Die Palästinafrage ist nicht nur der Kern des arabisch-israelischen Konflikts, sondern nach der Meinung vieler Nahost-Experten der Schlüssel zum Frieden im Nahen Osten. Deswegen ist die Literatur, die sich mit dem Thema beschäftigt, umfangreich und vielgestaltig. Sie ist insbesondere in den letzten zwei Jahrzehnten aufgrund des Friedensprozesses rapide gewachsen. Die Autoren beschäftigen sich nicht nur intensiv mit der Geschichte des Konfliktes, mit der Wirkung des Konflikts auf die arabisch-israelischen Beziehungen und auf den globalen „Kampf der Kulturen“ (Huntington) sowie mit den Ergebnissen des Friedensprozesses,1 sondern es werden auch die Perspektiven der Hauptakteure auf israelischer und palästinensischer Seite dargestellt, inzwischen oftmals auch durch die Akteure selbst.2
Es ist nahezu unmöglich, sich einen Gesamtüberblick über die Literatur zum Palästinakonflikt zu verschaffen, zumal sie inhaltlich sehr verschiedene – historische, politische, analytisch-kritische, individual-biographische, ideologisch gefärbte und polemische – Sichtweisen auf den israelisch-palästinensischen Konflikt abbildet.
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1 Eine Auswahlbibliographie findet sich bei Gernot Rotter/Schirin Fathi: Nahostlexikon. Der israelisch-palästinensische Konflikt von A-Z, Heidelberg 2001, S. 400-492. Siehe auch Glenn E. Perry: The Palestine Question: An Annotated Bibliography, Belmont, Massachussets 1990. Zur Geschichte des Konflikts siehe zum Beispiel: Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas: Von der osmanischen Eroberung bis zur Gründung des Staates Israel, München 52006; Martin Beck: Friedensprozess im Nahen Osten: Rationalität, Kooperation und politische Rente im Vorderen Orient, Wiesbaden 2002; Ludwig Watzal: Friedensfeinde. Der Konflikt zwischen Israel und Palästina in Geschichte und Gegenwart, Berlin 1998; Barry Rubin: Revolution until Victory? The Politics and History of the PLO, Cambridge 1994; Helmut Mejcher (Hg.): Die Palästina-Frage 1917-1948.
Historische Ursprünge und internationale Dimensionen eines Nationenkonflikts, Paderborn 21993.
2 Siehe zum Beispiel: Yossi Beilin: The Path to Geneva. The Path for a Permanent Agreement 1996-2004, New York 2004; Helga Baumgarten: Arafat, zwischen Kampf und Diplomatie, München 2002; Mahmoud Abbas: Through Secret Channels. The Road to Oslo, Reading 1995; Edward Said: Zionismus und palästinensische Selbstbestimmung, Stuttgart 1981; Abu Ijad: Heimat oder Tod. Der Freiheitskampf der Palästinenser, Düsseldorf/Wien 1979.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand
- Zur Bedeutung Hawatmehs und der DFLP
- Nayef Hawatmeh: Facetten seines Lebens
- Biographie
- Zur ökonomischen Basis der DFLP
- Die Entstehung der PDFLP
- Die Bewegung der arabischen Nationalisten
- Die ideologischen Grundlagen
- Hawatmehs Rolle in der Bewegung der arabischen Nationalisten
- Die ideologische Entwicklung
- Die Hinwendung zum Marxismus-Leninismus
- Die Formierung der PFLP und die Abspaltung der PDFLP
- Die Konflikte auf der August-Konferenz 1968
- Die Folgen der August-Konferenz
- Resümee: Vom arabischen Nationalismus zum Marxismus
- Die DFLP und der Terror: Distanzierung und Rechtfertigung
- Der „,Schwarze September“ 1970/71
- Der Hintergrund: Die Eskalation zwischen der PLO und Jordanien
