Als Sänger der Hochphase führt Reinmar der Alte, der um 1200 gewirkt hat, die Tradition des rheinischen Minnesangs fort und thematisiert in seinen Liedern vor allem die Leiderfahrung der Hohen Minne, deren Ästhetisierung er betreibt. Dementsprechend stellt ein Großteil seiner überlieferten Lieder Minneklagen dar.
Es finden sich aber auch, wie bei keinem anderen, zahlreiche Frauenstrophen: Sechs reine Frauenmonologe MF 167,31; 178,1; 186,19; 192,25; 199,25; 203,10 sowie zwei Dialoge MF 177, 10 und MF 195,37. In einigen dieser Lieder propagiert Reinmar einen traditionellen Typus, in dem die Frau als Liebende erscheint und über ihre Zuneigung zu einem abwesenden Mann spricht, in anderen versucht er „die Aussagemöglichkeiten des Frauenlieds mit dem Diskurs über die hohe Minne zu verbin-den.“
Gegenstand dieser Arbeit ist das Lied Sage daz ich dirs iemer lône (MF 177,10), das in einem ersten Schritt dahingehend analysiert werden soll, worin das Dilemma der vrowe besteht, was zu diesem Zustand führt, ob es Lösungsmöglichkeiten gibt und welche Konsequenzen diese für sie haben. In einem zweiten Schritt soll geklärt werden, welche Funktion diese Darstellung haben könnte.
Zunächst wird unter Punkt 2 die Überlieferung geklärt sowie ein möglicher Zusammenhang zu weiteren Liedern Reinmars und anderer Minnesänger erläutert. Auch eine Einordnung in den Gattungskontext findet statt. Es folgt die Analyse der Form (Punkt 3), die damit abschließt, ob die gewonnenen Erkenntnisse von Bedeutung für die inhaltliche Analyse sind. Unter Punkt 4.1. wird zunächst dargelegt, wer in den einzelnen Strophen wann spricht und ob die Verse eindeutig den Sprechern zuzuordnen sind. Anschließend (Punkt 4.2.) werden die einzelnen Strophen textnah anhand der oben genannten Fragen betrachtet und zusammengefasst (4.3.). Unter Punkt 5 soll dann dessen mögliche Funktion und Bedeutung für den Minnesang geklärt werden. Im abschließenden Fazit (Punkt 6) werden die gewonnenen Erkenntnisse zusammengetragen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Überlieferung, Intertextualität und Gattung
- 3. Die Form
- 4. Der Inhalt
- 4.1. Wer spricht?
- 4.2. Analyse der einzelnen Strophen
- 4.2.1. Strophe 1
- 4.2.2. Strophe 2
- 4.2.3. Strophe 3
- 4.2.4. Strophe 4
- 4.2.5. Strophe 5
- 4.3. Das Dilemma der vrowe: Zusammenfassung
- 5. Die Funktion des Dilemmas
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Reinmars Lied „Sage daz ich dirs iemer lône“ (MF 177,10). Das Hauptziel besteht darin, das Dilemma der Frau im Lied zu identifizieren, seine Ursachen und möglichen Lösungen zu untersuchen und die Funktion dieser Darstellung im Kontext des Minnesangs zu erörtern. Die Analyse umfasst die Überlieferung, Intertextualität, Form und inhaltliche Aspekte des Liedes.
- Das Dilemma der Frau im Minnesang
- Intertextuelle Bezüge zu anderen Liedern Reinmars und anderer Minnesänger
- Formale Aspekte des Liedes und deren Bedeutung für die inhaltliche Interpretation
- Die Funktion des Frauen-Boten-Dialogs im Minnesang
- Die Bedeutung des Liedes im Kontext der Minne-Lyrik
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt Reinmar den Alten als wichtigen Vertreter des Minnesangs vor. Sie betont die Häufigkeit von Frauenstrophen in seinem Werk und benennt das zu analysierende Lied „Sage daz ich dirs iemer lône“. Die Einleitung skizziert den Forschungsansatz: Analyse des Dilemmas der Frau, der Ursachen, möglicher Lösungen und der Funktion dieser Darstellung im Minnesang. Der Forschungsweg wird prägnant umrissen, indem die einzelnen Kapitel und ihre Schwerpunkte kurz vorgestellt werden.
