Der Text analysiert Aspekte des Verhältnisses zwischen Kant und Nietzsche zur Musik.
Die Beziehung zwischen Kant und Nietzsche wird oft so interpretiert, als Nietzsche lediglich ein entschiedener Kritiker der Kantischen Philosophie sei. Die Verantwortung für diese Interpretation liegt sicherlich bei Nietzsche selbst. In Der Antichrist schreibt Nietzsche: „Es ist geradezu das Recept zur décadence, selbst zum Idiotismus… Kant wurde Idiot. — Und das war der Zeitgenosse Goethes ! Dies Verhängniss von Spinne galt als der deutsche Philosoph, — gilt es noch!… Ich hüte mich zu sagen, was ich von den Deutschen denke… Hat Kant nicht in der französischen Revolution den Übergang aus der unorganischen Form des Staats in die organische gesehn? Hat er sich nicht gefragt, ob es eine Begebenheit giebt, die gar nicht anders erklärt werden könne als durch eine moralische Anlage der Menschheit, so dass mit ihr, ein-für-alle Mal, die „Tendenz der Menschheit zum Guten“ bewiesen sei? Antwort Kant’s: „das ist die Revolution.“ Der fehlgreifende Instinkt in Allem und Jedem, die Widernatur als Instinkt, die deutsche décadence als Philosophie — das ist Kant!“.
In den Unzeitgemäßen Betrachtungen wird Kants Verurteilung mit Nachdruck ausgedrückt. Er wird nicht als Philosoph betrachtet, sondern als Gelehrter, der als solcher niemals ein Philosoph werden konnte, weil er bis zum Schluss fast wie eine Puppe geblieben ist. Dennoch erkennt Nietzsche Kants angeborenen Genius an. Damit erklärt Nietzsche, dass er Kant eigentlich kein Unrecht tun möchte; er meint nur, dass ein Philosoph nicht nur ein großer Denker wie Kant ist, sondern auch ein wahrer Mensch. Der große Denker lässt Konzepte, Meinungen, vergangene Dinge und Bücher zwischen sich und die Dinge treten, weil er für die Geschichte geboren ist und daher die Dinge nicht zum ersten Mal sehen kann, noch kann er eine solche Sache sein, die zum ersten Mal gesehen wird.
In Versuch einer Selbstkritik, Punkt 6, bedauert Nietzsche, dass er in Die Geburt der Tragödie keine eigene Sprache verwendet hat, die es ihm ermöglicht hätte, so persönliche und gewagte Vorstellungen auszudrücken. [...]
- Arbeit zitieren
- Piero Giordanetti (Autor:in), 2025, Bemerkungen zu Nietzsche, Kant und der Musik, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1672573