Eine literarische Motivik wie das „Doppelgängertum“ eröffnet mehrere Fragen: Was passiert mit Menschen, die fähig sind, ihren eigenen Doppelgänger zu sehen? Was geschieht, wenn ein Mensch sich von seinem eigenen Abbild erotisch angezogen fühlt und erkennen muss, dass der Andere er selbst ist?
Sich einer solchen Wahrheit zu stellen, bedeutet sich einer Illusion zu berauben und der Realität zu stellen. Diese Diskrepanz zwischen erwünschten Schein und tatsächlichen Sein bildet ein Spannungsverhältnis, das ein Gefühl der Unheimlichkeit in sich aufkommen lässt. Jedoch inwiefern ist diese Empfindung „unheimlich“ und wie kann eine solche Sinnesempfindung sprachlich zum Ausdruck gebracht werden?
Diesen und ähnlichen Fragen möchte ich in der vorliegenden Hausarbeit nachgehen. Aus diesem Grund möchte ich einen Vergleich der literarischen Figuren Narcissus aus den Metamorphosen des Ovids und Dorian Gray, dem Protagonisten aus dem gleichnamigen Roman The Picture of Dorian Gray, anstellen, um vor dem Hintergrund des Aufsatzes Das Unheimliche von Sigmund Freud festzustellen, wie sich beide Charaktere damit auseinandersetzen, dass sie ihren Doppelgänger sehen – sei es auf der Wasseroberfläche oder einer Leinwand.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Narcissus-Episode in Ovids Metamorphosen
- Das unheimliche (Selbst-)Bildnis
- Die Vergänglichkeit des (Selbst-)Bildnisses
- The Picture of Dorian Gray von Oscar Wilde
- Der unheimliche Kunstdiskurs
- Die Veränderlichkeit des (Auto-)Porträts
- Konklusion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit widmet sich der Analyse der unheimlichen Fähigkeit, den eigenen Doppelgänger zu sehen, anhand der literarischen Figuren Narcissus aus Ovids Metamorphosen und Dorian Gray aus Oscar Wildes „The Picture of Dorian Gray“. Ziel ist es, die Beziehung zwischen den Figuren und ihren Doppelgängern im Kontext von Sigmund Freuds „Das Unheimliche“ zu untersuchen und zu verstehen, wie die Figuren mit der Erkenntnis ihres eigenen Abbildes umgehen. Dabei sollen die beiden Figuren anhand der zentralen Themen des Doppelgängertums, der Vergänglichkeit und der Veränderlichkeit verglichen werden.
- Der unheimliche Aspekt des Doppelgängertums in literarischen Figuren
- Die Rolle des (Selbst-)Bildnisses in der Konstruktion von Identität
- Die Konfrontation mit der Vergänglichkeit und Veränderlichkeit des Selbst
- Der Vergleich von Ovids Narcissus und Wildes Dorian Gray im Kontext von Freuds „Das Unheimliche“
- Die sprachliche und ästhetische Darstellung von Unheimlichkeit in Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Hausarbeit vor, indem sie Freuds Konzept des Unheimlichen erläutert und den Fokus auf die Fähigkeit, den eigenen Doppelgänger zu sehen, lenkt. Das zweite Kapitel analysiert die Narcissus-Episode in Ovids Metamorphosen. Es wird untersucht, wie Narcissus sich in sein eigenes Spiegelbild verliebt und wie er mit der Unheimlichkeit dieser Begegnung umgeht. Das dritte Kapitel widmet sich dem Roman „The Picture of Dorian Gray“ von Oscar Wilde. Hier wird der unheimliche Aspekt des Kunstdiskurses und die Veränderung des Selbstporträts im Laufe der Geschichte beleuchtet.
Schlüsselwörter
Doppelgänger, Unheimlichkeit, Selbstbildnis, Vergänglichkeit, Veränderlichkeit, Narcissus, Ovid, Metamorphosen, Dorian Gray, Oscar Wilde, „The Picture of Dorian Gray“, Sigmund Freud, „Das Unheimliche“, Literaturvergleich
- Arbeit zitieren
- Riccarda J. Schneider (Autor:in), 2010, Die unheimliche Fähigkeit seinen eigenen Doppelgänger zu sehen, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/187377