Im Blick auf das Gesamtwerk des vielseitigen Künstlers Michelangelo Buonarroti nehmen die Brügger Madonna und mehr noch die Figuren des Piccolomini-Altars in Siena eine eher untergeordnete Rolle ein. Von der römischen Pietà, dem Bacchus, dem Marmor-David und dem Karton zur Cascina-Schlacht zeitlich umgeben, stehen die beiden Aufträge auch im Schatten dieser Meisterwerke.
War die Brügger Madonna Michelangelos einzige Statue, die Italien verließ, so war es der Piccolomini-Auftrag, welcher dem Familienmenschen Michelangelo die Möglichkeit eröffnete 1501 nach seinem ersten Romaufenthalt wieder in die Heimatstadt Florenz zurückzukehren.
Der junge Michelangelo, durch die römische Pietà und den Bacchus bereits ein anerkannter Bildhauer, nahm während seiner Zeit in Florenz von März 1501 bis März 1505 eine Unmenge von Aufträgen an: Der Piccolomini-Auftrag vom Juni 1501 beinhaltete 15 Marmorfiguren für den Altar, im August 1501 erhielt er den Auftrag für den Marmor-David, und nur ein Jahr später beauftragte ihn Pierre Rohan mit einem heute verschollenen Bronze-David. Im April 1503 verpflichtete
sich Michelangelo dazu zwölf überlebensgroße Apostel für den Florentiner Dom fertigzustellen, von denen er allerdings nur den Matthäus überhaupt begann, ihn aber nicht vollendete. Im etwa gleichen Zeitraum lagen die Privataufträge für ein Tondo Doni, Tondo Pitti und Tondo Taddei. Etwa August 1505 vollendete er die Brügger Madonna, die wohl Ende 1503 in Auftrag gegeben worden war. Bis zum
März 1505 arbeitete er noch an dem Fresko der Cascina-Schlacht im Palazzo Vecchio, ehe er vom Papst Julius II. nach Rom beordert wurde.
Von den vielen Aufträgen mit insgesamt 37 Einzelwerken erfüllte Michelangelo mit dem Tondo Doni, dem Marmor- und dem Bronze-David sowie der Brügger Madonna nur vier. Der nicht erfüllte Piccolomini-Auftrag hingegen belastete Michelangelo bis an sein Lebensende: 1537 wurde er von Antonmaria Piccolomini um die Entwürfe der noch fehlenden Figuren gebeten. Am 21.4.1564 zahlte Michelangelos Neffe Leonardo, kurz nach dem Tod des Künstlers, 100 Dukaten an die Piccolomini-Erben zurück.
In jüngerer Zeit wandte man sich wieder vermehrt dem Auftrag zu. Besonders rückte er wieder näher ins Blickfeld der Forschung, als durch Unklarheiten die Vermutung geäußert wurde, dass Michelangelo die Brügger Madonna ursprünglich für den Sieneser Altar anfertigen wollte, sie dann aber als „Geschäftsmann Michelangelo“, zu einem Vorteil von 33⅓ Dukaten, an die flämischen Kaufleute der M
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand
- Die Figuren des Piccolomini-Altars
- Die Brügger Madonna
- Die Piccolomini-Madonna?
- Schluss
- Bildanhang
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Forschungsstand zur Diskussion, ob die Brügger Madonna für den Piccolomini-Altar in Siena geschaffen worden ist oder nicht. Dabei werden die zentralen Argumente und Streitpunkte aufgezeigt und in einer abschließenden Bemerkung kurz reflektiert.
- Michelangelos Piccolomini-Auftrag und seine Bedeutung im Kontext seines Gesamtwerks
- Die Entstehung der Brügger Madonna und die Möglichkeit ihrer ursprünglichen Bestimmung für den Piccolomini-Altar
- Die Argumente für und gegen eine Verbindung der Brügger Madonna mit dem Sieneser Altar
- Der Vertrag zwischen Michelangelo und den Piccolomini und seine Relevanz für die Diskussion
- Die Rolle von Michelangelo als "Geschäftsmann" im Zusammenhang mit der Brügger Madonna
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung des Piccolomini-Altars und der Brügger Madonna im Gesamtwerk Michelangelos und stellt den Kontext ihrer Entstehung dar. Die Arbeit fokussiert sich auf den Forschungsstand zur möglichen ursprünglichen Bestimmung der Brügger Madonna für den Sieneser Altar.
Forschungsstand
Dieser Abschnitt beleuchtet den Forschungsstand zur Frage, ob die Brügger Madonna für den Piccolomini-Altar in Siena geschaffen worden ist. Die wichtigsten Argumente und Streitpunkte werden diskutiert.
Die Figuren des Piccolomini-Altars
Es werden der Hintergrund und der Vertrag des Piccolomini-Auftrags, die Beschreibung der geplanten Figuren sowie die von Michelangelo gelieferten Werke beleuchtet.
Die Brügger Madonna
Die Entstehung der Brügger Madonna wird beleuchtet und die Möglichkeit ihrer ursprünglichen Bestimmung für den Piccolomini-Altar diskutiert.
Die Piccolomini-Madonna?
Dieser Abschnitt untersucht die Argumente für und gegen eine Verbindung der Brügger Madonna mit dem Sieneser Altar.
Schlüsselwörter
Michelangelo, Piccolomini-Altar, Brügger Madonna, Siena, Florenz, Forschungsstand, Vertrag, Skulptur, Renaissance, Kunstmarkt, "Geschäftsmann Michelangelo".
- Arbeit zitieren
- Sebastian Halle (Autor:in), 2011, Der Piccolomini-Altar und die Brügger Madonna – Die Piccolomini-Madonna?, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/182759