1. Einleitung:
Die Gleichstellung von Frauen und Männern in der so genannten ersten Welt ist wohl einer der großen Verdienste des 20. Jahrhunderts. Auch wenn in vielen Bereichen noch Unterschiede zu sehen sind, kann man doch sagen, dass Frauen in unserer Gesellschaft weitgehend die gleiche Wertschätzung und die gleichen Chancen genießen wie Männer. Hier sollen die Bemühungen feministischer Gruppierungen nicht als unnötig dargestellt werden, doch ihre Arbeit zielt eher auf die Eliminierung kleiner Unterschiede. Kleine Unterschiede sind es verglichen zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und verglichen zu anderen Kulturen. In vielen Ländern der 3. Welt ist es traurige Realität, dass Frauen in beinahe allen Lebensbereichen benachteiligt werden. Sei es im Rechtswesen, im Mitbestimmungsrecht in Kommune und Haushalt, sei es im wirtschaftlichen Leben. Soziale Restriktionen, wie zum Beispiel, dass Frauen der Umgang mit Geld nicht gestattet ist, erschweren den Weg zur Gleichstellung. In der Entwicklungspolitik sind Frauen seit Anfang der 1970er Jahre ein Thema (1975-1985 Internationale Frauendekade, vier Weltfrauenkonferenzen). Die Weltfrauenkonferenzen und internationalen Abkommen haben dazu geführt, dass die Frauenrechte als integraler Bestandteil der Menschenrechte festgeschrieben wurden. Dies hat einerseits den Vorteil, dass die entwicklungspolitischen NROs, Frauenverbände, Frauengruppen, Abgeordnete aktiv wurden und andererseits den Nachteil, dass viele Regierungen sich nicht an die Versprechen gehalten haben. Diese Entwicklung seit den 1970er Jahren hängt sicher mit den sozialen Bewegungen in den Industrieländern zusammen, aber auch wirtschaftliche Aspekte sind nicht außer Acht zu lassen. Die Ansiedelung von Produktionsstandorten in Entwicklungsländern erforderte viele Arbeitskräfte, und so war es nicht günstig, wenn nur die Hälfte der Bevölkerung, nämlich nur Männer, am Arbeitsleben teilhaben durfte.
Inhalt
1. Einleitung:
2. Der Gender-Ansatz
3. Die Rolle der Frau in der 3. Welt
4. Entwicklungsziele und ihre Umsetzung
4.1. Bildung für alle Kinder
4.2. Mikrofinanzierung als Mittel zur Gleichstellung von Frauen und Männern
4.3. Verbesserung der Gesundheit von Müttern
5. Fazit
6. Verzeichnisse
1. Einleitung
Die Gleichstellung von Frauen und Männern in der so genannten ersten Welt ist wohl einer der großen Verdienste des 20. Jahrhunderts. Auch wenn in vielen Bereichen noch Unterschiede zu sehen sind, kann man doch sagen, dass Frauen in unserer Gesellschaft weitgehend die gleiche Wertschätzung und die gleichen Chancen genießen wie Männer. Hier sollen die Bemühungen feministischer Gruppierungen nicht als unnötig dargestellt werden, doch ihre Arbeit zielt eher auf die Eliminierung kleiner Unterschiede. Kleine Unterschiede sind es verglichen zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und verglichen zu anderen Kulturen. In vielen Ländern der 3. Welt ist es traurige Realität, dass Frauen in beinahe allen Lebensbereichen benachteiligt werden. Sei es im Rechtswesen, im Mitbestimmungsrecht in Kommune und Haushalt, sei es im wirtschaftlichen Leben. Soziale Restriktionen, wie zum Beispiel, dass Frauen der Umgang mit Geld nicht gestattet ist, erschweren den Weg zur Gleichstellung. In der Entwicklungspolitik sind Frauen seit Anfang der 1970er Jahre ein Thema (1975-1985 Internationale Frauendekade, vier Weltfrauenkonferenzen). Die Weltfrauenkonferenzen und internationalen Abkommen haben dazu geführt, dass die Frauenrechte als integraler Bestandteil der Menschenrechte festgeschrieben wurden. Dies hat einerseits den Vorteil, dass die entwicklungspolitischen NROs, Frauenverbände, Frauengruppen, Abgeordnete aktiv wurden und andererseits den Nachteil, dass viele Regierungen sich nicht an die Versprechen gehalten haben. Diese Entwicklung seit den 1970er Jahren hängt sicher mit den sozialen Bewegungen in den Industrieländern zusammen, aber auch wirtschaftliche Aspekte sind nicht außer Acht zu lassen. Die Ansiedelung von Produktionsstandorten in Entwicklungsländern erforderte viele Arbeitskräfte, und so war es nicht günstig, wenn nur die Hälfte der Bevölkerung, nämlich nur Männer, am Arbeitsleben teilhaben durfte.
