„Das Ausmaß weißer Flecken auf einer Landkarte stellt sich oft erst dann heraus, wenn man ein neues Land tatsächlich betritt.“ Im Rahmen dieser Arbeit geht die „Reise“ in das „neue Land“ des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes, wobei die „Landschaft“ der Bilanzierung latenter Steuern erkundet werden soll.
Das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) stellt die umfangreichste und bedeutendste Reform des deutschen Bilanzrechts der letzten 25 Jahre dar. Ziel dieses Gesetzes ist die Verbesserung der Informationsfunktion des handelsrechtlichen Jahresabschlusses, um das deutsche Bilanzrecht für den Wettbewerb mit der internationalen Rechnungslegung der IFRS zu stärken. Darüber hinaus soll das deutsche Bilanzrecht eine einfachere und kostengünstigere Alternative zu den IFRS darstellen. Das BilMoG führt u.a. zu Veränderungen der Ansatz- und Bewertungsvorschriften für Rückstellungen sowie der Abschaffung der umgekehrten Maßgeblichkeit. Zu den wesentlichsten Neuerungen zählt - neben den zuvor aufgeführten Änderungen - die Neufassung der §§ 274 und 306 HGB zur Abgrenzung latenter Steuern sowohl im handelsrechtlichen Einzel- als auch im Konzernabschluss. Die bilanzielle Abbildung latenter Steuern war eines der umstrittensten Themengebiete im Gesetzgebungsverfahren. Während latente Steuern im handelsrechtlichen Einzelabschluss in der Vergangenheit eher ein „Schattendasein“ fristeten, erfährt die Thematik der latenten Steuerabgrenzung im Zuge des BilMoG aufgrund der Ausdehnung der Abgrenzungskonzeption sowie der durch das BilMoG herbeigeführten zunehmenden Abweichungen zwischen Handels- und Steuerbilanz eine erhebliche Aufwertung. Die mit der Neufassung der §§ 274 und 306 HGB verbundenen Änderungen, wie bspw. die Umstellung auf das bilanzorientierte Temporary-Konzept, die Notwendigkeit der Berücksichtigung steuerlicher Verlustvorträge bei der Berechnung aktiver latenter Steuern, der separate Ausweis latenter Steuern sowohl in der Bilanz als auch in der Gewinn- und Verlustrechnung sowie die umfangreichen Anhangangaben, haben die Komplexität der Ermittlung und Darstellung latenter Steuern deutlich erhöht. Vor diesem Hintergrund soll im Rahmen der vorliegenden Arbeit die Bilanzierung latenter Steuern nach den Vorschriften des BilMoG behandelt und die wesentlichen Neuerungen diskutiert werden. Darüber hinaus soll untersucht werden, ob die im Rahmen des BilMoG verabschiedeten Änderungen mit den Zielsetzungen des BilMoG im Einklang ....
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Gang der Untersuchung
- Das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz
- Grundlegendes zum Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz
- Zielsetzung des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes
- Theoretische Grundlagen der Steuerabgrenzung
- Entstehung und Bedeutung latenter Steuern
- Konzepte der Abgrenzung latenter Steuern
- Timing-Konzept
- Temporary-Konzept
- Vergleich der Abgrenzungskonzepte
- Methoden der Abgrenzung latenter Steuern
- Deferred-Methode
- Liability-Methode
- Klassifizierung von Differenzen
- Zeitlich begrenzte Differenzen
- Quasi-permanente Differenzen
- Permanente Differenzen
- Erfolgsneutral entstandene Differenzen
- Bilanzierung latenter Steuern im Einzelabschluss nach § 274 HGB
- Bedeutung latenter Steuern nach BilMoG
- Ansatz latenter Steuern
- Anwenderkreis
- Ermittlungskonzeption
- Gesamtdifferenzbetrachtung
- Aktivierungswahlrecht und Passivierungspflicht latenter Steuern
- Latente Steuern auf Verlust- und Zinsvorträge sowie Steuergutschriften
- Latente Steuern auf steuerliche Verlustvorträge
- Ansatz latenter Steuern bei bestimmten Sonderfällen
- Erfolgswirksame oder erfolgsneutrale Bildung und Auflösung latenter Steuern
- Bewertung latenter Steuern
- Relevanter Steuersatz
- Abzinsung
- Ausweis latenter Steuern
- Ausweis in der Bilanz
- Sonderposten eigener Art
- Saldierungswahlrecht
- Ausweis in der GuV
