Im Vorfeld der Recherche für die vorliegende Arbeit hat es keineswegs an Material über die geopolitische Bedeutung des Begriffs Mitteleuropa gemangelt. So stark das Auftreten des geopolitischen Mitteleuropadiskurses in Fachkreisen jedoch ist, so defizitär sind die Untersuchungen von Mitteleuropa in ihrer geopoetischen Dimension. Bis zum jetzigen Zeitpunkt kann die geopoetische Dimension von Mitteleuropa fast nur ausschließlich anhand von literarischen Texten rekonstruiert werden. Beispielhaft scheinen an dieser Stelle die Arbeiten von Andrzej Stasiuk und Juri Andruchowytsch zu sein, die sich etwa in Form von Reiseberichten oder topographischen Meditationstexten mit dem Mitteleuropabegriff auseinandergesetzt haben.
Andrzej Stasiuk und Juri Andruchowytsch, der Erstere ein polnischer, der Letztere ein ukrainischer Schriftsteller, haben in Zusammenarbeit ein Buch mit dem Titel “Mein Europa. Zwei Essays über das sogenannte Mitteleuropa” veröffentlicht, in dem jeder der beiden in einem Essay über den Begriff Mitteleuropa meditiert. Die vorliegende Arbeit will sich insbesondere in Anlehnung an diese beiden Essays mit dem Untersuchungsgegenstand beschäftigen, wobei der Frage nach der geopoetischen Dimension von Mitteleuropa nachzugehen ist. Bevor jedoch die geopoetische Landschaft Mitteleuropas betrachtet werden kann, soll zunächst im ersten Abschnitt der Arbeit der Mitteleuropabegriff grundlegend erörtert werden, da sich somit das Gebilde Mitteleuropa besser herauskristallisieren und verdeutlichen lässt, wodurch sich die weitere Analyse der geopoetischen Erschließung des mitteleuropäischen Raumes vereinfachen lässt.
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1 Andruchowytsch, Juri / Stasiuk, Andrzej. Mein Europa. Zwei Essays über das sogenannte Mitteleuropa. Frankfurt/M. 2004. S. 105.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Mitteleuropa zwischen Geopolitik und Geopoetik
- 2.1 Der Begriff Mitteleuropa
- 2.2 Geopoetik
- 3. "Mein Europa" (Juri Andruchowytsch - Andrzej Stasiuk)
- 3.1 Juri Andruchowytsch: Mitteleuropäisches Memento
- 3.2 Andrzej Stasiuk: Logbuch
- 4. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die geopoetische Dimension Mitteleuropas anhand der Essays von Andrzej Stasiuk und Juri Andruchowytsch in ihrem gemeinsamen Werk "Mein Europa". Ziel ist es, ein literarisches Bild Mitteleuropas zu rekonstruieren, indem die geographischen und politischen Definitionen des Begriffs "Mitteleuropa" mit der geopoetischen Perspektive der beiden Autoren verglichen werden.
- Der Begriff Mitteleuropa: Historische und geographische Definitionen
- Geopoetik als Methode der literarischen Raumerschließung
- Andruchowytsch' und Stasiuks individuelle Perspektiven auf Mitteleuropa
- Die literarische Topographie als Mittel der Mitteleuropa-Darstellung
- Synthese der literarischen Perspektiven zu einem Gesamtbild
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung Die Einleitung führt in die Thematik ein und begründet die Wahl der Essays von Stasiuk und Andruchowytsch als Untersuchungsgegenstand. Der Fokus liegt auf dem Mangel an geopoetischen Untersuchungen zu Mitteleuropa und der Bedeutung der literarischen Perspektive.
Kapitel 2: Mitteleuropa zwischen Geopolitik und Geopoetik Dieses Kapitel untersucht zunächst unterschiedliche Definitionen des Begriffs "Mitteleuropa", geographisch und politisch. Anschliessend wird der Begriff der Geopoetik eingeführt, um den methodischen Rahmen der Analyse zu setzen.
Kapitel 3: "Mein Europa" (Juri Andruchowytsch - Andrzej Stasiuk) Dieses Kapitel analysiert die Essays von Andruchowytsch und Stasiuk einzeln. Es wird auf die jeweiligen literarischen Methoden und die daraus resultierenden Bilder Mitteleuropas eingegangen.
Schlüsselwörter
Mitteleuropa, Geopolitik, Geopoetik, Literarische Topographie, Andrzej Stasiuk, Juri Andruchowytsch, Reisebericht, topographischer Meditationstext, Raum, Identität, Grenze.
- Quote paper
- Irina Frey (Author), 2009, Literarische Topographie Mitteleuropas , Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/182866