Frauen als Schlüsselrolle zur Entwicklung
Heutige Entwicklungsprogramme enthalten beinahe immer einen Gender-Aspekt, denn man hat erkannt, dass Frauen die „Motoren der Entwicklung“ sind. Frauen weisen zum Beispiel ein anders Konsumverhalten auf als Männer und geben tendenziell mehr Geld für die Ausbildung und Gesundheit ihrer Kinder aus. Die bessere Situation der nächsten Generation wirkt sich direkt auf die Entwicklung einer Gesellschaft aus.
Der UN-Generalsekretär Kofi Annan drückt es so aus: „Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist besser als jedes andere Mittel um die Entwicklung eines Landes zu fördern. Durch Gleichstellung könne die Kinder- und Müttersterblichkeit gesenkt sowie die Gesundheit und die Bildung der nächsten Generation verbessert werden“.
(VENRO, S. 13)
Thesen
Im Folgenden sind mehrere Thesen aufgezählt, die sich als roter Faden durch aktuelle Entwicklungstheorien und –praktiken ziehen.
1. Wirkungsvolle Motoren der Veränderung sollen nicht Leute von außen sein, sondern einheimische Frauen und Männer.
2. Ein höheres Einkommen einer Frau wirkt sich direkt auf das Wohlergehen der ganzen Familie aus.
3. Um Gleichstellung zu erreichen, müssen politische und gesellschaftliche Strukturen geändert werden und Verständnis für die Situation benachteiligter Frauen geschaffen werden.
4. Wenn Frauen bessere Bildungschancen wahrnehmen können, wird der Teufelskreis durchbrochen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1
5. Je mehr Frauen eine qualifizierte Berufsausbildung erhalten, umso mehr werden sie sich auch in Führungsebenen etablieren. Frauen sind „Macherinnen“
6. Frauen müssen ihre Zurückhaltung bzw. passive Rolle überwinden um ihren Status zu verbessern.
7. Frauen zeigen einen großen Gemeinsinn wodurch Entwicklungsprozesse nachhaltiger werden.
8. Eine verbesserte Infrastruktur reduziert die Mühen im Haushalt.
2. Der Gender-Ansatz
Bei dem Thema Geschlechtergerechtigkeit werden viele Begriffe benützt, und nicht immer ist es deutlich was sie bedeuten. Viele werden als Synonyme verwendet, jedoch gibt es Unterschiede. Daher wollen wir die häufigsten Begriffe auflisten und kurz erklären.
1. Der Begriff Empowerment umfasst Strategien und Maßnahmen, die Menschen dabei helfen, ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben zu führen. In der Entwicklungszusammenarbeit versteht man darunter einen Prozess, der das Selbstvertrauen benachteiligter Bevölkerungsgruppen stärkt und sie in die Lage versetzt, ihre Interessen zu artikulieren und sich am politischen Prozess zu beteiligen. Im Mittelpunkt steht dabei die Stärkung der vorhandenen Potenziale der Menschen.
2. Frauenförderung bezeichnet Projekte und Programme, die sich speziell an Frauen richten, ihre Lebenssituation direkt verbessern und ihre wirtschaftliche, soziale und politische Benachteiligung verringern sollen. Dies umfasst beispielsweise Weiterbildung, Einkommen schaffende Maßnahmen, Beteiligung an politischen Entscheidungsprozessen und Verbesserung ihrer rechtlichen Stellung.
3. Gender die gesellschaftlich bedingten Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Unterschiedliches Rollenverhalten und tradierte Stereotype fallen genauso darunter wie das Verhältnis zwischen den beiden Geschlechtern. Gender ist sozial und kulturell konstruiert und damit abhängig von den jeweiligen kulturellen, gesellschaftlichen, ökonomischen und historischen Rahmenbedingungen. Da soziale Geschlechterrollen erlernt sind, sind sie auch veränderbar.
4. Bei dem Gender-Ansatz liegt der Fokus auf sozialen Prozessen und Institutionen, die das Ungleichgewicht zwischen Frauen und Männern – meist zum Nachteil von Frauen – verursachen und aufrechterhalten. Zielsetzung des Gender-Ansatzes ist es, durch den Abbau geschlechtsspezifischer Diskriminierung und Empowerment von Frauen sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Entwicklungsprozesse zu sichern.
5. Gender Mainstreaming ist eine prozessorientierte Querschnittsaufgabe - das heißt Geschlechterfragen werden zum integralen Bestandteil des Denkens, Entscheidens und Handelns aller Beteiligten. (vgl. VENRO, S. 21 ff)
3. Die Rolle der Frau in der 3. Welt
Die Rolle der Frau in der Gesellschaft
Überall auf der Welt, aber insbesondere in der 3. Welt herrscht die „Lass-das-die -Frauen-machen-Einstellung.“ „Frauenthemen“ wie Müttersterblichkeit, Hausarbeit, Kindererziehung und Altenpflege betreffen die ganze Gesellschaft, nicht nur Frauen. Daher ist es wichtig, dass auch Männer sich damit auseinandersetzen.
