Die Ärzte Vater und Sohn Ruland zählen zu den berühmtesten Ärzten des 16. und 17. Jahrhunderts. Ruland der Ältere, ein bekannter Anhänger von Paracelsus , beteiligte sich rege an der öffentlichen theologischen Debatte seiner Zeit. Ruland der Jüngere, auch Martinus Rulandus oder Martin Rulandt, führte das geistige Werk seines Vaters weiter und veröffentlichte u.a. sein Lexikon der Alchemie, das Informationen über sämtliche Themen, von der Behandlung von Erzen bis hin zum Elixier des Lebens enthielt. Rulands Arbeit gilt als Schlüssel zum Verständnis der verschiedenen geheimen Begriffe, die Paracelsus und seine Anhänger verwendeten.
Inhaltsverzeichnis
- Vom Lauinger Stadtphysikus zum kaiserlichen Leibarzt – der Alchimist Martin Ruland der Jüngere
- Am 3. Februar 1602 starb Vater Ruland im Alter von 70 Jahren.
- Martin Ruland der Jüngere wurde am 11. November 1569 in Lauingen geboren.
- Nach dem Besuch des Gymnasium illustre, an welchem Ruland der Jüngere sich durch hervorragende schulische Leistungen hervortat, wurde er im Alter von 14 Jahren am 13. September 1583 an der Universität Tübingen immatrikuliert.
- In den 1590er Jahren wirkte er als Stadtphysikus in Regensburg und unterstützte in dieser Zeit seinen Vater bei der Herausgabe einiger Bände von dessen Schrift ‚Curationum Centuriae’. 1594 heiratete er Benigna, die Tochter des Johann Diemer, einem Advokat und Ratsherrn in Regensburg.
- Als Alchemist propagierte Ruland wie Kepler und Paracelsus die Heilwirkung der spagyrischen Medizin, damit gehörte er zur ‚secta chymicorum’, welcher die Naturwissenschaft einen Teil der chemischen Grundlagen verdankt.
- Wahrscheinlich dank dieser Verbindung wurde er nach Prag an die Habsburgische Residenz von Kaiser Rudolf II. berufen, wo er ab 1607 als Hofmedikus und seit Ende 1608 als Leibarzt in dessen Dienste trat.
- Im Jahre 1607 hat Martin Ruland eine Arbeit in drei Teilen veröffentlicht, welche sich chemischen Problemen widmete und dem wahren Weg zum Stein der Weisen. Dieses Werk wurde manchmal irrtümlich seinem Vater, Martin Ruland dem Älteren, zugeschrieben.
- Ruland führte das geistige Werk seines Vaters weiter und veröffentlichte 1606 ein alchemistisches Traktat mit dem Titel ‚Lapidis Philosophici Vera Conficiendi Ratio’. Mit seiner 1608 verlegten Schrift ‚Propugnaculum chymiatriae: das ist Beantwortung und Beschützung der alchymistischen Arztneyen’ beschäftigte sich der experimentierende Forscher weniger mit dem transmutatorischen Aspekt, als vielmehr mit der ‚Alchemia medica’.
- Dessenungeachtet gelangte Martin Ruland aufgrund der Gunst des Kaisers im Jahre 1608 bis zum Adelsbrief. Melchior Goldast von Haiminsfeld hielt 1612 in einem Kommentar fest, dass der erkrankte Kaiser Rudolf seinen Behörden Altmanstedt und Ruland d. J. als Leibärzte nannte.
- Kurz vor seinem Tod vollendete Martin Ruland sein Lexikon der Alchemie, das Informationen über sämtliche Themen, von der Behandlung von Erzen bis hin zum Elixier des Lebens enthielt.
- Rulands Lexicon gilt als Schlüssel zum Verständnis der verschiedenen geheimen Begriffe, die Paracelsus und seine Anhänger verwendeten.
- Martin Ruland muss ein erheblicher Polemiker gewesen sein, sowohl in diesem Fachgebiet als auch in anderen Bereichen.
- Am 23. April 1611 verstarb er im Alter von 41 Jahren an der in seinem Werk ‚De perniciosa luis Hungaricae tecmarsi et curatione’ beschriebenen Krankheit, dem sog. Ungarischen Fieber, das in diesem Jahr in Prag wütete und wurde am 27. April in der Prager Kirche St. Nikolaus auf der Kleinseite bestattet.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Biografie zeichnet ein umfassendes Bild des Lebens und Werkes von Martin Ruland dem Jüngeren, einem bedeutenden Arzt und Alchemisten des 17. Jahrhunderts. Sie beleuchtet seine Karriere, seine Schriften und seinen Einfluss auf die medizinische und alchemistische Welt seiner Zeit.
