Die Entkopplung von Ehe und Elternschaft ist längst ein sozialer Tatbestand: Statistiken verschiedener Institutionen belegen diese Entwicklung in zahlreichen Nationen (US Census Bu-reau; Bradshaw 2002). Diese sich verändernden Familienstrukturen tragen zu einer immer häufiger anzutreffenden Einelternschaft bei, die je nach Land spezifisch ausgeprägt ist und normativ bewertet wird. Dabei ist ein Phänomen in den meisten Ländern anzutreffen: Allein-erziehende befinden sich überdurchschnittlich oft in einer prekären sozialen und gesundheitlichen Lage (Lange 2006: 123; Lampert et al. 2005; US Census Bureau; Bradshaw 2002).
Wie bereits erwähnt weisen Alleinerziehende durchschnittlich eine schlechtere psychische Gesundheit auf als Eltern, die Kinder mit Partner großziehen (Helfferich 2003: 11-15). So zeigen auch Berechnungen dieser Untersuchung (vgl. Tabelle 1), dass bei nur etwa 5% der mit Partner erziehenden Mütter eine depressive Erkrankung vom Arzt festgestellt wurde - dagegen liegt bei Alleinerziehenden der Anteil knapp drei Mal so hoch. Ähnlich ausgeprägt ist der An-teil derjenigen, die einen relativ niedrigen Mental Component Scale (i. F. MCS) Wert, auf-weisen: Nur etwa 16% der Mütter mit Partner im Haushalt besitzen einen auffällig niedrigen Wert, der auf eine beeinträchtigte psychische Gesundheit hinweist; dagegen zählen über ein Drittel der Alleinerziehenden in diese Kategorie.
Macht Alleinerziehen also krank?
Bei Betrachtung bereits durchgeführter Studien ist zu vermuten, dass dies stark von der individuellen Lebenssituation der/des Alleinerziehenden abhängt. [...]
Eben dieser Pluralisierung der Lebensformen und deren Wirkung auf die psychische Gesundheit soll innerhalb dieser Untersuchung Rechnung getragen werden. Nach Analyse verschiedener Studien kann bei vier Ausprägungen der individuellen Lebenssituation vermutet werden, dass diese eine moderierende Wirkung auf den Zusammenhang von Elternstatus und psychischer Gesundheit besitzen.
Auf Grundlage des in Kapitel 2 näher erläuterten theoretischen Rahmens der Ressourcen- und Belastungstheorie soll vor allem die moderierende Wirkung von insgesamt vier individuellen und kontextuellen Variablen im Vordergrund stehen: Die subjektiv eingeschätzte Zufriedenheit mit der finanziellen Lage, die Zufriedenheit mit der sozialen Unterstützung, der soziale Kontext mit Wohnsitz in den neuen/alten Bundesländern und der Regionstyp (Stadt-Land Unterschiede).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Relevanz des Themas
- Forschungsfrage
- Bisherige Forschung
- Theoretisches Konzept: Ressourcen und Belastungen als moderierende Variablen
- Ökonomische und soziale Ressourcen/Belastungen auf Individualebene: Zufriedenheit mit der finanziellen Lage und der sozialen Unterstützung
- Ressourcen und Belastungen auf der Kontextebene: Ost/West-Differenz und Regionstyp
- Methoden
- Datensatz und Untersuchungseinheiten
- Operationalisierung der Variablen
- Ergebnisse
- Deskriptive Untersuchungen
- Bivariate Untersuchungen
- Multivariate Regressionen
- Fazit
- Zusammenfassung der Ergebnisse und weitere Forschung
- Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit dem psychischen Gesundheitszustand alleinerziehender Mütter in Deutschland und analysiert den Einfluss von Ressourcen und Belastungen auf die individuelle Lebenssituation. Ziel ist es, die Auswirkungen des Alleinerziehens auf die psychische Gesundheit von Müttern unter besonderer Berücksichtigung heterogener Lebenslagen zu untersuchen.
- Die Rolle von ökonomischen und sozialen Ressourcen und Belastungen auf individueller Ebene
- Der Einfluss von Kontextfaktoren wie Ost/West-Differenz und Regionstyp auf den psychischen Gesundheitszustand von Müttern
- Die Bedeutung von Heterogenität in der Lebenslage von Alleinerziehenden für die psychische Gesundheit
- Die Analyse von Zusammenhängen zwischen Elternstatus, Ressourcen, Belastungen und psychischer Gesundheit
- Implikationen für die Politik und Gesellschaft zur Verbesserung der Lebensbedingungen und Unterstützung von Alleinerziehenden
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas „Macht Alleinerziehen krank?“ heraus und beleuchtet die steigende Anzahl von Alleinerziehenden sowie die damit verbundene besondere Lebenslage. Die Forschungsfrage wird präzisiert, und der bisherige Forschungsstand wird aufgezeigt. Im zweiten Kapitel wird das theoretische Konzept erläutert, wobei Ressourcen und Belastungen als moderierende Variablen betrachtet werden. Kapitel 3 widmet sich den Methoden, wobei der Datensatz und die Untersuchungseinheiten sowie die Operationalisierung der Variablen beschrieben werden. Die Ergebnisse der Untersuchung werden in Kapitel 4 präsentiert, wobei deskriptive und bivariate Untersuchungen sowie multivariate Regressionen vorgestellt werden. Das Kapitel 5 fasst die Ergebnisse zusammen und diskutiert Implikationen für weitere Forschung und Politik.
Schlüsselwörter
Alleinerziehende, psychische Gesundheit, Ressourcen und Belastungen, heterogene Lebenslagen, Ost/West-Differenz, Regionstyp, Sozialhilfe, Armutsrisiko, Chancengleichheit, Mental Component Scale (MCS), Mikrozensus 2009.
- Quote paper
- Anja Köngeter (Author), 2011, Macht Alleinerziehen krank?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/180005