„Es lebe die Rampe, die die Bühne vom Zuschauerraum trennt [...]“1 lässt der russische Theatertheoretiker und Regisseur Alexander Tairow noch zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts in seinen Aufzeichnungen verlauten und fordert damit eine Fortführung der strikten Rollenverteilung im Theater. Dem Schauspieler schreibt er den schöpferischen, dem Zuschauer den empfangenden Part zu.2 In der vorliegenden Arbeit möchte ich mich mit dem Wandel der Rolle des Zuschauers vom passiven Teilnehmer zum aktiven Mitgestalter des Theaters, sowie dem daraus resultierenden Verhältnis von Zuschauer, Akteur und Raum während der Aufführung auseinandersetzen.
Als Grundlage meiner Analyse dient das Site-Specific-Theaterprojekt 'Out Trips', das ich im Rahmen eines Praktikums zum Modul „Kultur, Literatur und Medien“ ihm Rahmen des Sommerblut Kulturfestivals betreut und auch besucht habe.
Dieses Stück scheint besonders dafür geeignet zu sein, da das Skript neben einer festgelegten Szenenfolge sehr viele Lücken lässt, in denen Interaktion, also freies Spiel, zwischen Akteuren und Zuschauern stattfinden soll. Zudem werden während des Stückes verschiedene Örtlichkeiten innerhalb der Stadt Köln bespielt, deren architektonischen Begebenheiten nicht darauf ausgelegt sind, zwischen einem Bühnen- und einem Zuschauerraum zu trennen.
Im Folgenden möchte ich zunächst Grundlagen für eine Aufführungsanalyse vorstellen, deren Fokus insbesondere auf das Verhältnis von Zuschauer, Akteur und Raum gerichtet ist. Diesen Teil habe ich in Ansätze zur Analyse der Räumlichkeit der Aufführung und zur Aufführung an sich gegliedert, die sich, wie später näher dargestellt werden soll, aus dem Zusammenspiel der Akteure und Zuschauer erst entwickelt. Zudem werde ich hier auch die Form der Site-Specific-Kunst erläutern.
Zum Schluss möchte ich schließlich exemplarisch die Ko-Präsenz von Zuschauer und Akteur, sowie den räumlichen Aspekt einer Aufführung von 'Out Trips' nach den zuvor herausgearbeiteten Kriterien untersuchen, um in Erfahrung zu bringen, inwieweit sich die Methodik des doch recht jungen Forschungsfeldes dazu eignet, eine solch offene Form wie das Site-Specific-Theater zu analysieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Räumlichkeit
- Der theatrale Raum
- Der szenische Raum
- Der ortsspezifische Raum
- Der dramatische Raum
- Die Aufführung
- Die Ko-Präsenz von Akteur und Zuschauer
- Die Aufführung als einmaliges Ereignis
- Die Trennung von Inszenierung und Aufführung
- Site-Specific-Theater
- Das Theaterprojekt 'Out Trips'
- Einführung in das Stück
- Analyse der Einführung
- Die Schulhofszene
- Analyse der Schulhofszene
- Die Paarszene
- Analyse der Paarszene
- Die NS-Szene
- Analyse der NS-Szene
- Die Transident-Szene
- Analyse der Transident-Szene
- Die Hochzeits- und CSD-Szene
- Analyse der Hochzeits- und CSD-Szene
- Das Finale
- Analyse des Finales
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, den Wandel der Rolle des Zuschauers im Theater vom passiven Teilnehmer zum aktiven Mitgestalter zu untersuchen und die daraus resultierenden Beziehungen zwischen Zuschauer, Akteur und Raum während der Aufführung zu analysieren. Als Grundlage für diese Analyse dient das Site-Specific-Theaterprojekt 'Out Trips', das sich durch seine offene Struktur und die Nutzung verschiedener Orte innerhalb der Stadt Köln für die Aufführung auszeichnet.
- Die Entwicklung der Rolle des Zuschauers im Theater
- Das Verhältnis von Zuschauer, Akteur und Raum während der Aufführung
- Die Analyse des Site-Specific-Theaters als Form des Theaters
- Die Untersuchung der räumlichen Aspekte der Aufführung von 'Out Trips'
- Die Bedeutung von Interaktion und freiem Spiel zwischen Akteuren und Zuschauern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, in der die Forschungsfrage und das Untersuchungsfeld eingeführt werden. Im Anschluss daran wird die Thematik der „Räumlichkeit“ behandelt, wobei die verschiedenen Raumkategorien des Theaters vorgestellt werden, wie z. B. der theatrale Raum, der szenische Raum und der ortsspezifische Raum. Es werden die Unterschiede zwischen dem architektonischen und dem theatralen Raum erläutert und die Rolle der räumlichen Gestaltung für das Theatererlebnis beleuchtet. Das Kapitel über „Die Aufführung“ befasst sich mit der Bedeutung der Ko-Präsenz von Akteur und Zuschauer, der Einmaligkeit des theatralischen Ereignisses sowie mit der Trennung von Inszenierung und Aufführung. Hier wird auch die Form des Site-Specific-Theaters näher erläutert.
Die Analyse des Theaterprojekts 'Out Trips' erfolgt in mehreren Kapiteln, in denen die einzelnen Szenen des Stücks untersucht werden. Die Kapitel befassen sich mit der Einführung des Stücks, der Schulhofszene, der Paarszene, der NS-Szene, der Transident-Szene, der Hochzeits- und CSD-Szene sowie mit dem Finale. In diesen Kapiteln werden die Interaktionen zwischen Akteuren und Zuschauern analysiert und die räumlichen Aspekte der Aufführung in den verschiedenen Szenen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema des Site-Specific-Theaters, der Rolle des Zuschauers im Theater, dem Verhältnis von Akteur und Zuschauer, der Bedeutung des theatralen Raums, den räumlichen Aspekten der Aufführung und der Analyse des Theaterstücks 'Out Trips'.
- Quote paper
- Kristina Laudenberg (Author), 2011, Zum Verhältnis von Zuschauer, Akteur und Raum am Beispiel des Site-Specific-Theaterstücks 'Out Trips', Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/189871