2. Überlieferung, Intertextualität und Gattung: Dieses Kapitel untersucht die Überlieferung des Liedes in verschiedenen Handschriften und diskutiert mögliche Zusammenhänge mit anderen Liedern Reinmars und anderer Minnesänger. Es wird die Hypothese einer möglichen Liedsequenz erörtert, wobei „Sage daz ich dirs iemer lône“ als erstes Lied betrachtet wird. Weiterhin wird die Einordnung des Liedes in den gattungsspezifischen Kontext des Minnesangs beleuchtet, unter Einbezug von Dialog- und Frauenlied-Elementen und seiner Einzigartigkeit als Frau-Bote-Dialoglied des 12. Jahrhunderts. Vergleiche mit Werken anderer Autoren, wie Heinrich von Veldeke und Wolfram von Eschenbach, werden gezogen, um intertextuelle Bezüge und Parallelen aufzuzeigen.
3. Die Form: Die formale Analyse des Liedes konzentriert sich auf den Aufbau der fünf Kanzonenstrophen mit ihren sechshebigen Versen und dem alternierenden Reimschema. Es wird die metrische Struktur detailliert beschrieben, wobei die Iso- und Heterometrie der Strophen hervorgehoben wird. Die enge Verknüpfung der Strophen in den Handschriften b und C wird analysiert und die Frage nach der Einheitlichkeit des Gedichtes erörtert. Die Wahl der schlichten Form wird im Hinblick auf den komplexen Inhalt diskutiert und die Bedeutung der formalen Einfachheit für die inhaltliche Interpretation herausgearbeitet.
Schlüsselwörter
Reinmar der Alte, Minnesang, Frauenlied, Dilemma der Frau, Botenlied, Intertextualität, Formale Analyse, Metrik, Reimschema, Minnelyrik, Hochmittelalter, Dialog, Monolog.
Häufig gestellte Fragen zu Reinmars Lied „Sage daz ich dirs iemer lône“
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Reinmars Lied „Sage daz ich dirs iemer lône“ (MF 177,10). Der Fokus liegt auf der Identifizierung des Dilemmas der Frau im Lied, der Untersuchung seiner Ursachen und möglichen Lösungen sowie der Erörterung der Funktion dieser Darstellung im Kontext des Minnesangs.
Welche Aspekte des Liedes werden untersucht?
Die Analyse umfasst die Überlieferung, Intertextualität, Form und inhaltliche Aspekte des Liedes. Dies beinhaltet die Untersuchung der formalen Struktur (Metrik, Reimschema), die Erörterung intertextueller Bezüge zu anderen Werken Reinmars und anderer Minnesänger, sowie die detaillierte inhaltliche Analyse, insbesondere des Dilemmas der Frau.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Kapitel 1 (Einleitung) führt in die Thematik ein und stellt den Forschungsansatz vor. Kapitel 2 (Überlieferung, Intertextualität und Gattung) untersucht die Überlieferung und den gattungsspezifischen Kontext des Liedes. Kapitel 3 (Die Form) analysiert die formale Struktur des Liedes. Kapitel 4 (Der Inhalt) untersucht den Inhalt detailliert, inklusive einer Strophenanalyse. Kapitel 5 (Die Funktion des Dilemmas) erörtert die Funktion des dargestellten Dilemmas. Kapitel 6 (Fazit) fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Schlüsselthemen werden behandelt?
Schlüsselthemen sind das Dilemma der Frau im Minnesang, intertextuelle Bezüge zu anderen Liedern Reinmars und anderer Minnesänger, formale Aspekte des Liedes und deren Bedeutung für die inhaltliche Interpretation, die Funktion des Frauen-Boten-Dialogs im Minnesang und die Bedeutung des Liedes im Kontext der Minne-Lyrik.
Wie wird das Dilemma der Frau analysiert?
Die Analyse des Dilemmas der Frau umfasst die Identifizierung des Problems, die Untersuchung seiner Ursachen und die Erörterung möglicher Lösungen. Die Analyse bezieht die inhaltliche und formale Gestaltung des Liedes mit ein.
Welche Rolle spielt die Intertextualität in der Analyse?
Die Intertextualität spielt eine wichtige Rolle, indem mögliche Zusammenhänge mit anderen Liedern Reinmars und anderer Minnesänger untersucht werden. Dies hilft, das Lied in einen größeren Kontext einzuordnen und seine Bedeutung besser zu verstehen.
Welche methodischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit verwendet eine Kombination aus literaturwissenschaftlichen Methoden, darunter formale Analyse (Metrik, Reimschema), inhaltliche Interpretation und intertextuelle Analyse. Die Analyse stützt sich auf die Auswertung der Überlieferung des Liedes in verschiedenen Handschriften.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Reinmar der Alte, Minnesang, Frauenlied, Dilemma der Frau, Botenlied, Intertextualität, Formale Analyse, Metrik, Reimschema, Minnelyrik, Hochmittelalter, Dialog, Monolog.
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- Anonym (Autor:in), 2009, Das Dilemma der 'vrowe' in Reinmars "Sage daz ich dirs iemer lône", München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/180977