- Die Biografie untersucht den Werdegang von Martin Ruland dem Jüngeren, ausgehend von seiner Ausbildung an der Universität Tübingen bis hin zu seiner Tätigkeit als Leibarzt des Kaisers Rudolf II.
- Sie beleuchtet Rulands alchemistische Forschungen, seine Schriften über chemische Medizin und seine Auseinandersetzung mit den Theorien von Paracelsus und Kepler.
- Die Biografie analysiert Rulands Beiträge zur Epileptologie und seine bemerkenswerten Fallbeschreibungen, die Einblicke in die medizinische Praxis der Zeit bieten.
- Sie beleuchtet Rulands Rolle in der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Debatte seiner Zeit, insbesondere in Bezug auf die Kontroversen um die Chemiatrie und die Naturwissenschaft.
- Die Biografie präsentiert einen detaillierten Einblick in Rulands Bibliothek und seine Interessen an Theologie und Okkultismus.
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel führt in die Familie Ruland ein und beleuchtet die Lebensgeschichte von Martin Ruland dem Älteren, dem Vater des Protagonisten. Es beschreibt seinen Werdegang als Stadtphysikus, seine Schriften und seinen Einfluss auf die medizinische Szene des 16. Jahrhunderts.
- Kapitel zwei widmet sich der Geburtsstätte des Protagonisten, Lauingen, und der Geschichte des dortigen ‚Gymnasium illustre’, an dem Martin Ruland der Jüngere seine Ausbildung erhielt. Es beschreibt das Schulsystem und die akademische Atmosphäre in Lauingen und setzt diese in Bezug zu den protestantischen und katholischen Strömungen der Zeit.
- Das dritte Kapitel behandelt die Studienjahre des Protagonisten an den Universitäten Tübingen, Jena und Basel. Es beschreibt seinen wissenschaftlichen Werdegang und die Herausforderungen, die sich ihm während seiner Ausbildung stellten.
- Kapitel vier beleuchtet Rulands Zeit als Stadtphysikus in Regensburg und seine Zusammenarbeit mit seinem Vater. Es beschreibt seine medizinischen Leistungen, seine Schriften und seine Familie.
- Kapitel fünf untersucht Rulands alchemistische Forschungen und seine Schriften über die spagyrische Medizin. Es beleuchtet seine Auseinandersetzung mit Paracelsus und Kepler sowie die Kritik, die er für seine Verwendung chemischer Heilmittel erhielt.
- Kapitel sechs zeichnet Rulands Karriere am Hofe des Kaisers Rudolf II. in Prag nach. Es beschreibt seine Rolle als Hofmedikus und Leibarzt, seine wissenschaftliche Umgebung und den Einfluss der Alchemie am kaiserlichen Hof.
- Kapitel sieben analysiert Rulands bedeutendes Werk ‚Lexicon Alchemiae’ und dessen Rolle im Verständnis der alchemistischen Terminologie und Symbolik. Es beleuchtet Rulands Auseinandersetzung mit dem Begriff der Materia prima und seine Interpretationen der alchemistischen Prinzipien.
- Das achte Kapitel beleuchtet Rulands Beteiligung an der Debatte über lokale Wunder, insbesondere den Fall eines schlesischen Jungen, der angeblich mit einem goldenen Zahn geboren worden sei. Es analysiert seine Schriften und seine Auseinandersetzung mit anderen Medizinern der Zeit.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieser Biografie sind die medizinische und alchemistische Praxis des 16. und 17. Jahrhunderts, die Rolle von Wissenschaft und Glaube in der Frühen Neuzeit, die Auseinandersetzung mit den Theorien von Paracelsus und Kepler sowie die Geschichte der Chemiatrie. Die Biografie beschäftigt sich mit zentralen Begriffen wie Spagyrik, Transmutation, Materia prima, Stein der Weisen, chemische Medizin und dem Einfluss von Wissenschaft und Okkultismus auf die Medizin der Zeit.
- Arbeit zitieren
- Felicitas Söhner (Autor:in), 2011, Vom Lauinger Stadtphysikus zum kaiserlichen Leibarzt, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/181010