Dem Leser von Darstellungstexten zu mittelalterlichen Urkunden, dem Thema also, welches sich diese Hausarbeit widmen möchte, fällt sofort ins Auge, dass ihre Autoren oftmals die Wichtigkeit dieser Quellengattung für die Erforschung des Mittelalters betonen. So bezeichnet Brandt Urkunden „als die häufigsten und wichtigsten Quellen zur mittelalterlichen Geschichte“. Auch Goetz unterstreicht gleichfalls, dass „neben Historiographie und Hagiographie Urkunden zu den wichtigsten mittelalterlichen Quellen [zählen]“. Warum Urkunden ohne Zweifel die hier erwähnte Wichtigkeit einnehmen, wird spätestens am Schluss dieser Hausarbeit offensichtlich geworden und daher in einem kurzen Fazit nochmaliger Gegenstand sein.
Umso erstaunlicher ist es dennoch, dass die letzte große deutschsprachige Gesamtdarstellung zur Urkundenlehre vor 79 Jahren erschienen ist. Diesem berühmten 'Handbuch der Urkundenlehre' von Harry Breslau folgten bisher lediglich kürzere Darstellungen, u.a. von Santifaller, Vogtherr, Frenz sowie den bereits oben erwähnten Autoren.
Die Zahl der überlieferten mittelalterlichen Urkunden ist groß. In der Diplomatareihe der MGH sind alle erhaltenen Urkunden der fränkischen und deutschen Könige ediert. Ein Überblick über andere verschiedenartige Urkundeneditionen, die beispielsweise Urkunden von nichtköniglichen Verfassern enthalten, wurde durch Schieffer erstellt. Tafelwerke hingegen, z.B. von Sybel und Sickel, helfen einen Einblick in das ursprüngliche Erscheinungsbild der Urkunden zu bekommen.
Das zentrale Anliegen der hier vorliegenden Arbeit ist die quellenkritische Betrachtung der Urkunde als mittelalterliche Quellengattung. Im ersten Teil dieser Arbeit wird sich dem Thema Urkunde mittels einer Begriffsdefinition sowie ihren Einteilungsmöglichkeiten genähert. Es soll auch ein Blick auf ihre Wissenschaft, der Diplomatik, geworfen werden, so dass im zweiten Teil ein quellenkritischer Zugang zur Urkunde gefunden werden kann. Die äußere und innere Quellenkritik hilft dabei vor allem den Quellenwert der Urkunde zu bestimmen. Um die Ausführungen zur Quellengattung der Urkunde letztendlich zu unterstreichen und abzurunden, soll am Ende und somit im dritten Teil der Arbeit ein konkretes Urkundenbeispiel, nämlich das durchaus sehr interessant erscheinende und vielfach umstrittene Privilegium Ottonianum, analysiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Urkunde und Diplomatik: Eine allgemeine Betrachtung
- Einordnung und Charakterisierung der Urkunde als Quellengattung
- Begriffsdefinition
- Urkundenarten
- Diplomatik
- Einordnung und Charakterisierung der Urkunde als Quellengattung
- Die Urkunde als Quelle: Eine quellenkritische Annäherung
- Äußere Quellenkritik
- Innere Quellenkritik
- Urkundenbeispiel: Privilegium Ottonianum
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit verfolgt das Ziel, die Urkunde als mittelalterliche Quellengattung quellenkritisch zu betrachten. Es wird untersucht, welche Bedeutung Urkunden für die Erforschung des Mittelalters haben und wie sie im Kontext anderer Quellen einzuordnen sind. Die Arbeit beleuchtet die methodischen Ansätze der Diplomatik und die Anwendung der äußeren und inneren Quellenkritik auf Urkunden.
- Begriffsdefinition und Einordnung der Urkunde
- Die Diplomatik als Wissenschaft der Urkunden
- Anwendung der äußeren und inneren Quellenkritik auf Urkunden
- Der Quellenwert von Urkunden für die historische Forschung
- Analyse eines konkreten Urkundenbeispiels (Privilegium Ottonianum)
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung betont die Bedeutung von Urkunden als wichtige Quellen für die Erforschung des Mittelalters und verweist auf die lange Zeitspanne seit der letzten umfassenden deutschsprachigen Darstellung der Urkundenlehre. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit, der von einer Begriffsdefinition und Einordnung der Urkunden über die Diplomatik und die Quellenkritik zu einer Analyse des Privilegium Ottonianum führt.
