Populäre Filme, TV-Serien, Werbespots oder bekannte Filmfiguren haben einen enormen Einfluss auf das Image ihrer Schauplätze und auf unsere kulturräumlichen Vorstellungen. Erfolgreiche Filme erreichen ein Millionenpublikum und in der Folge dessen gewinnt Filmtourismus weltweit an Bedeutung. Filme haben sich zu einer Institution für den Tourismusmarkt entwickelt. Ein Grund liegt in den Gemeinsamkeiten des Films und der Reise – beide entführen für eine gewisse Zeit aus dem Alltag heraus in eine Welt mit traumhaften Elementen.
Mit dem Anstieg visueller Filmreisen wächst auch deren Einfluss, nicht nur in Bezug auf touristische Ankünfte. Hinter all dem verbirgt sich ein äußerst komplexes Wahrnehmungsphänomen. Mit den Wirkungen medialer Darstellungen beschäftigt sich die Filmgeographie und stößt dabei stetig auf Probleme, die den Beweis filmischer Einflüsse schwierig machen. Zum einen, weil wir mediale Informationen vielfach unterbewusst wahrnehmen und wir uns deswegen nicht gut an mediale Inhalte erinnern (mediale Absenz). Zum anderen emotionalisieren uns Filme in besonderem Maße. Doch es fällt uns schwer, diese Gefühle zu beschreiben oder sie irgendwie zu messen. Diese Schwierigkeiten machen aber gleichzeitig auch den Reiz des filmgeographischen Themas aus. Um die Probleme ein wenig zu kompensieren, wurden für die vorliegende Dissertation zwei Ansätze gewählt: einerseits die interdisziplinäre Herangehensweise an das Thema. Somit konnten Erkenntnisse aus der Geographie, Soziologie, Tourismus- und Filmwissenschaft, sowie der Wahrnehmungspsychologie in die Forschungsarbeit einfließen. Andererseits richtet sich das Augenmerk auf die Subkultur der Backpacker in Verbindung mit dem speziellen Genre der Reisefilme, um das weite Forschungsfeld etwas einzugrenzen.
Die Zusammenarbeit zwischen touristischem Marketing und Filmemachern ist ein lukratives Geschäft für beide Seiten. Das so genannte Landside oder Country Placement stellt die effektivste Form der touristischen Werbung dar. Eine Marketingstrategie aus bewusster und unterbewusster Kommunikation kann bei optimalen Bedingungen zum dauerhaften Erfolg eines Drehortes führen. Das Phänomen der Anziehungskraft von Filmen ist nicht allein auf die westliche Welt beschränkt, wie beispielsweise indische Filme zeigen. Doch eine Gefahr der Realitätsverzerrung durch mediale Darstellungen ist nicht zu unterschätzen. Besonders die soziokulturelle Entwicklung unvorbereiteter Destinationen kann durch Filmprojekte gefährdet werden.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG: FILME, DIE BEFLÜGELN
- Relevanz des Themas
- Stand der Forschung
- Fragestellung, Ziele und Aufbau
- FILMGEOGRAPHIE: REISEFILME UND FILMREISEN
- Abenteuergeschichten und anziehende Drehorte
- Mediale Emotionen - Reizen der Sehnsüchte
- Gefühlvolle Inszenierung – filmische Stilmittel der Emotionalisierung
- Spielfilme und TV-Serien
- Dokumentarfilme und Filmexpeditionen
- Werbefilme und Reiseberichte
- Imagebildung durch Filme
- Nutzen und Last für Reiseindustrie, Drehorte und Bevölkerung
- Fazit
- REISEN WIE IM KINO: PERSPEKTIVEN DER FREIHEITSSUCHE
- Backpacker und Globetrotter im Film
- Imaginäre Geographie - räumliche Vorstellungen und Erwartungen
- Film- und Reisewahrnehmung - das Bewusste und Unbewusste
- Filmtouristen und ihre Reisezufriedenheit
- Filmische Impulse mit kulturübergreifender Reisemotivation
- Fazit
- METHODIK: FILMANALYSE UND EMPIRISCHE FORSCHUNG
- Auswahl der Filme und Drehorte
- Modelle räumlicher und affektiver Filmanalyse
- Empirische Möglichkeiten der Filmwirkung und Filminterpretation
- Bewertung der angewandten Methoden
- FILMGEOGRAPHISCHE ANALYSEN: FERNWEH DURCH FILMKUNST
- Filmbeispiele: The Beach, Das wilde Leben, Die Reise des jungen Ché, Into the Wild, Hotel Very Welcome, Hippie Masala
- Produktions- und Inhaltsanalyse ausgewählter Reisefilme
- Filmgeographische Impulse aussagerelevanter Sequenzen
- Filminterpretation und Wirkung auf die Reisemotivation
- Beeinflussung räumlicher Vorstellungen durch Filmszenen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Dissertation „Filme, die beflügeln“ untersucht den Einfluss von Filmen auf die Reisemotivation, die Raumwahrnehmung und die Imagebildung. Sie beschäftigt sich mit der Frage, wie filmische Inszenierungen unsere Weltbilder prägen, Reisebedürfnisse wecken und unsere Wahrnehmung von Räumen beeinflussen.
- Der Einfluss von Reisefilmen auf die Reisemotivation
- Die Rolle von Filmen in der Konstruktion von Raumvorstellungen
- Filmische Inszenierungen als Instrument der Imagebildung
- Die Interaktion zwischen medialen und persönlichen Reiseerfahrungen
- Die Bedeutung von Filmen für Tourismus und Destination Marketing
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz des Themas, den Stand der Forschung und die Fragestellung der Dissertation darlegt. Kapitel 2 widmet sich dem Forschungsfeld der Filmgeographie und analysiert verschiedene Filmgenres, die Reisemotivationen beeinflussen. Die Analyse konzentriert sich auf die Inszenierungsstrategien und Stilmittel, die Filme einsetzen, um Emotionen zu evozieren und Sehnsüchte zu wecken. Kapitel 3 befasst sich mit der Reisemotivation von Filmtouristen und analysiert die Zusammenhänge zwischen Filmwahrnehmung und Reiseerfahrung. Kapitel 4 stellt die Methodik der Dissertation vor, die sich sowohl auf Filmanalyse als auch auf empirische Forschung stützt. Kapitel 5 schließlich analysiert die Filmbeispiele „The Beach“, „Das wilde Leben“, „Die Reise des jungen Ché“, „Into the Wild“, „Hotel Very Welcome“ und „Hippie Masala“ und untersucht ihre Auswirkungen auf die Reisemotivation und die Raumwahrnehmung.
Schlüsselwörter
Filmgeographie, Reisemotivation, Raumwahrnehmung, Imagebildung, Filmanalyse, Empirische Forschung, Filmtourismus, Reisefilme, Destination Marketing.
- Quote paper
- Dr. Stefan Siehl (Author), 2011, Filme, die beflügeln, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/170769