- ,,Alle Macht dem Widerstand\": Die Rolle Hawatmehs in Jordanien
- Hawatmehs Staat im jordanischen Staate
- Hawatmehs Selbstkritik nach dem Schwarzen September
- Hawatmehs Konzepte von 1968 bis 1974
- Das volksdemokratische Palästina
- Das Verhältnis zur israelischen Linken (Matzpen)
- Das Etappenprogramm (al-Barnāmiğ al-marḥali) 1973/74
- Das Zehn-Punkte-Programm der PLO 1974
- Die DFLP und Camp David
- Die Palästinafrage im Vorfeld von Camp David
- Das Zerwürfnis mit der Fatah nach Sadats Israel-Besuch
- Das Camp-David-Abkommen I
- Die Haltung der DFLP zu Madrid und Oslo
- Die Madrider Friedenskonferenz
- Hawatmehs Argumente gegen die Madrider Konferenz
- Hawatmehs Kritik am Osloer Abkommen
- Die Forderung eines „umfassenden, ausgeglichenen“ Friedens
- Die Abspaltungen von der DFLP
- Die Entstehung der FIDA unter Yasser 'Abd Rabbo
- Weitere Abspaltungen
- Internationale Beziehungen der DFLP
- Die Hamas: „Totalitäre Politik“ – „irrationale Racheakte“
- Der Iran: Gemeinsamer Anti-Imperialismus
- Ägypten: Regelmäßige Konsultationen
- Jordanien: Normalisierung der Beziehungen
- Syrien: Anpassung an die Politik des Gastgebers
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Leben und Wirken von Nayef Hawatmeh, dem Gründer und langjährigen Generalsekretär der Demokratischen Front zur Befreiung Palästinas (DFLP). Sie untersucht seine Rolle als Wegbereiter und Kritiker einer friedlichen Lösung des Palästinakonflikts, indem sie seine biographischen Stationen, seine politischen Konzepte und seine Haltung zu verschiedenen Phasen des israelisch-palästinensischen Konflikts beleuchtet.
- Hawatmehs Rolle in der arabischen Nationalbewegung und seine Hinwendung zum Marxismus-Leninismus
- Die Gründung der DFLP und ihre Positionierung innerhalb der PLO
- Hawatmehs Haltung zu Gewalt und Terror und seine Beteiligung am „Schwarzen September“
- Die Entwicklung von Hawatmehs politischen Konzepten und ihre Auswirkungen auf den Friedensprozess
- Die internationalen Beziehungen der DFLP und Hawatmehs Kritik an verschiedenen Akteuren im Nahen Osten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Forschungsstand zur Palästinafrage und die Bedeutung von Hawatmeh und der DFLP dar. Kapitel 2 zeichnet die Biographie Hawatmehs nach und beleuchtet die ökonomische Basis der DFLP. In Kapitel 3 wird die Entstehung der DFLP und ihre Abspaltung von der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) analysiert. Kapitel 4 untersucht die Position der DFLP zum Terror und beleuchtet Hawatmehs Distanzierung und Rechtfertigung von Gewaltakten. Kapitel 5 befasst sich mit dem „Schwarzen September“ 1970/71 und der Rolle Hawatmehs in Jordanien. Kapitel 6 analysiert Hawatmehs politische Konzepte von 1968 bis 1974, einschließlich seines volksdemokratischen Palästinakonzepts und seiner Haltung zur israelischen Linken.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Nayef Hawatmeh, DFLP, Palästinakonflikt, arabischer Nationalismus, Marxismus-Leninismus, PLO, „Schwarzer September“, Friedensprozess, Camp David, Madrid, Oslo, internationale Beziehungen, Hamas, Iran, Ägypten, Jordanien, Syrien.
- Arbeit zitieren
- Naser Khalil (Autor:in), 2010, Nayef Hawatmeh (DFLP): Wegbereiter und Kritiker einer friedlichen Beilegung des Palästinakonflikts, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/177485