Urkunde und Diplomatik: Eine allgemeine Betrachtung: Dieses Kapitel ordnet die Urkunde als Quellengattung ein und charakterisiert sie als schriftliches Zeugnis über rechtliche Vorgänge. Es wird zwischen Überresten und Traditionen als Quellenarten unterschieden, wobei die Urkunde den Überresten zugeordnet wird. Die Diskussion über den Grad der Objektivität und Tendenzlosigkeit von Urkunden wird eingeleitet, wobei die unterschiedlichen Perspektiven von Santifaller und Goetz herausgestellt werden. Der hohe Wert von Urkunden für die Erforschung von Rechts-, Verfassungs-, Gesellschafts- und Wirtschaftszuständen wird betont.
Die Urkunde als Quelle: Eine quellenkritische Annäherung: Dieses Kapitel befasst sich mit der quellenkritischen Betrachtung von Urkunden. Es werden die Methoden der äußeren und inneren Quellenkritik vorgestellt und deren Bedeutung für die Bestimmung des Quellenwerts von Urkunden erläutert. Die äußere Kritik konzentriert sich auf die materielle Beschaffenheit und Herkunft der Urkunde, während die innere Kritik den Inhalt und die Glaubwürdigkeit des Textes analysiert. Der Fokus liegt auf der Bewertung der Zuverlässigkeit und Aussagekraft der Urkunde als historische Quelle.
Schlüsselwörter
Mittelalterliche Urkunden, Diplomatik, Quellenkritik, äußere Quellenkritik, innere Quellenkritik, Quellenwert, Rechtsgeschichte, Privilegium Ottonianum, Überreste, Tradition, historische Hilfswissenschaften.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Urkunde und Diplomatik
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit befasst sich quellenkritisch mit mittelalterlichen Urkunden als historische Quellen. Sie untersucht deren Bedeutung für die Erforschung des Mittelalters, ihre Einordnung im Kontext anderer Quellen und die Anwendung der Diplomatik sowie der äußeren und inneren Quellenkritik.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Begriffsdefinition und Einordnung von Urkunden, die Diplomatik als Wissenschaft der Urkunden, die Anwendung der äußeren und inneren Quellenkritik auf Urkunden, den Quellenwert von Urkunden für die historische Forschung und die Analyse eines konkreten Beispiels: das Privilegium Ottonianum.
Wie ist die Hausarbeit strukturiert?
Die Hausarbeit ist in verschiedene Kapitel gegliedert: Einleitung, Urkunde und Diplomatik (mit Unterkapiteln zu Begriffsdefinition, Urkundenarten und Diplomatik selbst), Die Urkunde als Quelle (mit Unterkapiteln zur äußeren und inneren Quellenkritik), ein Kapitel zum konkreten Beispiel des Privilegium Ottonianum und schließlich ein Fazit.
Was versteht die Arbeit unter Diplomatik?
Die Arbeit beschreibt die Diplomatik als die Wissenschaft, die sich mit der Untersuchung und Interpretation von Urkunden beschäftigt. Sie ist somit ein wesentlicher Bestandteil der quellenkritischen Analyse von Urkunden.
Welche Rolle spielt die Quellenkritik in der Arbeit?
Die Quellenkritik, sowohl die äußere als auch die innere, ist zentral für die Bewertung der Urkunden als historische Quellen. Äußere Kritik befasst sich mit der materiellen Beschaffenheit und Herkunft der Urkunde, während die innere Kritik den Inhalt und die Glaubwürdigkeit des Textes untersucht.
Welches konkrete Urkundenbeispiel wird analysiert?
Die Arbeit analysiert das Privilegium Ottonianum als Beispiel für eine mittelalterliche Urkunde und wendet die zuvor erläuterten Methoden der Diplomatik und Quellenkritik auf dieses konkrete Beispiel an.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
(Der genaue Inhalt des Fazits ist in der Zusammenfassung der Kapitel nicht detailliert, aber es wird ein zusammenfassendes Urteil über die Bedeutung von Urkunden als historische Quellen und die Anwendung der beschriebenen Methoden erwartet.)
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Mittelalterliche Urkunden, Diplomatik, Quellenkritik, äußere Quellenkritik, innere Quellenkritik, Quellenwert, Rechtsgeschichte, Privilegium Ottonianum, Überreste, Tradition, historische Hilfswissenschaften.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Die Arbeit richtet sich an Leser, die sich akademisch mit mittelalterlichen Urkunden und der damit verbundenen Methodik der Geschichtswissenschaft auseinandersetzen möchten. Sie ist auf ein wissenschaftliches Publikum ausgerichtet.
- Arbeit zitieren
- Katharina Hüfner (Autor:in), 2010, Die Urkunde - Eine Quellengattung des Mittelalters, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/169296