenverantwortung der Bürger zu erhöhen. Vertreter der kritischen These sehen
dagegen in den Debatten um Sozialkapital den „Ausdruck eines Gemenges aus
politischen Erwartungen, mehr oder minder theoretisch gehaltvollen
Gegenwartsdiagnosen und sozialwissenschaftlicher Forschung“1.
Als Teil einer Sphäre, die weder zu Staat, Markt oder der Privatsphäre zählt, sind
Vereine den Organisationen der Zivilgesellschaft zuzuordnen. Vereinen kommt die
Bedeutung zu, dass in ihnen soziales Kapital vorhanden und messbar ist. Aus diesem
Grund soll das Verhältnis zwischen Sozialkapital und Vereinigungen näher betrachtet
werden, wobei die zentrale Frage aufgeworfen wird, ob Vereinigungen soziales Kapital
produzieren und reproduzieren.
An den Begriff „Sozialkapital“ soll sich durch zwei verschiedene Ansätze angenähert
werden. Anschließend werden Vereine als Organisationen im Dritten Sektor verortet
sowie die Differenzierung zu freiwilligen Vereinigungen dargelegt und definiert. In der
Zusammenführung der Termini Sozialkapital und Vereinigung soll der Rolle von
Vereinen in den beiden Konzepten von sozialem Kapital nachgegangen werden. Ein
Exkurs zum bürgerschaftlichen Engagement soll dieses nicht nur definieren, sondern
auch einen Einblick in den politisch motivierten Hintergrund der Diskussion um das
Sozialkapital geben. Schließlich geht es um die Bedeutung, die Vereinigungen bei der
Produktion und Reproduktion sozialen Kapitals erlangen.
1 vgl. Braun, 2003a: 33
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sozialkapital
- Begriffsbestimmung
- Putnam's Konzept
- Bourdieu's Konzept
- Synopse der Konzepte
- Vereine im Dritten Sektor
- Das Modell des Dritten Sektors
- Freiwillige Vereinigungen
- Die Rolle von Vereinen bei der (Re-)Produktion von Sozialkapital
- Rolle von Vereinen bei Putnam
- Exkurs: Bürgerschaftliches Engagement
- Rolle von Vereinen bei Bourdieu
- Fazit: Bedeutung von Vereinen zur Bildung von sozialem Kapital
- Fazit und kritische Anmerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Rolle von Vereinen im Kontext der Zivilgesellschaft, insbesondere in Bezug auf ihre Fähigkeit, soziales Kapital zu produzieren und zu reproduzieren. Die Arbeit analysiert den Begriff des Sozialkapitals anhand zweier prominenter Konzepte - Putnams und Bourdieus - und zeigt die Bedeutung von Vereinen für die Stärkung des sozialen Zusammenhalts auf.
- Das Konzept des Sozialkapitals und seine verschiedenen Interpretationen
- Die Rolle von Vereinen im Dritten Sektor und ihre Bedeutung für die Zivilgesellschaft
- Die Verbindung zwischen Vereinen und der Produktion/Reproduktion von Sozialkapital im Kontext der Konzepte von Putnam und Bourdieu
- Der Einfluss von Vereinen auf das bürgerschaftliche Engagement und die Förderung von sozialer Integration
- Die Bedeutung von Vereinen für die Stärkung des sozialen Zusammenhalts und die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz von Vereinen im Kontext gesellschaftlicher Herausforderungen wie der Krise des Sozialstaats und der Erosion des sozialen Zusammenhalts dar. Die Arbeit fokussiert auf die Rolle von Vereinen als (Re-)Produzenten sozialen Kapitals und untersucht, wie sie soziale Beziehungen stärken und zur Selbständigkeit der Bürger beitragen können.
- Sozialkapital: Dieses Kapitel erläutert den Begriff des Sozialkapitals und präsentiert zwei unterschiedliche Konzepte: das von Robert D. Putnam und das von Pierre Bourdieu. Die beiden Konzepte werden im Detail vorgestellt, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet.
- Vereine im Dritten Sektor: Dieses Kapitel definiert den Dritten Sektor als eine Sphäre, die weder zum Staat noch zum Markt gehört, und positioniert Vereine als Organisationen innerhalb dieses Sektors. Die Bedeutung von Vereinen als Träger von sozialem Kapital wird hervorgehoben.
- Die Rolle von Vereinen bei der (Re-)Produktion von Sozialkapital: In diesem Kapitel wird die Rolle von Vereinen im Kontext der Konzepte von Putnam und Bourdieu analysiert. Es wird untersucht, wie Vereine durch die Förderung von sozialem Vertrauen, Normen der Reziprozität und Netzwerken zivilgesellschaftlichen Engagements zur Stärkung des sozialen Kapitals beitragen können. Ein Exkurs zum bürgerschaftlichen Engagement verdeutlicht die Bedeutung von Vereinen für die politische und gesellschaftliche Partizipation.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen des Sozialkapitals, Vereinen, Zivilgesellschaft, Drittem Sektor, bürgerschaftlichem Engagement und der (Re-)Produktion sozialen Kapitals. Sie beleuchtet die Bedeutung von Vereinen als Orte des sozialen Zusammenhalts und die Rolle, die sie bei der Stärkung des sozialen Kapitals und der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen spielen.
- Arbeit zitieren
- Manja Wiesner (Autor:in), 2003, Vereine als (Re-) Produzenten sozialen Kapitals, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/19061