Kaum eine Friedensschrift hat so viel Anklang gefunden wie Immanuel Kants Friedensschrift Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf. In diesem Werk, was als eines von Kants bedeutendsten Werken gilt, setzt er sich mit dem Gedanken auseinander, wie eine Nation dauerhaft mit einer anderen Nation in Frieden miteinander leben kann. Dabei ist zu beachten, dass Kant den Frieden nicht als den natürlichen Zustand zwischen Staaten, sondern als einen Zustand, den es zu erarbeiten gilt, sieht. Es wird angenommen, dass Kant seine Friedensschrift vor dem Hintergrund des Baseler Friedens verfasste, in dem Preußen einen Separatfrieden mit Frankreich schloss und aus der Koalition gegen Frankreich ausschied.1
Nur selten haben sich Philosophen mit dem Thema Frieden in ihren Schriften beschäftigt. Eine Ausnahme bildet hier Kant, der in dieser Schrift auch den Gedanken eines Völkerbundes näher ausgeführt hat, was unter anderem zu der Entstehung der Vereinten Nationen beigetragen hat. Kants nun bereits über 200 Jahre alten Gedanken zum Frieden können bis heute als eine ernstzunehmende Alternative zum Krieg gelten und behandelten eines der Kernprobleme der heutigen Zeit. Dabei wendet sich Kant gegen Verhaltensweisen, die bis heute zur politischen Praxis gehören.2
Diese Hausarbeit setzt sich zum Ziel, die Bedingungen und Voraussetzungen, die Kant für den dauerhaften Frieden zwischen Staaten ausgibt und in die Form von Präliminarartikel gekleidet sind, herauszuarbeiten und zu erörtern. Die vollständige Interpretation Kants gesamter Friedensschrift wird hier nicht angestrebt, da diese den Rahmen der Hausarbeit sprengen würde.
Ich weise an dieser Stelle auch darauf hin, dass meine Interpretation Kants Präliminarartikel weder absoluten Charakter haben soll, noch nach Vollständigkeit strebt und an vielen Stellen sicherlich zu weiteren Diskussionen anregen kann und soll.
1. Einleitung
Kaum eine Friedensschrift hat so viel Anklang gefunden wie Immanuel Kants Friedensschrift Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf. In diesem Werk, was als eines von Kants bedeutendsten Werken gilt, setzt er sich mit dem Gedanken auseinander, wie eine Nation dauerhaft mit einer anderen Nation in Frieden miteinander leben kann. Dabei ist zu beachten, dass Kant den Frieden nicht als den natürlichen Zustand zwischen Staaten, sondern als einen Zustand, den es zu erarbeiten gilt, sieht. Es wird angenommen, dass Kant seine Friedensschrift vor dem Hintergrund des Baseler Friedens verfasste, in dem Preußen einen Separatfrieden mit Frankreich schloss und aus der Koalition gegen Frankreich ausschied.[1]
Nur selten haben sich Philosophen mit dem Thema Frieden in ihren Schriften beschäftigt. Eine Ausnahme bildet hier Kant, der in dieser Schrift auch den Gedanken eines Völkerbundes näher ausgeführt hat, was unter anderem zu der Entstehung der Vereinten Nationen beigetragen hat. Kants nun bereits über 200 Jahre alten Gedanken zum Frieden können bis heute als eine ernstzunehmende Alternative zum Krieg gelten und behandelten eines der Kernprobleme der heutigen Zeit. Dabei wendet sich Kant gegen Verhaltensweisen, die bis heute zur politischen Praxis gehören.[2]
Diese Hausarbeit setzt sich zum Ziel, die Bedingungen und Voraussetzungen, die Kant für den dauerhaften Frieden zwischen Staaten ausgibt und in die Form von Präliminarartikel gekleidet sind, herauszuarbeiten und zu erörtern. Die vollständige Interpretation Kants gesamter Friedensschrift wird hier nicht angestrebt, da diese den Rahmen der Hausarbeit sprengen würde.
Ich weise an dieser Stelle auch darauf hin, dass meine Interpretation Kants Präliminarartikel weder absoluten Charakter haben soll, noch nach Vollständigkeit strebt und an vielen Stellen sicherlich zu weiteren Diskussionen anregen kann und soll.
2. Die Präliminarartikel
Kant wählt als Form für seine Friedenschrift die damals gängige Form von Friedensverträgen,[3] indem er sie in sechs Präliminarartikel, drei Definitivartikel und in einen Geheimartikel einteilt.
