„Die Frage: wohin Italien geht, ist […] untrennbar mit der Beantwortung der Frage verbun-den, woher Italien kommt und wo das Land steht. Welche Strukturen prägen das Land, was macht Italien […], politisch und kulturell zu dem spezifischen Land, das es ist?“ Die Be-antwortung dieser Frage bezüglich des Zeitraums der „Ersten Republik“ stellt das Ziel dieser Arbeit dar. Im Zentrum stehen dabei die Parteien als Hauptakteure des politischen Entschei-dungssystems mit ihrer alles durchdringenden Vormachtstellung in Politik, Staat, Gesell-schaft und Wirtschaft. Als Verursacher, bzw. Nutzniesser der strukturellen Defizite Italiens wie bspw. der starken Fragmentierung und Polarisierung des Parteiensystems stehen sie im Mittelpunkt des Interesses.
Durch einen groben Überblick über die Entwicklung des politischen Systems der „Ersten Republik“, wird die Komplexität des Wechselspiels zwischen den politischen, kulturellen und strukturellen Ursachen der Fehlentwicklungen der italienischen Parteienherrschaft dar-gestellt. Als „Erste Republik“ wird allgemein üblich der Zeitraum zwischen 1948 und dem tiefgreifenden Transformationsprozess des politischen Systems seit Beginn der 1990er Jahre bezeichnet. Im Verlaufe der Arbeit soll geklärt werden, welche Bedeutung die historisch gewachsene politische Kultur als informelle Grundlage des politischen Systems auf dessen Entwicklung und die der Parteien hat. Auch der Einfluss des an erster Stelle für die zahlreichen Struktur- und Defizitprobleme des Parteiensystems verantwortlich gemachten Wahlsystems wird näher beleuchtet, ebenso wie die Faktoren, welche zur komplizierten Struktur und den unübersehbaren Verhältnissen der italienischen Nachkriegspolitik führten. Auch werden die zahlreichen spezifisch italienischen Eigenarten wie die partitocrazia und die dauernde Gegenüberstellung der zwei Hegemonialparteien DC und PCI beleuchtet.
These:
Das italienische Parteiensystem und seine Fehlentwicklungen sind das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels einer Vielzahl langfristiger, fliessend ineinander übergehender historischer, kultureller und politischer-institutioneller Faktoren und deren Wechselwirkungen. Die Folge davon ist, dass die eigentlichen Bestimmungsfaktoren in der „Ersten Republik“ nicht die politischen Institutionen, sondern die Parteien, bzw. deren Par-teizentralen oder Flügel waren.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Einleitung
- Die politische Kultur Italiens
- Staatsferne und Unzufriedenheit
- Die katholische und kommunistische Subkultur
- Nord-Süd-Konflikt
- Klientelismus
- Das Wahlsystem der „Ersten Republik“ bis 1993
- Entstehungsgeschichte
- Das Wahlsystem und seine Auswirkungen aufs Parteiensystem
- Hauptmerkmale des Parteiensystems der „Ersten Republik“
- Die Struktur des Parteiensystems und dessen politischer Rahmen
- Pentapartito - die Fünf-Parteien-Koalition
- Die correnti - Parteiensysteme innerhalb der Parteien
- Die ,,blockierte Demokratie\" – ein unvollständigen Zweiparteiensystem
- Die partitocrazia - die Herrschaft der Parteien
- Die Instabilität der Regierungen und Regierungskrisen
- Ausblick - Krise des traditionellen Parteiensystems
- Schlussfolgerungen und Fazit
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem italienischen Parteiensystem während der „Ersten Republik“ und analysiert die Ursachen seiner Fehlentwicklungen. Im Mittelpunkt stehen die Parteien als dominierende Akteure des politischen Entscheidungsprozesses, deren Vormachtstellung in Politik, Staat, Gesellschaft und Wirtschaft beleuchtet wird.
- Die Bedeutung der politischen Kultur Italiens als Grundlage des politischen Systems
- Der Einfluss des Wahlsystems auf die Struktur und die Defizite des Parteiensystems
- Die Merkmale und Eigenheiten des italienischen Parteiensystems, wie z.B. die partitocrazia
- Die Faktoren, die zur komplizierten Struktur und den unübersehbaren Verhältnissen der italienischen Nachkriegspolitik führten
- Der Zusammenbruch des traditionellen Parteiensystems in den 1990er Jahren
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Fragestellung und den Fokus der Arbeit vor und beschreibt die Zielsetzung, die Methodik und den Aufbau der Arbeit.
- Kapitel 2 erläutert die Grundzüge der politischen Kultur Italiens, die für das Verständnis des politischen Systems der „Ersten Republik“ von Bedeutung sind.
- Kapitel 3 gibt einen Überblick über die Entstehungsgeschichte des Wahlsystems und analysiert dessen weitreichende Auswirkungen auf die politische Struktur.
- Kapitel 4 analysiert die Struktur und die Entwicklung des traditionellen italienischen Parteiensystems, inklusive seiner Eigenheiten wie der Parteienherrschaft.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem italienischen Parteiensystem, der politischen Kultur Italiens, dem Wahlsystem der „Ersten Republik“, der partitocrazia, der „blockierten Demokratie“, der Fünf-Parteien-Koalition, den correnti, der Instabilität der Regierungen, der Regierungskrisen und dem Zusammenbruch des traditionellen Parteiensystems.
- Arbeit zitieren
- Carole Gobat (Autor:in), 2010, Merkmale und Fehlfunktionen des italienischen Parteiensystems der 1. Republik, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/175083