Tom Wolfe1 zufolge überließen die Romanciers, indem sie den sozialen
Realismus vernachlässigten, den Autoren des new journalism die ganze
amerikanische Gesellschaft als Themenfeld.
John Hellmann verfasste eines der Standardwerke zu nicht-fiktionalen Texten.
Darin gibt er folgende Definition von new journalism und nonfiction novel, die
der folgenden Arbeit zugrunde liegen soll:
The terms „new journalism“ and „nonfiction novel“ both serve as names for a contemporary
genre in which journalistic material is presented in the forms of fiction.2
Sowohl Truman Capotes In Cold Blood als auch Gabriel García Márquez´ Das
Abenteuer des Miguel Littín sind Werke, in welchen faktuale Ereignisse mit
Hilfe stilistischer Merkmale des Fiktionalen dargestellt werden und somit sind
beide Werke als nicht-fiktionale Romane einzuordnen. Betrachtet man die
beiden Werke jedoch näher, so verdeutlicht dies, wie komplex die Merkmale
dieser Unterform des Romans sind.
In der nun folgenden Arbeit werden unterschiedliche Kriterien zur Einordnung
erläutert und vergleichend auf die beiden Werke angewendet. Zur
Beschreibung und Einordnung der Werke wird hierbei zunächst der
Unterschied zwischen den Autoren und der Leserposition dargestellt.
Im Folgenden wird eine Diskussion über die Einordnung des Werks von Capote
skizziert, um die Problematik weiter zu verdeutlichen.
Wie aus dem oben genannten Zitat erkennbar wird im Rahmen der Einordnung
von In Cold Blood immer wieder der new journalism genannt. Aus diesem
Grund werden die stilistischen Merkmale hier erläutert und auf der Grundlage
beider Werke untersucht.
Letztlich finden auch die von Capote selbst benannten Kriterien zum Verfassen
eines nicht-fiktionalen Romans Beachtung und werden im Vergleich auf beide
Werke angewendet.
Abschließend werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden
Werke im Kontext ihrer Beurteilung noch einmal zusammengefasst.
1 Vgl. Tom Wolfe: The New Journalism, New York 1973, S.12
2 John Hellmann: Fables of Fact. The New Journalism as New Fiction. University of Illinois Press 1981,
S.1
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 2. DIE INTENTION DES AUTORS UND DIE WIRKUNG BEIM LESER
- 2.1 TRUMAN CAPOTES INTENTION IN BEZUG AUF IN COLD BLOOD
- 2.2 DIE UNTERSCHEIDUNG ZWISCHEN FACTUAL STATUS UND FACTUAL ADEQUACY
- 3. DIE EINORDNUNG VON IN COLD BLOOD
- 3.1 DIE TENDENZEN IN DER LITERATURKRITIK
- 3.2 CAPOTE UND DER NEW JOURNALISM
- 3.2.1. Perspektive der dritten Person.
- 3.2.2. Szenenartiger Aufbau......
- 3.2.3. Vollständige Wiedergabe der Dialoge.
- 3.2.4. Detaillierte Darstellung des Umfelds als Symbol des Lebensstandards.
- 4. UNTERSUCHUNGEN BEZÜGLICH DES AUTHENZITÄTSANSPRUCHS CAPOTES......
- 5. DIE ERZÄHLPERSPEKTIVE ..........\n
- 5.1 DER ALLWISSEnde ErzähleR IN NICHT-FIKTIONALEN ROMANEN
- 5.2 DIE ERZÄHLPERSPEKTIVE IN IN COLD BLOOD
- 5.3 DIE ERZÄHLPERSPEKTIVE IN GARCÍA MÁRQUEZ..\n
- 6. GARCÍA MÁRQUEZ UND DER NEW JOURNALISM.
- 6.1 SZENENARTIGER AUFBAU UND VOLLSTÄNDIGE WIEDERGABE DER DIALOGE
- 6.2 DETAILLIERTE DARSTELLUNG DES UMFELDS ALS SYMBOL DES LEBENSSTANDARDS
- 7. CAPOTES KRITERIEN FÜR EINEN NICHT-FIKTIONALEN ROMAN
- 8. SCHLUSSBEMERKUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Einordnung von nicht-fiktionalen Romanen am Beispiel von Truman Capotes „In Cold Blood“ und Gabriel García Márquez' „Das Abenteuer des Miguel Littín“. Sie beleuchtet die Intention des Autors, die Wirkung beim Leser und die stilistischen Merkmale, die diese Werke als „nonfiction novels“ klassifizieren lassen.
- Die Problematik der Unterscheidung zwischen Fakt und Fiktion in der Literatur
- Der Einfluss des „New Journalism“ auf die Stilistik nicht-fiktionaler Romane
- Die Rolle der Erzählperspektive in der Konstruktion von Wirklichkeit
- Die Frage nach der Authentizität und der Glaubwürdigkeit in nicht-fiktionalen Texten
- Der Vergleich der beiden Werke in Bezug auf ihre Einordnung als „nonfiction novel“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und gibt einen Überblick über die zu untersuchenden Werke und die zugrundeliegende Forschungsfrage. Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Intention des Autors und der Rezeption durch den Leser, wobei die Problematik der Unterscheidung zwischen Fakt und Fiktion und die Rolle des „New Journalism“ herausgestellt werden. Kapitel 3 befasst sich mit der Einordnung von „In Cold Blood“ und analysiert die stilistischen Merkmale des „New Journalism“, die in dem Werk zum Einsatz kommen.
Schlüsselwörter
Nonfiction novel, New Journalism, Truman Capote, Gabriel García Márquez, Fakt, Fiktion, Authentizität, Erzählperspektive, Stilistik, Literaturkritik.
- Arbeit zitieren
- Katharina Schnell (Autor:in), 2002, Zur Einordnung nicht-fiktionaler Romane, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/18842