Die Präliminarartikel gelten dabei als die Bedingungen, die zwei Staaten erfüllen müssen, wenn diese ein Friedensbündnis eingehen wollen. Damit der Frieden dauerhaft bestehen bleiben kann, fügt Kant Definitivartikel hinzu, welche in dieser Hausarbeit allerdings nicht näher beleuchtet werden sollen. Diese Präliminarartikel sollen ein geltendes Recht schaffen, durch welches ein Zustand entsteht, der einen dauerhaften Frieden ermöglichen kann. Es sind die Bedingungen, die unter allen Umständen eingehalten werden müssen, um überhaupt erst einen Frieden schließen zu können. Die Einhaltung dieser Präliminarartikel ist auch die Voraussetzung für die Realisierbarkeit der Definitivartikel, welche als Garanten für den dauerhaften Frieden funktionieren.[4]
Für die Interpretation der Präliminarartikel halte ich es für sinnvoll, mich an der Reihenfolge Hans Saners zu orientieren, der die Präliminarartikel in die leges strictae (Präliminarartikel 1, 6, 5) – die strengen Verbotsgesetze und die leges latae (Präliminarartikel 2, 3, 4) – die weiten Verbotsgesetze unterteilt.[5] Saner ordnet die Präliminarartikel 1 und 6 den leges strictae zu, da innerhalb dieser Verbote ausgesprochen werden und ohne Aufschub befolgt werden müssen. Die leges latae gelten in gleichem Maße wie die leges strictae, doch kann ihre Umsetzung aufgeschoben werden, wie noch zu sehen sein wird.[6]
2.1 Die leges strictae
Der 1. Präliminarartikel
„Es soll kein Friedensschluss für einen solchen gelten, der mit dem geheimen Vorbehalt des Stoffs zu einem künftigen Kriege gemacht worden.“[7]
Kant eröffnet seine Friedensschrift mit diesem ersten Präliminarartikel. Er weist darauf hin, dass jeder Friedensschluss von beiden Staaten auf der Wahrheit beruhen muss und keine Vorbehalte enthalten darf, da der Friedensschluss sonst auf einer Lüge beruhen würde, welche als Anreiz zum Krieg gesehen werden könnte. Die Begrifflichkeit „ewiger Friede“ weist Kant als bloßen Pleonasmus aus, da das Attribut ewig implizieren würde, dass es auch einen Frieden geben könne, der nicht auf ewig bestimmt sei, welches nur wieder einem Waffenstillstand gleichkäme.
Der erste Präliminarartikel weist des Weiteren darauf hin, dass sich die beiden Parteien über alle Konflikte einigen, also nicht nur diejenigen Konflikte, die zum Ausbruch des Krieges führten, sondern auch über alle weiteren potentiellen Konflikte, die in Zukunft zu einem Krieg führen könnten. Hierbei gilt es danach zu unterscheiden, ob ein potentieller Konflikt schon bei Friedensschluss bekannt ist oder ob dieser erst nach dem Friedensschluss entsteht. Für Kant ist lediglich relevant, dass sich beide Parteien für den Fall eines nach Friedensschluss auftretenden Konfliktes auf ein gewaltloses Streitbegleichungsverfahren einigen.[8]
Für ein genaueres Verständnis seiner Friedensschrift klärt Kant in diesem ersten Abschnitt auch die Definition des Begriffs Frieden. Nach Kant darf Frieden nicht nur die Beendigung des aktuellen Gefechts bedeuten, sondern der Begriff Frieden bedeutet für Kant einen dauerhaften Zustand der Gewaltlosigkeit und „das Ende aller Hostilitäten.“[9]
[...]
[1] Zens-Kaplan, Jochen: Das Naturrecht und die Idee des ewigen Friedens im 18. Jahrhudert, Band 9, Bochum 1995, S. 221.
[2] Vgl. Hackel, Marcus: Kants Friedensschrift und das Völkerrecht, Berlin 200, S. 29.
[3] Vgl. Toyama, Yoshitaka: Kants praktische Philosophie mit Rücksicht auf eine Theorie des Friedens, Hamburg 1973, S. 76.
[4] Hackel, S. 29.
[5] Saner, Hans: Die negativen Bedingungen des Friedens, S. 49, in: Kant, Immanuel: Zum ewigen Frieden, hrsg. von Höffe Otfried, Berlin 1995.
[6] Vgl. Hackel, S. 45.
[7] Kant, Immanuel: Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf, Hamburg 1950, S.4.
[8] Vgl. Hackel, S. 31.
[9] Kant, Immanuel, S. 4.
- Arbeit zitieren
- Benjamin Türksoy (Autor:in), 2007, Immanuel Kant "Zum ewigen Frieden" - Eine Analyse der Präliminarartikel, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/189747