Das Internet hat in den letzten fünfzehn Jahren in fast allen Bereichen öffentlichen Lebens in der industrialisierten Welt Einzug gehalten und ist für die meisten Menschen in Deutschland und anderen Industrieländern schon längst zum unverzichtbaren Bestandteil des Lebens geworden. Leistungsfähige Internetverbindungen zählen bei uns heute ebenso zur nötigen Infrastruktur wie Eisen- und Autobahnstrecken.
In dieser Arbeit soll jedoch kein ökonomischer, sondern ein soziolinguistischer Punkt im Fokus stehen. Das Internet gilt als aufstrebendes, nützliches, effektives Werkzeug und verkörpert wie kein anderes Medium die Moderne und den Fortschritt. Demzufolge ist die Möglichkeit, es in einer bestimmten Sprache nutzen zu können, prestigefördernd für jene Sprache, da die positive Charakterisierung des Mediums Internet zumindest teilweise auch mit der Sprache assoziiert wird.
Meine Betrachtung setzt sich mit der Präsenz indigener afrikanischer Sprachen im Internet auseinander, genauer in drei verschiedenen Sektoren des Netzes: auf offiziellen Internetpräsenzen afrikanischer Staaten, die eine indigene Sprache als National- oder Amtssprache haben, in kommerziellen multinationalen Internetprojekten an den Beispielen Facebook und Google sowie in Wikipedia als Vertreterin des nicht-kommerziellen so genannten “Web 2.0”.
Die Situation ist im Zusammenhang mit den schwierigen Bedingungen für die Internetnutzung in Afrika zu betrachten. Der relative Anteil von Internetnutzern ist erheblich niedriger als in Westeuropa, was mehrere Gründe hat: die mangelhafte Vernetzung des Kontinents durch Hochgeschwindigkeitskabel mit dem Rest der Welt, die unzureichende Telekommunikations-Infrastruktur innerhalb des Kontinents, die verhältnismäßig hohen Anschaffungskosten für einen Computer, die lückenhafte Stromversorgung gerade in ländlichen Gebieten, um nur einige zu nennen. Zudem wurde mit dem gezielten Ausbau der notwendigen Infrastruktur erst kurz vor der Jahrtausendwende begonnen; im Jahr 2000 war Somalia das letzte afrikanische Land, welches an das Internet angeschlossen wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Die Internetpräsenz afrikanischer Sprachen
- Einleitung
- Afrikanische Sprachen auf staatlichen Internetpräsenzen
- Tansania
- Südafrika
- Äthiopien
- Kamerun
- Zentralafrikanische Republik
- Präsenz bei großen nichtstaatlichen Projekten
- Wikipedia
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Präsenz afrikanischer Sprachen im Internet, fokussiert dabei auf drei verschiedene Sektoren: staatliche Internetpräsenzen, multinationale Unternehmen wie Google und Facebook sowie die Online-Enzyklopädie Wikipedia.
- Die Rolle des Internets als Indikator für das Prestige von Sprachen
- Die Herausforderungen der Internetnutzung in Afrika
- Die sprachpolitische Situation in ausgewählten afrikanischen Staaten
- Die Präsenz afrikanischer Sprachen in multinationalen Internetprojekten
- Die Rolle von Wikipedia als Plattform für die Verbreitung von afrikanischen Sprachen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Internet als ein modernes und prestigeförderndes Medium vor und erläutert den soziolinguistischen Fokus der Arbeit. Sie behandelt die Herausforderungen der Internetnutzung in Afrika und erklärt die Auswahl der drei Sektoren, die in der Arbeit untersucht werden.
- Afrikanische Sprachen auf staatlichen Internetpräsenzen: Dieses Kapitel diskutiert die Bedeutung des Prestige einer Sprache für ihren Gebrauch im öffentlichen Leben. Es beleuchtet die Sprachpolitik verschiedener afrikanischer Staaten, die Amtssprachen als Nationalsprachen einführen. Die Analyse konzentriert sich auf die Präsenz afrikanischer Sprachen auf offiziellen Internetpräsenzen.
- Tansania: Dieser Abschnitt untersucht die Sprachpolitik Tansanias, die Swahili als Nationalsprache etabliert hat. Die Analyse fokussiert auf die offizielle Internetpräsenz Tansanias und des tansanischen Parlaments.
- Südafrika: Dieser Abschnitt beleuchtet die mehrsprachige Situation in Südafrika, die elf offizielle Amtssprachen umfasst. Der Fokus liegt auf der Rolle von Englisch als Verkehrssprache und der Präsenz von afrikanischen Sprachen auf der offiziellen Internetpräsenz Südafrikas.
Schlüsselwörter
Afrikanische Sprachen, Internetpräsenz, Soziolinguistik, Sprachpolitik, Prestige, Nationale Sprache, Amtssprache, Tansania, Südafrika, Google, Facebook, Wikipedia.
- Quote paper
- Julian Nitzsche (Author), 2009, Die Internetpräsenz afrikanischer Sprachen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/184185