70% der 1,3 Milliarden Armen sind Frauen und 60% aller Frauen sind Analphabeten. Diese Zahlen lassen erkennen, warum Geschlechtergleichstellung eine solch große Präsenz hat.
Das ideale Frauenbild, ist das einer frommen, fügsamen, unterwürfigen, nicht selbstbewussten und demütigen Frau. Weil Frauen nach diesem Ideal leben, ob gewollt oder nicht, fristen sie ein Leben, das ihnen viele soziale Benachteiligungen bringt wie:
- Zu wenig soziale Anerkennung
- Häusliche Gewalt
- Wenig Mitspracherecht
- Zu wenig medizinische Versorgung (niedrige Lebenserwartung, hohe weibliche Säuglingssterblichkeitsrate, hohe Müttersterblichkeitsrate)
- Unterbewertung ihrer Arbeit
- Größere Arbeitslast
- Zu wenig Bildung (kaum weiterführende Bildung, Austritt aus der Schule bei Heirat)
Ein anderes Problem mit dem Mädchen und Frauen zu kämpfen haben, ist die Tradition der Mitgift. Diese besagt, dass die Eltern des Mädchens ihren zukünftigen Schwiegereltern einen relativ großen Geldbetrag bezahlen, was für viele Familien einen hohen finanziellen Aufwand bedeutet. Deshalb werden in einigen Regionen der Welt Mädchen abgetrieben, ausgesetzt und ermordet. Die andere Strategie ist die Kinderheirat, weil die Mitgift dann geringer ausfällt.
Die Rolle der Frau in der Wirtschaft
Frauen und Mädchen tragen 67% der gesamten Arbeitslast wobei das Arbeitsverhältnis Männer-Frauen-Kinder folgendermaßen lautet 31%-51%-16%. Die Frauen erhalten dafür ⅟10 des Welteinkommens, haben nur an einem Prozent des Weltvermögens Anteil und nur 5% der Entwicklungshilfekredite geht an sie.
Frauen sind oft arbeitsüberlastet, weil sie den Haushalt führen müssen, dazu noch für die Subsistenzwirtschaft und die Warenproduktion für den Markt arbeiten müssen um ihre Familie ernähren zu können. Frauen setzen sich einer solchen Arbeitsüberlastung aus, weil dadurch „schließlich Geld reinkommt“. Wenn junge Mädchen vom Land in die Stadt ziehen, um dort zu arbeiten und sich dort den katastrophalsten Arbeitsbedingungen aussetzen, dann auch nur weil dadurch „schließlich Geld reinkommt“ , ihre Eltern in sie „investiert haben“ als sie wegzogen und sie ihre Eltern nicht enttäuschen wollen. Frauen werden sehr oft unterbezahlt, weil sie dem Familienoberhaupt untergeordnet sind bzw. als „mitarbeitend“ behandelt und entlohnt werden. Deshalb erhalten sie ein geringes Einkommen bzw. haben geringe Chancen auf ein Bareinkommen. Zudem ist ihnen der Zugang zu Krediten und Land wegen den strengen Besitz- und Erbschaftsrechten/-gesetzen erschwert. Wenn sie einen Kredit erhalten, dann wird die Kontrolle des Kredits oft innerhalb des Haushalts an den Mann übertragen und in „männliche“ Tätigkeiten wie z.B. den Kauf eines Mopeds investiert. Frauen haben die völlige oder weitreichende Kontrolle über den Kredit, wenn sie verwitwet, alleinstehend oder geschieden sind – ansonsten nur anteilige Kontrolle. Ebenfalls haben sie oft zu wenig Zugang zu einfachen innovativen Technologien. Es gibt einen sehr hohen Frauenanteil im informellen (unregelmäßigen, unsicheren, saisonabhängigen) Sektor. Frauen arbeiten zu sehr in traditionellen Produktionsbereichen, deren Marktchancen besonders gering sind, wie z.B. Brot backen, Nähen, Kleintierhaltung. Eines der größten Probleme ist, dass manche Gesellschaft in der 3. Welt der Ansicht ist, dass Frauen nicht mit Geld umgehen sollten.
4. Entwicklungsziele und ihre Umsetzung
Die Millennium-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen sind acht Entwicklungsziele für das Jahr 2015, die im Jahr 2000 von einer Arbeitsgruppe aus Vertretern der UNO, der Weltbank, der OECD und mehreren Nichtregierungsorganisationen formuliert worden sind. Diese wurden im Rahmen des so genannten Millennium-Gipfels von den Vereinten Nationen verabschiedet.
- Quote paper
- Petra Henning (Author), 2011, Frauen in der 3. Welt - Der lange Weg zur Gleichstellung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/168071