Die durch den Computer bewirkten maßgeblichen Veränderungen im alltäglichen und beruflichen Leben haben das Entstehen neuer Kommunikationsformen begünstigt, die ihrerseits etliche Besonderheiten mit sich bringen. Auch die Sprachwissenschaftler haben nicht versäumt, ihre Aufmerksamkeit der Kommunikation durch computergestützte Medien zu schenken. Inwiefern dieses gravierende Veränderungen in unserem Sprachgebrauch oder innerhalb des Varietätenraumes mit sich bringt, ist bisher noch nicht hinreichend untersucht worden. In den neunziger Jahren haben amerikanische Sprachwissenschaftler einen allgemeinen Terminus für diese neuen Medienformen eingeführt:computer-mediated communication (CMC) . Analog dazu hat sich im Französischen die Bezeichnung communication médiatisée par ordinateur (CMO) durchgesetzt, im Italienischen wird von einer comunicazione mediata dal computer gesprochen. Teilweise werden diese modernen Kommunikationsmöglichkeiten als defizitär im Vergleich zu herkömmlichen Formen abgestempelt, da sie größtenteils auf altbewährte Schreibtraditionen verzichten. Allerdings erzeugen diese besonderen Bedingungen der CMC Sprachformen, die keineswegs defizitär sind, sondern auffällige Gemeinsamkeiten mit Strukturen des Gesprochenen aufweisen. Eben dieser Gedanke soll mit Hilfe der Terminologie von Koch/Oesterreicher im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit stehen.
Fragen zur generellen Beeinflussung unsrer Sprache durch die CMC können nur am Rande berücksichtigt werden. Im Anschluss an die Erklärung der Koch/Oesterreichschen Termini werden E-Mail, Chat und SMS hinsichtlich ihrer inhärenten Besonderheiten dargestellt, wobei ausgewählte Beispiele aus italienisch– und französischsprachiger Internetkommunikation folgen. An dieser Stelle sollen nähesprachliche Effekte durch Abstufungen im graphischen Medium und dialogische Tendenzen in computergestützten Kommunikationsformen exemplifiziert werden. Ausgewählte Diskussionen von Sprachwissenschaftlern, inwiefern die CMC dem Modell von Koch/Oesterreicher zugeordnet werden kann, bilden den Abschluss dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Neue Kommunikationsformen durch Zeiten des modernen Kommunikationszeitalters
- Computervermittelnde Kommunikationsformen im Rahmen konzeptioneller Mündlichkeit und Schriftlichkeit
- Mündlichkeit und Schriftlichkeit in sprachtheoretischer Sicht
- Allgemeine Merkmale gesprochener Sprache
- Gesprächswörter und äquivalente Verfahren
- Merkmale auf den drei sprachlichen Ebenen
- Charakteristik der computergestützten Kommunikationsformen
- E-Mail (Electronic Mail)
- Chat
- SMS (Short Message Service)
- Konzeptionelle Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Internet
- Nähesprachliche Effekte in der italienischen Computerkommunikation
- lautlicher Bereich
- syntaktischer Bereich
- lexikalisch-semantischer Bereich
- Nähesprachliche Effekte in der französischen Computerkommunikation
- lautlicher Bereich
- syntaktischer Bereich
- lexikalisch-semantischer Bereich
- Diskussion um Verortung der computergestützten Kommunikationsformen im Mündlichkeits-/Schriftlichkeitsmodell
- Kontra Verortung - Erweiterung des Modells
- Pro Verortung - Möglichkeit der Lokalisierung der neuen medialen Formen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den medialen Aspekten von Grammatik und Variation in der computervermittelten Kommunikation in der Romania (CMO/CMC). Sie befasst sich insbesondere mit der Frage, inwieweit die CMO/CMC dem Mündlichkeits-/Schriftlichkeitsmodell von Koch/Oesterreicher zuzuordnen ist. Dabei werden ausgewählte Beispiele aus italienisch- und französischsprachiger Internetkommunikation herangezogen, um nähesprachliche Effekte und dialogische Tendenzen in den computergestützten Kommunikationsformen zu exemplifizieren.
- Die Entstehung neuer Kommunikationsformen im modernen Kommunikationszeitalter durch den Computer
- Die Charakterisierung der CMO/CMC im Rahmen der konzeptionellen Mündlichkeit und Schriftlichkeit
- Die Analyse von nähesprachlichen Effekten in der italienischen und französischen Computerkommunikation
- Die Diskussion um die Verortung der computergestützten Kommunikationsformen im Mündlichkeits-/Schriftlichkeitsmodell
- Die Untersuchung der spezifischen Merkmale der CMO/CMC und ihrer Einordnung in den Kontext der modernen Kommunikationsforschung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit den Veränderungen im Kommunikationszeitalter, die durch den Computer bewirkt werden. Es werden die neuen Kommunikationsformen, die durch die computergestützten Medien entstanden sind, eingeführt und deren Relevanz für die sprachwissenschaftliche Forschung beleuchtet. Das zweite Kapitel fokussiert auf die computervermittelnde Kommunikation im Rahmen der konzeptionellen Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Es wird das Mündlichkeits-/Schriftlichkeitsmodell von Koch/Oesterreicher vorgestellt und auf die Unterschiede zwischen gesprochener und geschriebener Sprache eingegangen. Die folgenden Abschnitte dieses Kapitels analysieren die Charakteristika von drei ausgewählten computergestützten Kommunikationsformen: E-Mail, Chat und SMS. Es werden dabei auch nähesprachliche Effekte in der italienischen und französischen Computerkommunikation untersucht. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Diskussion um die Verortung der computergestützten Kommunikationsformen im Mündlichkeits-/Schriftlichkeitsmodell. Es werden verschiedene Argumente für und gegen die Zuordnung der CMO/CMC zu diesem Modell diskutiert.
Schlüsselwörter
Computervermittelte Kommunikation, CMO/CMC, konzeptionelle Mündlichkeit, konzeptionelle Schriftlichkeit, Mündlichkeits-/Schriftlichkeitsmodell, Koch/Oesterreicher, nähesprachliche Effekte, italienische Computerkommunikation, französische Computerkommunikation, dialogische Tendenzen, Sprachwandel, Kommunikationsforschung.
- Quote paper
- Martina Tauscher (Author), 2009, Mediale Aspekte von Grammatik und Variation, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/168449