- Ausweis im Anhang
- Ausschüttungssperre nach § 268 Abs. 8 HGB
- Latente Steuern bei kleinen Kapitalgesellschaften und Nicht-Kapitalgesellschaften
- Latente Steuern bei ertragsteuerlichen Organschaften
- Abschließender Vergleich der Regelungen vor und nach BilMoG
- Besonderheiten bei Personengesellschaften i.S.d. § 264a HGB
- Steuerliche Besonderheiten bei Personengesellschaften
- Auswirkungen der steuerlichen Besonderheiten auf die Ermittlung latenter Steuern
- Abgrenzung latenter Steuern auf Ebene der Personengesellschaft
- Relevanter Steuersatz
- Ermittlung der temporären Differenzen
- Auflösung der temporären Differenzen
- Berücksichtigung der Gesamthandsbilanz
- Einfluss der Ergänzungsbilanzen
- Einfluss der Sonderbilanzen
- Abgrenzung latenter Steuern auf Ebene der Mitunternehmer
- Beschränkt haftende Personengesellschaft als Mitunternehmer
- Kapitalgesellschaften als Mitunternehmer
- Bilanzierung latenter Steuern im Konzernabschluss nach § 306 HGB
- Ansatz latenter Steuern
- Grundlagen
- Abgrenzung latenter Steuern aus Konsolidierungsmaßnahmen
- Latente Steuern aus der Kapitalkonsolidierung nach § 301 HGB
- Latente Steuern aus der Schuldenkonsolidierung nach § 303 HGB
- Latente Steuern aus der Zwischenergebniseliminierung nach § 304 HGB
- Latente Steuern aus der Aufwands- und Ertragskonsolidierung nach § 305 HGB
- Ausnahmen vom Ansatz latenter Steuern
- Geschäfts- oder Firmenwert bzw. passiver Unterschiedsbetrag
- Outside basis differences
- Bewertung latenter Steuern
- Ausweis latenter Steuern
- Ausweis in der Konzernbilanz
- Ausweis in der Konzern-GuV
- Ausweis im Konzernanhang
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Bilanzierung latenter Steuern nach dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG). Sie analysiert die Entstehung und Bedeutung latenter Steuern, die verschiedenen Konzepte und Methoden ihrer Abgrenzung sowie die Bilanzierungsvorschriften im Einzel- und Konzernabschluss.
- Die Auswirkungen des BilMoG auf die Bilanzierung latenter Steuern
- Die Abgrenzungskonzepte und -methoden für latente Steuern
- Die Bilanzierungsvorschriften für latente Steuern im Einzelabschluss
- Die Bilanzierungsvorschriften für latente Steuern im Konzernabschluss
- Besondere Aspekte der Bilanzierung latenter Steuern bei Personengesellschaften
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung der Arbeit vor und skizziert den Gang der Untersuchung. Kapitel 2 erläutert das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz und seine Zielsetzung. Kapitel 3 behandelt die theoretischen Grundlagen der Steuerabgrenzung, einschließlich der Entstehung und Bedeutung latenter Steuern, der Abgrenzungskonzepte und -methoden sowie der Klassifizierung von Differenzen. Kapitel 4 beleuchtet die Bilanzierung latenter Steuern im Einzelabschluss nach § 274 HGB, wobei insbesondere die Bedeutung latenter Steuern nach BilMoG, der Ansatz, die Bewertung und der Ausweis latenter Steuern sowie spezielle Anwendungsfälle betrachtet werden. Kapitel 5 widmet sich den Besonderheiten bei Personengesellschaften im Sinne des § 264a HGB und analysiert die steuerlichen Besonderheiten sowie deren Auswirkungen auf die Ermittlung latenter Steuern. Kapitel 6 behandelt die Bilanzierung latenter Steuern im Konzernabschluss nach § 306 HGB und untersucht den Ansatz, die Bewertung und den Ausweis latenter Steuern im Konzernabschluss. Die Schlussbetrachtung fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Latente Steuern, Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG), Steuerabgrenzung, Differenzen, Einzelabschluss, Konzernabschluss, Personengesellschaften, Mitunternehmer, Steuerliche Besonderheiten, Konsolidierungsmaßnahmen, Outside basis differences.
- Quote paper
- Maria Brüggemann (Author), 2010, Die Bilanzierung latenter Steuern nach dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG), Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/167122